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27.08.2007 19:17
Medaillenregen für Paralympic-Radsportler in Bordeaux

Bordeaux (rad-net) Eine wahre Medaillenflut regnete bei den paralympischen Weltmeisterschaften vom 19. bis zum 27 August in Bordeaux auf die deutschen Teilnehmer herab. Insgesamt 25 Medaillen, darunter elfmal Gold, elfmal Silber sowie dreimal Bronze, brachten die Athleten um Michael Teuber und Nathalie Simanowski mit nach Hause, schlossen die Nationenwertung hinter Großbritannien auf Platz zwei ab.

Nach dem Beitritt des paralympischen Radsports zum Weltradsportverband UCI wurde die WM in Frankreich erstmals von der UCI durchgeführt. Etwa 400 Athleten aus 40 Nationen bestritten Wettkämpfe auf allerhöchsten Niveau. Gleichzeitig waren die paralympischen Titelkämpfe letzte Standortbestimmung vor den Paralympics in Peking 2008.

Mit großen Ambitionen war Michael Teuber in die WM gestartet, denn für ihn galt es, seine drei Titel aus dem Vorjahr zu verteidigen. Und der Auftakt begann für den 39-Jährigen vielversprechend. In seiner Paradedisziplin auf der Bahn, der 3000 Meter Einerverfolgung, gewann er die Qualifikation in einer Zeit von 4:05,56 Minuten souverän mit zehn Sekunden Vorsprung vor dem Österreicher Alexander Hohlrieder. Bei seinem Goldlauf holte Teuber seinen Finalgegner Hohlrieder in der zehnten von zwölf Runden ein und konnte sich auf 4:04,86 steigern. Das Rennen um den Dritten Platz gewann Dauerkonkurrent Juanjo Mendez aus Spanien vor Newcomer Michael Eaddy aus Australien.

Im 1000-Meter-Bahnzeitfahren war der Australier Greg Ball, Paralympicssieger von Athen 2004, erstmals wieder am Start und legte eine Zeit von 1:23,84 Minuten vor. Teuber, der als Titelverteidiger auf die Bahn ging, hatte in diesem Jahr bereits eine deutlich schnellere Zeit hingelegt. Auf der durch die relative kühle und feuchte Witterung langsamen Bahn von Bordeaux machte Teuber jedoch einen Fehler am Start und kam nicht in sein Rennen. Am Ende lag er mit 1:23,980 Minuten 14 Hundertstel Sekunden hinter Ball, und musste sich mit Silber zufriedengeben. Dritter wurde Alexander Hohlrieder in 1:26,151.

Für die weiteren deutschen Starter gab es auf der Bahn ebenfalls etwas zu feiern: Nathalie Simanowski holte Gold in der Einerverfolgung (LC4-CP3-Klasse) vor Paula Tesoriero (Neuseeland) und Ying-Ping Dong aus China sowie Bronze im 500-Meter-Zeitfahren (LC3-4-CP3) hinter der Australierin Jane Amstrong und Tesoriero.

Im 1000-Meter-Zeitfahren der Männer der LC1-Klasse ging die Silbermedaille an Mario Hammer, in der Einverfolgung gingen zudem durch Wolfgang Sacher mit Bronze und Tobias Graf mit Silber zwei weitere Medaillen auf das deutsche Konto. Nach zwei Tagen Wettkampfpause begannen schließlich die Straßenwettbewerbe mit dem Einzelzeitfahren über 19,8 Kilometer. Titelverteidiger Michael Teuber ging als Letzer an den Start, eine Minute vor ihm wurde der Vorjahres-Zweite Juanjo Medenz auf die Strecke geschickt. Der vermeindlich stärkste Konkurrent, Alex Hohlrieder, der im Zeitfahren in diesem Jahr bereits bis auf 20 Sekunden an Teuber heran gekommen war, startete eine weitere Minute davor. Teuber versuchte bei einsetztendem Regen das Rennen zu kontrollieren und nicht unnötig riskant zu fahren. Zunächst schien die Taktik aufzugehen, Teuber holte Mendez bei Kilometer 15 ein, Hohlrieder lag zurück und stürzte später sogar in einer Kurve. Nach der Zieldurchfahrt wurde Teuber in einer Zeit von 31:01,15 Minuten als Sieger aufgerufen. Dann kam jedoch alles anders. Die zunächst in der weniger gehandicappten Klasse LC3 eingestuften Rennfahrer Paolo Vigano aus Italien und dem US-Amerikaner Anthony Zahn wurden überraschend in Teubers Klasse gewertet und belegten die Ränge eins und drei. Teuber kam mit 2,73 Sekunden Rückstand auf den Silberrang. Hohlrieder und Mendez verloren ihre Podiumsplatzierungen.

