Offenburg (rad-net) - Unter den Topfavoriten sind die deutschen
Mountainbiker beim zweiten Weltcup-Rennen der Saison in Offenburg nicht.
Trotzdem gibt es ein paar aussichtsreiche Kandidaten, die vor am Sonntag ab
14 Uhr vor heimischer Kulisse hoch motiviert sind.
Wolfram Kurschat (Neustadt) und Moritz Milatz (Freiburg) müssten eigentlich
die Hoffnungsträger von Bundestrainer Frank Brückner sein. Doch Kurschat
gibt sich, seiner prächtigen Verfassung zum Trotz, zurückhaltend. "Er
stapelt tief. Die Top 20 hat er sich zum Ziel gesetzt. Vielleicht will er
sich auch selbst etwas Druck wegnehmen", erzählt Brückner. Kurschat hat
Gründe mit seiner Prognose vorsichtig zu sein, obwohl er zuletzt in Heubach
und in Albstadt gezeigt hat, dass er am Berg mit der Weltspitze mithalten
kann. Startposition 49 verhindert, dass er gleich von Beginn mit den
Favoriten mitfahren kann. "Das ist ein ganz anderes Rennen, als wenn ich in
der gleichen Reihe mit Absalon stehe", sagt Kurschat. Und überdies gebe es
in Offenburg nicht den langen Anstieg, an dem er seine Stärke ausspielen
könne. Viel wird also davon abhängen, wie sich der 32-Jährige in der
umkämpften Startphase behaupten kann. Die vielen technischen Passagen wird
er ohnehin dosiert angehen. Vor einem Jahr brach er sich bei einem
Trainingssturz in Offenburg die Hand.
Bei Moritz Milatz hofft der Bundestrainer auch, dass er die steilen
Downhill-Drops etwas gebremst angeht. Der 24-Jährige kennt meistens kein
Pardon und aus "hoch motiviert", kann auch schnell ein "übermotiviert"
werden. Stürze oder Defekte können die Folge sein. Dass mit ihm wieder zu
rechnen ist, hat Milatz in Albstadt gezeigt. Wenn er ohne Probleme
durchkommt, dann ist ein Platz unter den besten 15 auf jeden Fall möglich.
Die anderen Kandidaten für Platzierungen unter den besten 20, und davon gibt
es für deutsche Verhältnisse erstaunlich viele, sind Manuel Fumic, der
aufsteigende Tendenz zeigt, sein Bruder Lado Fumic (beide Kirchheim/T.),
Torsten Marx (Hechingen), der 15. war in Houffalize, Karl Platt (Osthofen),
der als bester Deutscher von Startplatz 13 aus ins Rennen geht und Stefan
Sahm (Mössingen).
Gespannt sein darf man auf René Tann (Suhl). Der U23-Fahrer zeigte zuletzt
bemerkenswerte starke Leistungen auf hohem Niveau.
Bester U23-Fahrer im Weltcup ins U23-Weltmeister Nino Schurter (Schweiz),
der zum Weltcup-Auftakt in Houffalize Sechster war. Im technisch schwierigen
Gelände von Offenburg-Rammersweier wird er wohl erneut vorne zu finden sein.
Als Topfavoriten in der olympischen Cross-Country-Disziplin werden jedoch
die beiden Protagonisten des ersten Weltcups gehandelt. Weltmeister Julien
Absalon (Frankreich) und José Antonio Hermida (Spanien) haben sich in
Belgien ein tolles Duell geliefert. Nach seinem siebten Rang im Albstädter
Bundesliga-Rennen, war Hermida nicht verunsichert. "In Offenburg zählt´s,"
meinte er, während sein Freund Absalon sich durch seinen Sieg bestätigt sah.
Doch die Beiden werden nicht alleine um den Sieg streiten. Den Schweizer
Vizeweltmeister Christoph Sauser muss man in die Reihe der Favoriten zählen,
genauso wie den WM-Dritten Fredrik Kessiakoff (Schweden) oder den Belgier
Roel Paulissen.
Bei den Frauen ruhen die deutschen Hoffnungen in erster Linie auf Sabine
Spitz. Seit 2001 ist die Deutsche Meisterin fast ausschließlich für die
Top-Ergebnisse der deutschen Cross-Country-Biker zuständig. Auch am Sonntag
wird die 35-Jährige im Lager des BDR am höchsten gehandelt. Und dass sie in
Offenburg besonders motiviert ist, das hat verschiedene Gründe. Einer ist
der badische Lokalkolorit. Es ist 13 Jahre her, dass ein MTB-Weltcup in
badischen Gefilden stattgefunden hat. Außerdem ist ihr neues Team Ghost
International in Offenburg zuhause. Und der Kurs kommt ihr entgegen. Das
unrhythmische Gelände auf insgesamt 5,1 Kilometern mit insgesamt vier
Anstiegen, die technisch höchst schwierigen Passagen, verlangen Fähigkeiten,
die Sabine Spitz besitzt.
