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10.11.1999 08:16
Martinello/Kappes gewinnen in München

Nach der taktischen Meisterleistung auf der Bahn knallten bei Andreas Kappes und Silvio Martinello die Korken. Wie Feuerwehrleute spritzten der Kölner und sein italienischer Partner nach der Siegerehrung beim 36. Münchner Sechs-Tage-Rennen mit riesigen Magnum-Flaschen um sich, überschwemmten erst die Bahn, begossen sich dann selbst und machten letztlich Zuschauer und Gegner nass. Als Höhepunkt stopfte der Drittplatzierte Robert Bartko (Potsdam) dem ohnehin schon klatschnassen Kappes eine volle Flasche vorn in die Radlerhose. Bei der abschließenden 75-minütigen Jagd hatten Kappes und Martinello die Gegner bereits wie begossene Pudel aussehen lassen. Mit zwei fulminanten Rundengewinnen binnen sieben Minuten setzten sich der 34 Jahre alte Kappes und sein zwei Jahre älterer Kollege überraschend früh ab und demoralisierten das restliche Feld. Die Schweizer Vorjahressieger Bruno Risi/Kurt Betschart mussten sich letztlich mit einer Runde und zehn Punkten Rückstand mit Rang zwei zufrieden geben. Der unbekümmerte Doppel-Weltmeister Bartko und Partner Scott McGrory (Australien) rasten nach einer bravurösen Jagd auf Rang drei (381). "So etwas kann man nicht planen. Das hat sich ergeben. Heute hatten wir die nötigen Reverven und die nötige Härte. Ich bin völlig kaputt", sagte Kappes. Für ihn war es nach 1989 und 1991 der dritte Erfolg in München und sein 20. insgesamt bei Sixdays. Olympiasieger Martinello, der seinen 18. Sixdays-Sieg verbuchte, siegte zum ersten Mal unterm Zeltdach. Er nahm damit erfolgreich Revanche für die knappe Niederlage im Schluss-Spurt gegen Risi beim Dortmunder Sechstagerennen. Vor 10.500 Zuschauern raste der viermalige Weltmeister Risi zwar wie ein "Außerirdischer" (Bahnchef Sigi Renz) über die Holzpiste, machte noch eine Runde gut und riss immer wieder beherzt aus. Doch sein Partner Betschart schwächelte. Nach einem Ski-Unfall im März trägt der 31-Jährige noch eine 15 cm lange Metallplatte im Schienbein. So wurde es nichts mit dem insgesamt fünften Sieg der "Alpen-Tornados". "Wir haben alles versucht, den Hattrick zu schaffen. Das ist in München noch keinem gelungen. Jetzt probieren wir es im nächsten Jahrtausend wieder", versprach Risi. Immerhin hatten die Schweizer in der vorletzten Nacht ein Auto im Wert von 50.000 Mark gewonnen. Insgesamt pilgerten 80.500 Zuschauer in die Olympiahalle, 1.500 weniger als im Vorjahr. Dennoch zog Wilfrid Spronk, Chef der Olympiapark GmbH, ein positives Fazit: "Wir haben Bombensport gesehen und sind sehr zufrieden."
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