Revel (dpa) - Peter Sagan musste sein schulterlanges Haar bändigen, nachdem ihm im Ziel der zehnten Etappe der 103. Tour de France das Grüne Trikot übergestreift wurde. Dann rang sich der Weltmeister, der im Tagesklassement mit Rang zwei zufrieden sein musste, doch noch zu einem Lächeln durch.
Ganz anders der Tagessieger Michael Matthews, der Sagan auf der Zielgerade von Revel nach 197 Kilometern niedergerungen hatte. Der 25 Jahre Australier vom Orica-BikeExchange-Team strahlte. «Ein Traum ist wahr geworden. Nachdem ich im Vorjahr bei der Tour auf der dritten Etappe schwer stürzte, war das heute ein Super-Tag», sagte der Sieger von Revel, der im Endspurt einer Sechser-Spitzengruppe als letzter antrat, ganz cool an Sagan vorbeifuhr und bei seinem zweiten Tourstart zu seinem ersten Etappensieg raste. Matthews wird in der nächsten Saison mit dem Giant-Alpecin-Team in Verbindung gebracht.
Der Träger des Gelben Trikots, Vorjahressieger Chris Froome aus Großbritannien, verlebte einen eher ruhigen Tag und stellt sich gedanklich schon auf die entscheidenden Einsätze am Donnerstag und Freitag. «Ein bisschen frischer fühle ich mich nach dem Ruhetag schon. Ich lag gestern viel im Bett und habe nur locker zwei Stunden trainiert. Morgen sind in Montpellier wohl wieder die Sprinter dran - für mich sind die Tage danach, die Etappe auf den Mont Ventoux und das Zeitfahren die nächsten großen Ziele», erklärte Froome.
Sagan, der wohl stärkste Fahrer am Dienstag, verpasste im Ziel der zehnten Etappe seinen zweiten Etappenerfolg. Dafür übernahm der Tinkoff-Kapitän von Mark Cavendish wieder das Grüne Trikot mit 242 Punkten. Froome verteidigte seinen 16-Sekunden-Vorsprung vor seinem Landsmann Adam Yates ohne Mühe. Das Fahrerfeld mit dem Briten an der Spitze passierte den Zielstrich 9:39 Minuten nach dem Tagessieger.
Vincenzo Nibali, der auch in der Spitzengruppe fuhr, verpasste erneut die Chance auf einen Etappensieg. Als Sagan im Finale das Tempo der Ausreißergruppe erneut steigerte, konnte der Giro-Gewinner aus Sizilien nicht mehr folgen.
25 Kilometer vor dem Ziel hatte Sagan für eine Selektion gesorgt, nur noch sieben Fahrer hielten seinem Tempo stand. Auf der kurzen Abfahrt von der letzten Steigung verlor die Spitzenformation zwei weitere Fahrer. Aber auf der Zielgeraden reichten die Kräfte Sagans nicht mehr ganz - der Puncher Matthews war nicht zu schlagen. «Ja, so läuft das eben. Natürlich wollte ich mehr. Wenigstens habe ich da Grüne Trikot wieder», sagte ein nicht sehr glücklich wirkender Sagan im Ziel.
Die deutschen Topsprinter Marcel Kittel und André Greipel hatten sich ein wenig verrechnet. Sie hatten mit einem Tagessieg geliebäugelt, obwohl nach dem Start in Andorra ein Anstieg der ersten Kategorie (Escalades Engordany) zu meistern war. Aber das Feld blieb nicht, wie von ihnen erhofft, zusammen. An dieser Steigung hatten sich die Ausreißer formiert.
Der kleine Zielort zwischen Toulouse und dem Mittelmeer war in früheren Tourzeiten ein gutes Pflaster für deutsche Profis. Der kürzlich verstorbene Rudi Altig feierte am 3. Juli 1966 in Revel einen Etappensieg, und Karl-Heinz Kunde übernahm am selben Tag das Gelbe Trikot.
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