Frankfurt (rad-net) - Martin Wolf, Generalsekretär des Bund Deutscher Radfahrer (BDR) fordert von Jörg Jaksche einen differenzierteren Blick auf den Radsport: «Es war sehr gut, dass sich Jörg Jaksche zu seinen Verfehlungen bekannt und offen über die unglaublichen Vorgänge im Profiradsport der vergangenen zehn Jahre gesprochen hat. Damals fand ich seinen Mut bemerkenswert», so Wolf gegenüber rad-net. Den derzeitigen Auftritt des dopinggeständigen Radprofis kann Wolf aber nicht nachvollziehen. «Den Weg zurück hat er sich aus meiner Sicht aber nicht mit diesem Geständnis verbaut, sondern mit seinem für mich unerträglichem Auftreten danach. Wenn ich über Monate in jeder Talkshow allen anderen Athleten, bei denen es sicherlich noch immer schwarze Schafe gibt, unterstelle, dass es nicht möglich ist, sauber Erfolge zu erzielen, wie sollen andere Sportler oder ein Team damit umgehen?», so Wolf.
Aus seiner Sicht machen es diese Rundumschläge des in Kitzbühel lebenden Ansbacher den Teams unmöglich, ihn zu verpflichten: «Fährt Jörg Jaksche schlecht, wird er sagen, «kein Wunder, die nehmen ja alle noch etwas». Fährt er gut, haben nach seinen bisherigen Äußerungen beide ein Glaubwürdigkeitsproblem, das neue Team und er.»
Hilfreich ist für Wolf das Auftreten zahlreicher junger Athleten, insbesondere aus Deutschland. Ein Beispiel sei Gerald Ciolek am Samstag beim «aktuellen sportstudio» im ZDF gewesen: «Das war keine leichte Situation für Gerald Ciolek, aber er hat sich für seine 23 Jahre tapfer geschlagen und kam glaubwürdig rüber. Endlich hat ein Sportler einmal deutlich gemacht, dass die letzte Entscheidung immer beim Athleten liegt, egal was man im Umfeld fordert. Allerdings scheint er nicht richtig über unsere Anti-Doping-Aktivitäten informiert zu sein, er lebt ja in der Schweiz - vielleicht sollten wir uns einfach in den kommenden Wochen einmal in Ruhe unterhalten.»
Kein Verständnis hat der Generalsekretür für den Auftritt von Bernhard Kohl mit den Entschuldigungen für sein Doping: «Wenn ich höre, was Bernhard Kohl dazu gesagt hat, dann wird man wütend. Heulende Profis mit Argumenten wie «der Druck ist so groß» oder «ich hatte Angst um meine Existenz», da bleibt mir die Spucke weg. Wer sich einen Manager leisten kann, bei dem stellt sich die Frage nach der Existenz sicher anders dar als bei den meisten anderen Menschen. Es geht bei diesen Sportlern wohl eher um die Frage, «fahre ich nächstes Jahr Porsche oder BMW», so Wolf im Gespräch mit rad-net.