Montargis (dpa) - Tom Boonen hat seinen Bezwinger gefunden: Der Australier Robbie McEwen hat den Belgier im Massensprint der 5. Etappe der 92. Tour de France geschlagen und dessen dritten Etappensieg verhindert.
Zwei Tage zuvor war Mc Ewen noch wegen unfairer Fahrweise von Platz drei auf Rang 186 strafversetzt worden. Mit seinem Erfolg auf dem 5. Tagesabschnitt hat sich der Australier für die seiner Meinung nach unberechtigte Bestrafung revanchiert. «Das hat mich schon sehr gefrustet. Ich habe heute gezeigt, wer der Schnellste ist», meinte der Sieger McEwen. «Es war mir eine besondere Genugtuung, Boonen zu schlagen.» Trotzdem behauptete der Belgier seine Führung im Punkteklassement Im Ziel blieb dem Norweger Thor Hushovd in Montargis nach 183 Kilometern der dritte Platz.
Die Kandidaten für den Gesamtsieg, Lance Armstrong, Jan Ullrich, Alexander Winokurow und Ivan Basso, verlebten einen relativ unbeschwerten Tag und behielten ihre Positionen im Gesamtklassement. Spitzenreiter Armstrong, weiter 1:36 Minuten vor Ullrich, scheint seine Kräfte zu bündeln für das Heimspiel seines Herausforderers vom T-Mobile-Team in Karlsruhe und Pforzheim am Freitag und Samstag.
«Die Stimmung bei uns wird immer besser. Besonders nach unserer Leistung beim Mannschaftszeitfahren, die uns nur wenige zugetraut haben. Der Tour-Abstecher nach Deutschland motiviert uns sehr», sagte T-Mobile-Teamsprecher Christian Frommert. «Das war ein schöner Arbeitstag heute. Toi, toi, toi sind wir ohne Sturz über die Runden gekommen, obwohl es wie immer wieder ein bisschen hektisch war», meinte Ullrich, der Tour-Triumphator von 1997.
Lange waren vier Ausreißer vorne. Sie profitierten vom anfangs sehr gemäßigten Tempo. Aber die Sprinter-Teams duldeten das nur für eine gewisse Zeit. Sie sorgten elf Kilometer vor dem Ziel für einen Zusammenschluss, so dass es zum dritten Massensprint dieser Tour kam. Nach Armstrongs Meinung könnte sich dieses Szenario noch einige Male wiederholen: «Ich glaube, Boonen will noch einige Etappen gewinnen. Das kann uns nur recht sein, dann ist mein Team bei der Verteidigung des Trikots nicht so gefordert, weil auch andere in der Verantwortung stehen.»
80 Kilometer vor dem Ziel wurden der Vorjahresdritte Basso, der T- Mobile-Kletterer Giuseppe Guerini und andere wegen eines harmlos verlaufenen Sturzes im Feld aufgehalten. Sofort waren beim italienischen CSC-Fahrer, der als einer der aussichtsreichsten Armstrong-Herausforderer gilt, fünf Helfer und fuhren ihn wieder heran. Bassos Team-Kollege David Zabriskie (USA), der sich beim Mannschaftszeitfahren bei seinem Sturz an der Hüfte und am Knie verletzte, hatte das Rennen am Morgen aufgenommen und erreichte das Ziel trotz seiner Handicaps ohne Zeitverlust.
Armstrong war ohne das Gelbe Trikot an den Start in Chambord gegangen, was als Geste für Zabriskie zu werten ist. Während der Fahrt wechselte der Rekordsieger aber seine Oberbekleidung und war wieder weithin sichtbar als Spitzenreiter auszumachen. Im Vorjahr hatte Armstrong das Trikot auch im Mannschafts-Zeitfahren erobert, am Folgetag aber gleich wieder an den Franzosen Thomas Voeckler abgegeben, der seine Landsleute dann zehn Tage in Verzückung versetzt hatte. Diesmal haben die Gastgeber keinen Grund zur Freude, nicht nur wegen der Niederlage von Paris bei der Olympia-Wahl für 2012.
Von den ersten 17 des Gesamtklassements kommen nur zwei Fahrer nicht aus den Teams Discovery Channel und CSC: Winokurow auf Rang sieben und der 14. Ullrich. Bester der 16 deutschen Tourstarter bleibt der Berliner Jens Voigt auf dem dritten Platz. Seine lediglich 1:04 Minuten Abstand zu Armstrong lassen Spielraum für Angriffe auf das Gelbe Trikot in den nächsten Tagen. Sein Teamchef Bjarne Riis kündigte am Mittwoch nach der Etappe an: «Jens wird es probieren.»