Berlin (dpa) - Von Einsicht oder Reue weiter keine Spur: Lance Armstrong hält sich und die Radprofis seiner Epoche nicht für größere Betrüger als Sportler zu anderen Zeiten.
«Meine Generation war nicht anders als andere», sagte der des Dopings überführte, gesperrte und inzwischen geständige Amerikaner dem Onlinedienst cyclingnews.com. Im ersten Interview nach seiner TV-Beichte behauptete Armstrong, dass schon immer betrogen wurde. «Keine Generation ist davon ausgenommen oder 'sauber'. Nicht die von Merckx, Hinault, LeMond, Coppi, Gimondi, Indurain, Anquetil, Bartali oder die meine.»
Dem 41-Jährigen waren 2012 alle seine sieben Siege bei der Tour de France aberkannt worden - die US-Anti-Doping-Agentur USADA hatte ihm in einem mehr als 1000 Seiten starken Bericht jahrelanges Doping und Handel mit illegalen Substanzen nachgewiesen. Bei Star-Talkerin Oprah Winfrey räumte Armstrong dann erstmals in seiner Karriere Doping ein.
Für den Auftritt hatte er viel Kritik geerntet, vor allem weil er bei seinen Aussagen nicht über den Wissensstand des USADA-Berichts hinausging und auch keine Helfer oder Hintermänner nannte. «Ich habe niemanden 'geschützt'», betonte Armstrong bei cyclingnews.com in dem via Email geführten Interview. «Ich wollte dort über mich sprechen, meine Erfahrung, meine Fehler.»
Nach dem jahrelangen Leugnen will der Texaner nun nach eigenen Worten sogar bei der Säuberung der Sportart helfen. «Obwohl ich das Auge des Orkans war, geht es hier nicht um einen Mann, ein Team, einen Teamchef. Hier geht es um Radsport und um ehrlich zu sein, um ALLE Ausdauersportarten. Einen Mann öffentlich zu lynchen, wird dieses Problem nicht lösen», fand der langjährige Radsport-Dominator.
Armstrong plant offenbar, mit der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA zusammenzuarbeiten. Eine Kooperation mit der amerikanischen USADA, die ihn zu Fall gebracht hatte, lehnt er ab. Auf den Weltverband UCI, dem Armstrong während seiner aktiven Zeit sehr nahe stand, setze er ebenso nicht mehr. «Die UCI hat keinen Platz an dem Tisch», sagte er.
Den Verbands-Präsidenten Pat McQuaid griff der frühere Superstar scharf an. Dieser hatte nach Bekanntwerden der Affäre und der finalen Aberkennung der Tour-Titel betont, Armstrong habe «keinen Platz mehr im Radsport». Dem Iren gehen es nur noch darum, seine eigene Haut zu retten, fand Armstrong inzwischen und ergänzte: «Armselig.»