Gränichen (rad-net) - Beim Sieg von Europameisterin Jolanda Neff aus der Schweiz hat die Schönaicherin Elisabeth Brandau beim Swiss Bike Cup in Gränichen Rang fünf belegt. Weltmeister Nino Schurter setzte sich bei den Herren in einem Schlamm-Rennen vor seinen Landsleuten Florian Vogel und Reto Indergand durch. Christian Pfäffle aus Neuffen wurde 16.
In der ersten Runde setzten sich drei junge Schweizerinnen vom Rest der Konkurrenz ab. Linda Indergand und Jolanda Neff (beide 23) und die erst 18-jährige Sina Frei holten bereits auf den ersten 4,44 Kilometern einen beträchtlichen Vorsprung heraus.
Favoritin Neff, die aus dem Trainingslager in Pontresina angereist war, übernahm in der zweiten Runde das Zepter und holte sich einen kleinen Vorsprung heraus. Hinter ihr blieb Sina Frei mit dem Lenker an einem Baum hängen und stürzte. Dabei verdrehte sich der Schalthebel, was kurz darauf einen weiteren Sturz provozierte. Sie musste an der folgenden Technischen Zone einen kurzen Stopp einlegen und Gunn-Rita Dahle-Flesjaa passieren lassen. Damit war das Klassement
auf den ersten vier Positionen nach zwei von fünf Runden gemacht.
«Linda ist in der ersten Runde technisch souverän gefahren. Ich bin ja heute Vormittag aus dem Engadin angereist und wollte es am Anfang nicht gleich übertreiben. Nachdem ich eine Lücke gerissen habe, lief es aber ganz gut. Cool, dass trotzdem meine Leistung abrufen konnte», erklärte Neff, die innerhalb des Swiss Bike Cup jetzt seit 13 Rennen ungeschlagen ist.
Elisabeth Brandau fuhr in der dritten Runde an Sabine Spitz und Irina Kalentieva (Russland) vorbei auf den fünften Platz und verteidigte den bis zum Schluss. «Ich wollte eigentlich gar nicht starten und bin nur mit einem Südafrikaner hierher gekommen, der zur Zeit bei uns wohnt. Aber weil ich schon mal da war, dachte ich: fahr halt mit», erklärte Brandau lachend. «Dass es so gut läuft, damit hätte ich nicht gerechnet. Am Berg hatte ich richtig Druck, von der ersten Runde mal abgesehen. Wahrscheinlich ist es einfach auch eine Kopfsache», meinte
Brandau.
Sabine Spitz, die sich auf solch matschigem Terrain wie dem in Gränichen gewöhnlich nicht so wohl fühlt, hielt sich nach einigen Tagen Trainingspause zwar gut, konnte am Schluss aber Brandau nicht mehr den fünften Platz abjagen. Hanna Klein wurde Elfte und war mit ihrem Rennen nicht ganz unzufrieden. «Teilweise hatte ich guten Druck auf dem Pedal und Berg runter hat es Spaß gemacht», meinte die Superior-Fahrerin. «Vom Gefühl her war es ein ganz gutes Rennen.»
Herrren: Pfäffle erneut stark
Ein kleiner Fehler von Florian Vogel war es, der das Rennen zugunsten von Nino Schurter entschied. In der vorletzten Runde rutschte Vogel, der für den gastgebenden RC Gränichen fährt, nur kurz weg. So ging die Lücke im Führungs-Duo auf. Schurter ließ sich die knapp zehn Sekunden Vorsprung nicht mehr nehmen und fuhr nach sechs Runden (à 4,44 km) in 1:23:19 Stunden mit zwölf Sekunden Vorsprung über als Sieger die Ziellinie.
«Schade, dass Flo gestürzt ist. Bis dahin haben wir zusammen gearbeitet. Aber das war heute am Limit für das Material. Und mit den Augen hat man auch Mühe bekommen», erklärte Schurter im Ziel.
Kurz vor dem Herren-Rennen geht in Gränichen ein starker Regenschauer nieder, der den bereits antrocknenden Boden wieder aufweichte und Mensch, wie Material extrem beanspruchte.
Christian Pfäffle lieferte bei Bedingungen, die ihm eigentlich nicht liegen, erneut eine starke Vorstellung ab. Trotz Prüfungen in dieser Woche und in den kommenden beiden Tagen, durch die er das Training deutlich reduzierte, arbeitete sich Pfäffle von Rang 29 nach Runde eins bis auf den 13. Platz nach vorne. So ging er in die letzte Runde. Auf dieser letzten Schleife stürzte der Neuffener jedoch gleich zweimal und nicht gerade harmlos. Einmal ging er über den Lenker. «Vielleicht habe ich am Berg etwas zu viel investiert, weil ich in den Anstiegen möglichst viel überholen wollte», meinte Pfäffle. So verlor er wieder drei Positionen und kam mit 5:54 Minuten Rückstand als 16. ins Ziel, 20 Sekunden
hinter diesem 13. Rang.
