St. Wendel (rad-net) - Als eine der Favoritinnen hat Sabine Spitz am Samstag in St. Wendel bei den Europameisterschaften der Mountainbiker im Marathon beste Chancen auf den Titel. Anders als bei den Cross-Country-Rennen ist der Kreis der Titelanwärter auf der Marathon-Distanz allerdings nur schwerz einzugrenzen: Die Langstrecken-Spezialisten treffen auf ihrem Terrain auf eine Anzahl Topfahrer aus der olympischen Disziplin. Dazu kommt der späte Termin der Titelkämpfe, die das Rennen noch offener gestaltet. Entsprechend hält sich auch Sabine Spitz mit einer Einschätzung zu den Chancen auf ihren zweiten EM-Titel zurück: "Meine Saison war sehr erfolgreich und ich wäre nicht enttäuscht, wenn es nicht zu einer Medaille reicht", so die Zweite des Olympia-Testrennens von Peking. "Ein zweiter EM-Titel nach dem in der Cross-Country-Disziplin", so die 35-jährige Südbadenerin, wäre jedoch "nice to have".
Ihre ärgsten Konkurrentinnen kommen wahrscheinlich aus Polen. Maja Wloszczowksa, schon 2003 Marathon-Weltmeisterin, Anna Szafraniec und Magda Sadlecka gehören auf der kürzeren Distanz zur Weltklasse. Pia Sundstedt (Finnland) war im August WM-Dritte im Marathon hinter der Schweizerin Petra Henzi und Sabine Spitz. Doch sie laborierte zuletzt an einem Infekt und wird daher - wenn überhaupt - in St. Wendel kaum in Bestform antreten. Was Sundstedt darüber hinaus nicht entgegen kommt ist der Umstand, dass man in St. Wendel die Strecke umgebaut hat und technisch um einiges schwieriger gemacht hat. Einen Einfluss auf das Rennen werden auch die äußeren Bedingungen haben. Titelverteidigerin Gunn-Rita Dahle-Flesjå (Norwegen) ist nicht am Start.
Bei den Herren lässt sich ganz schwer einschätzen, wer für den Titel in Frage kommt. Marathon-Weltmeister Christoph Sauser (Schweiz) lässt die Saison ausklingen und will "nur bei schönem Wetter" antreten. Sauser hat regelmäßig Probleme wenn es kalt und matschig ist. Titelverteidiger Ralph Näf (Schweiz) hat zuletzt bekundet zu verzichten. Er laboriert seit Wochen an einem Infekt. So gehören seine Landsleute wie Vize-Europameister Thomas Stoll oder der EM-Dritte 2006, Andreas Kugler gewiss wieder zum erweiterten Kreis. Aus deutscher Sicht macht sich Hannes Genze (Sindelfingen) Hoffnungen, dass sein Formtief von der deutschen Meisterschaft nur eine kurze Episode war.
Moritz Milatz (Freiburg) dürfte mit einer gewissen Wut im Bauch in St. Wendel antreten. Er hatte sich durch einen Sturz in St. Ingbert die Chance auf den Deutschen Meistertitel selbst zerstört. "Das Profil in St. Wendel liegt mir genauso wenig, wie das in St. Ingbert aber das ist egal. Ich hoffe auf einen schnellen Start und dass ich da mit komme. Dann ist vieles möglich", sagt Milatz. Der frisch gekürte Deutsche Marathon-Meister Jochen Käß (Weil im Schönbuch) kann locker in die Konkurrenz über 118 Kilometer und 3000 Höhenmeter gehen. "Wenn es geht, dann geht's, wenn nicht, ist es auch egal. Die Frage ist ob die sechs Tage Erholung reichen", meint der 26-Jährige. Mit seinen Teamkollegen Hannes Genze, Tim Böhme (Freiburg) und Torsten Marx (Hechingen), die sich dieselbe Frage stellen, könnte er im günstigen Fall auch taktische Varianten spielen. Dazu kommt als weiterer Alb-Gold-Fahrer noch der Däne Peter Riis Andersen, dem man auch in den erweiterten Kreis der Medaillenanwärter rechnen muss. Erhard Goller