"Ich werde auf jeden Fall von Beginn an vorne mitfahren und meine Chance
suchen. Auf diesem Kurs ist es wichtig dabei zu sein, um an den richtigen
Punkten attackieren zu können," erklärt die sechsfache Deutsche Meisterin
ihre Strategie. Für einen zweiten Weltcup-Sieg nach 2002 in Vancouver muss
jedoch alles zusammen passen.
Für den letzten deutschen Weltcup-Sieg (Fort William, 2006) zeichnet Nina
Göhl (Freiburg) verantwortlich. Nach gesundheitlichen Problemen in Winter
und Frühjahr ist sie noch nicht so weit, um ganz vorne mitfahren zu können.
Wenn sie unter den besten 15 auftaucht, wäre das für sie ein persönlicher
Erfolg. Auf jeden Fall erwarten darf man dort Ivonne Kraft (Gaggenau). Für
sie ist es nicht nur ein echtes "Heimspiel". Sie gilt als eine der besten
Technikerinnen im Cross-Country-Metier und liebt den Kurs regelrecht.
"Schauen wir mal," sagt sie nur. In Houffalize war sie Zehnte, in Offenburg
darf man sie vielleicht noch weiter vorne erwarten. Katrin Schwing (Mosbach)
ist die vierte Badenerin, die Bundestrainer Frank Brückner unter den besten
25 erwarten kann- sofern sie mit den technischen Schwierigkeiten zurecht
kommt.
Über zwei Jahre lang war der Mountainbike-Weltcup der Damen eine
"One-women-show" von Gunn-Rita Dahle-Flesjå. Die Norwegerin gewann fast nach
Belieben. Doch 2006 entstand ein Bruch. Seit dem Sieg in Spa-Francorchamps
(Belgien) im Mai vergangenen Jahres, konnte Dahle-Flesjå kein Weltcup-Rennen
mehr gewinnen. Gleichzeitig werden die Entscheidungen immer enger, für
Damen-Rennen ungewöhnlich eng. Dafür verantwortlich war einerseits die
Olympia-Zweite Marie-Hélène Prémont (Kanada) und zweitens die Chinesin
Chengyuan Ren. Die 20-Jährige gewann den Weltcup-Auftakt 2007 mit einer
Sekunden Vorsprung auf die Skandinavierin und 14 Sekunden vor der Spanierin
Marga Fullana. Sie alle zählt Sabine Spitz zu ihren Konkurrentinnen. Plus
die russische Vizeweltmeisterin Irina Kalentieva, die zuletzt durch Siege in
Heubach und in Albstadt auffiel.
Bei den Junioren werden Aktive aus 16 Nationen in Offenburg auf die
Weltcup-Strecke gehen und für die deutschen Nachwuchs-Biker ist das nicht
nur eine wichtige Plattform sich zu präsentieren. Unter den Augen der
Bundestrainer Frank Brückner und Peter Schaupp geht es auch um Ergebnisse,
die Argument für eine Nominierung für Europa- und die Weltmeisterschaften
sind.
Wo die deutschen Junioren stehen, lässt sich schwer beantworten, weil es
während der Saison nur selten zu internationalen Vergleichen kommt. Gemessen
an den Leistungen, die Ines Thoma (Wildpoldsried), Katharina Haase
(Böhringen) und Stefanie Andris (Stegen) schon im vergangenen Jahr als
jüngerer Jahrgang gebracht haben, darf man sie auch in Offenburg unter den
besten Zehn erwarten. Thoma hat bisher eine überragende Saison gefahren.
Außerdem ist sie technisch sehr stark, so dass sie vielleicht um einen Platz
auf dem Podium mitfahren kann.
Bei den männlichen Altersgenossen hat sich bisher besonders Thomas
Hai-Bike-Teamkollege Andy Eyring (Haselbach) hervorgetan. Eyring konnte auch
schon im Vergleich mit den 2006 überragenden Schweizern mithalten. Das gilt
auch im fahrtechnischen Bereich, wo die Eidgenossen viele Jahre überlegen
waren. Mit Eyring darf sich auch noch Markus Bauer (Wombach) gute Chancen
ausrechnen vorne mitzufahren.