Im Straßenrennen über 49,5 Kilometer musste der anspruchsvolle, vom Zeitfahren bekannte Kurs fünfmal durchfahren werden. Als Favoriten wurden Sprint-Ass Pierre Senska, Mendez und der Titelverteidiger Hohlrieder gehandelt. In der hektischen Startphase drückten Hohlrieder und Mendez aufs Tempo. Am Ende der zweiten Runde bildete sich eine fünfköpfige Spitzengruppe, der auch Teuber, Senska und Vigano angehörten. In der dritten Runde attackierte Teuber erstmals und Hohlrieder fiel zurück. An einer giftigen Steigung 300 Meter vor dem Ziel setzte dann der junge Pierre Senska, der sich bis dahin kaum vorne zeigte, seine Attacke. Der mit Problemen kämpfende Mendez fiel schnell zurück und auch Vigano konnte dem harten Antritt nichts entgegensetzten. Teuber zog zwar mit, konnte sich aber im Zielsprint nicht mehr an dem schnellen Berliner vorbei schieben und holte zeitgleich mit Senska seine dritte Silbermedaille.

Neben Senksa konnten Max Weber (HC B), Tobias Graf (LC 3) und Andrea Eskau (HC C) den Weltmeistertitel im Straßenrennen für sich verbuchen. Stefan Bäumann (Bronze HC B), Norbert Koch (Silber HC C)) Matthias Neumann (Silber CP1), Nathalie Simanowski (Silber LC 3-4/CP 3) und Dorothee Vieht (Silber HC C) stockten das Medaillenkonto weiter auf. Im Zeitfahren holten des Weiteren Klaus Lungerhausen (CP 4), Eskau (HC C), Barbara Weise (CP 1-2) und Simanowski (LC3-4/CP 3) Gold, Wolfgang Sacher (LC 1) („Ein Wahnsinn, das hätte ich nie geglaubt.“) sowie Vieht (HC C) Silber.“

„Ich hatte mir für die WM viel vorgenommen, aber nicht alle meine Hoffnungen wurden erfüllt. Mit der Verfolgung bin ich sehr zufrieden und auch im Straßenrennen habe ich eine gute Leistung gezeigt und mich im Vergleich zum Vorjahr verbessert. Im 1000-Meter-Bahnzeitfahren habe ich den Titel durch eigene Fehler vergeben. In meiner Lieblingsdisziplin, dem Straßenzeitfahren wurde meine auf ein sicheres Rennen ausgelegte Taktik durch den Start eines unbekannten Fahrers durchkreuzt. Dennoch bin ich mit der WM zufrieden, ich bin Weltmeister und in jeder Diszipin vorne dabei. Wir haben in vier sehr verschiedenen Disziplinen verschiedene Weltmeister. Das zeigt, dass die Konkurrenz nicht schläft und die Spezialisierung weiter Einzug hält“, zog Teuber ein WM-Fazit. Im November plant das Paralympics-Team nun die Teilnahme an den Panamerikanischen Meisterschaften. Quelle: Nicole Bitter

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