Pfäffle hatte von der ersten Runde an Probleme mit der Schaltung, die immer erst nach mehreren Versuchen dahin sprang, wo er sie haben wollte. Allerdings war er mit solchen Schwierigkeiten bei diesem Wetter nicht der Einzige. «Dass ich in der letzten Runde noch die Plätze verloren habe, ist schade. Aber ich bin zufrieden. Ich habe einige Punkte geholt, es hat sich gelohnt, dass ich hergekommen bin», so Pfäffle.
Nicht gelohnt hat sich die Reise ins Aargau für Moritz Milatz. Er stürzte früh im Rennen und die Hinterbremse funktionierte nicht mehr. «Ich wollte bei diesen Bedingungen nichts riskieren», erklärte der Kreidler-Fahrer seine Aufgabe.
U23: Andri Frischknecht macht’s auch mit wenig Luft
Wegen den Weltranglistenpunkten hatte sich der Schweizer U23-Meister Andri Frischknecht für einen Start im U23-Rennen entschieden. Und er nahm gleich in der ersten Runde das Zepter in die Hand. Fast mühelos baute er seinen Vorsprung auf Verfolger Manuel Fasnacht (Fischer Junior Team) aus. Dabei registrierte Frischknecht bereits in der ersten Runde, dass er aus dem Hinterrad Luft verloren hatte. «Das war schon ziemlich wenig drin», bekannte er. Doch trotz eines Sturzes ging es für den Scott-Odlo-Fahrer gut. Ende der vorletzten von fünf Runden entschied er sich bei einem Vorsprung von über einer Minute dann doch zum Wechsel. «Ich dachte, ich tausche mal lieber. Sonst komme ich vielleicht nicht durch», erklärte Frischknecht. Der Wechsel dauerte mit dem ganze Dreck am Bike 40 Sekunden, doch das konnte er ohne weiteres kompensieren und siegte schließlich mit 1:21 Minuten Vorsprung auf Fasnacht. «Sonst ist es schon gut gegangen», meinte Frischknecht.
Luca Schwarzbauer schüttelte im Ziel den Kopf. «Nein, es war so übel heute. Ich hatte Schmerzen ohne Ende und verstehe das gar nicht. Es muss an der Vorbereitung liegen, da finde ich einfach kein System», meinte er kritisch. Er konnte sich zwar von Rang acht nach drei Runden noch um drei Positionen verbessern und mit 2:34 Minuten Rückstand die Ziellinie passieren, doch zufrieden machte ihn das nicht. «Ich war mega unter meinem Niveau», konstatierte er.
Mark Kindler (Link Rad Quadrat) verlor in der letzten Runde durch einen Sturz noch zwei Positionen, war aber mit Platz zehn (+5:26) nicht unglücklich. «Ich bin zufrieden. In der letzten Runde war die Konzentration weg, aber sonst lief es ganz gut. Nur am Start hatte ich Mühe mitzukommen», erklärte Kindler.
U19: Furiose Schlussrunde von Torben Drach - Benz Dritte
Für die meisten Beobachter überraschend, tauchte Torben Drach 27 Sekunden nach dem Franzosen Victor Lab auf der Zielgeradenauf. Der Kirchzartener Lexware-Fahrer war als Siebter in die letzte Runde gegangen, doch er hatte sich das Rennen scheinbar bestens eingeteilt. Vielleicht war die Erklärung aber auch eine andere.
In den ersten Runden hatte er das Wasser seiner Trinkflasche immer in die Säuberung der Schaltung investiert. «Zur Mitte des Rennens ging es mir richtig schlecht», bekannte Drach. Als er dann anfing das Wasser die Kehle hinunter zu stürzen, wurde es zunehmend besser. Von Rang zehn nach drei Runden arbeitete er sich noch furios auf den zweiten Platz nach vorne. Im Ziel angekommen, wusste er gar nicht, wo er gelandet war. «Zweiter? Geil», rief er aus und schmunzelte. «Das Training auf dem WM-Kurs in Nove Mesto diese Woche und die lange Heimfahrt hat natürlich noch im Körper drin gesteckt. Aber Mitte des Rennens bin ich dann auf Hochtouren gekommen», erklärte Drach.
Auf den letzten 200 Metern entschloss er sich auf einer Wiesenpassage zu rennen und überholte dabei noch Lokalmatador Nick Baumann, der drei Sekunden hinter ihm Dritter wurde.
Haley Batten gewann in Gränichen das Rennen der Juniorinnen. Sie verwies die Österreicherin Anna Spielmann, während Nina Benz (Kellys XC Racing) auf Rang drei überzeugen konnte. Nach unglücklich verlaufenen Rennen zuletzt, freute sich Benz über ihren Podestplatz. «Das tut mal wieder gut», meinte sie verschmitzt. Benz war mit dem Nationalkader mit Bundestrainer Marc Schäfer in Nove Mesto gewesen. «Das war cool dort und hat viel gebracht. Ich bin dort ein wenig früher abgereist, um mich auf das Rennen hier vorbereiten zu können. Das
hat sich ausgezahlt», meinte Benz.