Düsseldorf (dpa) - Fans und Profis freuen sich fast wie bei einer Bescherung: Die Landeshauptstadt Nordrhein-Westfalens erhielt am Dienstag den Zuschlag der Organisatoren aus Paris für den Start der Tour de France 2017.
Die 104. Auflage des Spektakels verspricht sportlichen Hochgenuss und drei Tage prickelnde Tour-Atmosphäre am Rhein. 30 Jahre nach West-Berlin findet zum vierten Mal ein Grand Départ in Deutschland statt.
Der dreifache Zeitfahr-Weltmeister Tony Martin, der bei der vergangenen Tour zum ersten Mal in seiner Karriere das Gelbe Trikot trug, sah am Dienstag in dem Zuschlag ein «schönes Signal» und freut sich auf ein «mögliches Zeitfahren zum Auftakt». Topsprinter André Greipel, in diesem Jahr vierfacher Etappensieger, hofft «noch dabei zu sein» und wertet den Zuschlag «besonders für den Nachwuchs als tolle Sache».
Manager Jörg Werner, der auch die Topfahrer John Degenkolb und Marcel Kittel betreut, war in seiner Begeisterung etwas zurückhaltender. «Gestern hatten wir die Absage der Bayern-Rundfahrt zu verkraften, heute kommt diese schöne Nachricht. Es ist eine Berg- und Talfahrt. Es ist nicht alles rosarot», sagte der Thüringer der Deutschen Presse-Agentur.
Zuletzt waren Köln (1965), Frankfurt/Main (1980) und zwei Jahre vor der Wende West-Berlin (1987) Startorte für das wichtigste Radrennen der Welt. Zum vorerst letzten Mal schaute die Frankreich-Rundfahrt 2005 in den Etappenorten Karlsruhe und Pforzheim vorbei.
Düsseldorf setzt ein Zeichen. Der tourbegeisterte Bürgermeister Geisel (SPD) war im Juli aktiv geworden, als er sich mit Tour-Chef Christian Prudhomme getroffen und sein Interesse mitgeteilt hatte.
Die Rheinterrassen sollen zum Tour-Auftakt 2017 - womöglich ein längeres Zeitfahren - die Kulisse bilden. Am Tag darauf startet der zweite Tour-Abschnitt, der möglicherweise in einer anderen deutschen Stadt endet. Erste Details sollen auf Pressekonferenzen am 14. Januar 2016 in Paris und Düsseldorf mitgeteilt werden.
Zum Grand Départ in diesem Jahr hatten über zwei Millionen Menschen Utrecht in einen Ausnahmezustand versetzt. Auf solche Begeisterung hofft jetzt auch die Landeshauptstadt, die 2006 den Start der inzwischen längst beerdigten Deutschland-Tour ausrichtete. Mit Blick auf die Finanzierung zeigte sich Geisel jedenfalls zuversichtlich. In den Vereinbarungen zwischen Düsseldorf und dem Tour-Veranstalter ASO seien «Regelungen vereinbart, die attraktive Sponsoringpakete für die örtliche Wirtschaft ermöglichen».
Die Tour 2016 startet am 1. Juli am Mont-Saint-Michel in der Normandie. Düsseldorf war für 2017 der einzige ernsthafte deutsche Kandidat, vorher hatten sich auch die Mit-Interessenten Münster und das Saarland zurückgezogen.