Aigle (rad-net) - Auf Initiative von Swiss Cycling hat der Radsport-Weltverband die Regeln für die Start-Erlaubnis bei Rennen der MTB UCI Junior Serie (UJS) korrigiert. Der jeweilige Gastgeber-Verband bekommt jetzt die Möglichkeit mehr als die bisher vorher vorgesehen zehn Sportler in die Rennen zu schicken. Das ist auch im Sinne der Verantwortlichen beim Bund Deutscher Radfahrer (BDR).
Das Glück zwei Rennen der UCI Junior Serie (UJS) auf eigenem Boden austragen zu dürfen, erwies sich für den Schweizer Radsport-Verband Swiss Cycling im Herbst plötzlich als großes Handicap. Noch viel mehr dadurch, dass man das Ötztal Bike-Festival in Haiming (Österreich) in die Schweizer Serie integrierte und auch der Event für Rennen der UJS vorgesehen ist. Damit hätte man in der U19 eigentlich drei von sieben Rennen nicht für die Proffix Swiss Bike Cup-Serie werten können, weil bei den UJS-Rennen nur maximal zehn Vertreter des Gastgeberlandes hätten starten dürfen.
Die Initiative für eine Begrenzung der Starter-Zahlen war von einigen mitteleuropäischen Verbänden ausgegangen, weil 2016 zum Beispiel in Montichiari 245 (männliche) Junioren auf der Startliste standen, aber nur 20 am Ende Punkte bekommen.
Allerdings, das bekennt auch Junioren-Nationaltrainer Marc Schäfer, hat man damals nicht daran gedacht, dass bei einer Beschränkung auch die Wertung der Rennen innerhalb der nationalen Serie kaum mehr möglich sein würde. Mit der Frage konnte man sich allerdings auch nicht mehr auseinandersetzen, denn die Regeländerung wurde erst publik, nachdem sich die Events, beziehungsweise die nationalen Verbände bereits als Rennen der UCI Junior Serie beworben hatten und ausgewählt waren.
Swiss Cycling informiert den BDR
In Deutschland verlor das Problem etwas an Brisanz als klar wurde, dass Bad Säckingen als einziges deutsches Rennen der UCI Junior Serie, 2017 nicht Teil der Bundesliga-Serie sein würde. Auch wenn man natürlich gerne allen deutschen Nachwuchs-Bikern die Chance geben wollte, auf dem technisch herausfordernden Kurs einen Wettkampf zu bestreiten.
Swiss Cycling machte eine Eingabe an die UCI und informierte den BDR freundlicherweise über die Änderung, die da ohne Information an die Verbände ins Regelwerk eingefügt wurde. Übrigens schon die zweite Änderung, denn bereits im Dezember wurden die Mitglieder von UCI-Teams als startberechtigt mit aufgenommen und auch die Trikot-Frage für das B-Team (die zweiten Fünf des Veranstalters) wurde über das Nationaltrikot hinaus geöffnet.
Wer darf jetzt tatsächlich mitmachen?
1. Alle, die 20 und mehr Punkte in der Junioren-Weltrangliste besitzen
2. Fünf Fahrer, die vom Verband nominiert werden
3. Mitglieder von UCI Elite Teams oder UCI Teams
4. Über das B-Team alle Lizenzinhaber des jeweiligen Verbands, wenn der mit dem Veranstalter die Öffnung regelt und ausschreibt. Der Verband schreibt dann auch die Trikot-Frage vor – oder eben nicht.
Theoretisch wäre eine Begrenzung auf 20, 40 oder welche Anzahl auch immer, möglich. «Aber dafür haben wir keine faire Schnittstelle», sagt Marc Schäfer. Beim Bund Deutscher Radfahrer geht man davon aus, dass in Bad Säckingen alle deutschen Junioren ohne Restriktionen (außer Lizenz) fahren dürfen. Auch Veranstalter Ralf Schäuble sagt: «Wenn das jetzt möglich ist, dann werden wir das auf jeden Fall machen.»
Der neue Schweizer MTB-Disziplinen-Verantwortliche Pascal Seydoux hat sich gegenüber dem BDR in die gleiche Richtung geäußert: Keine Restriktionen für Schweizer bei den Rennen in Gränichen und Muttenz. In Haiming kann Swiss Cycling das allerdings nicht erlauben, da betrifft das nur Österreicher.
Werden dann wieder so viele Junioren am Start sein wie 2016?
Nicht ganz, aber trotzdem sehr viele. Aus den Nachbar-Ländern können ja nur begrenzt Sportler anreisen. Da fallen einige weg. Weil im Frühjahr so viele Rennen sind, wählen die Verbände vielleicht auch gezielter aus. Wenn man mit 20 Nationen kalkuliert, kommt man in die Nähe von 100 Junioren. Plus die Nationalen. Das wären in Deutschland dann plus minus 60. Irgendwo zwischen 140 und 170 Fahrern dürfte sich das Feld in Bad Säckingen einpendeln.
Für die Gold Trophy Sabine Spitz drängt Bundestrainer Marc Schäfer auch auf eine Anpassung der Startphase. Die war dort schon in den vergangenen Jahren ein Problem, als es in den ersten Singletrail ging. «Wir haben Möglichkeiten einen Startloop oder eine veränderte Startrunde einzurichten», erklärt Schäuble, «die Startrunde wollte ich sowieso verändern, nicht nur für die Junioren.»
Man muss zwar noch abwarten, wie es sich in der Praxis entwickelt, aber die Starterfelder bleiben vermutlich größer als sinnvoll. Zumindest so lange die UCI ein Punkteraster auf die Rennen anlegt, das bei Platz 25 endet. Und so von Startplatz 130 auch hundert Überholvorgänge letztlich ohne Effekt auf künftige Rennen bleiben.
Prinzipiell findet Marc Schäfer gut, dass es die Öffnung jetzt gibt, er kritisiert allerdings, dass es darüber keine Information an die Verbände gibt. «Es macht keinen Sinn, wenn ich jeden Tag das Reglement nach Veränderungen überprüfen muss, das sollte einfach aktiv kommuniziert werden. Schließlich müssen wir ja auch planen», sagt Schäfer. Eine schnelle praktikable Lösung für das Problem, hat er auch nicht parat. Im Grunde geht es neben einem internationalen Vergleich für die U19-Fahrer auch um eine faire Startaufstellung für die Europa- und Weltmeisterschaften.
System der FIS könnte helfen
Da würde vermutlich nur eine Anlehnung an das System helfen, das man aus dem Internationalen Skiverband (FIS) kennt. Da werden von den Top Fünf des Klassements die drei mit den besten Punktwerten hergenommen, deren Werte zusammengezählt und durch 3,75 geteilt. Diese Punktzahl bekommt der Sieger und dann, je nach Art des Wettbewerbs, werden die folgenden Platzierten anhand ihrer Abstände auf den Sieger mit Punkten bedacht (es handelt sich um Minus-Punkte).
Das System klingt kompliziert, ist aber weitaus gerechter und funktioniert vom Prinzip her seit Jahrzehnten. Diese Idee ist bei den Verantwortlichen der UCI zumindest schon mal angekommen.