Saalhausen (rad-net) - Ohne eindeutigen Favoriten bei den Herren werden am Samstag in Saalhausen die 13. Deutschen Marathon-Meisterschaften ausgetragen. Titelverteidiger Karl Platt ist ein Aspirant, Simon Stiebjahn (beide Team Bulls) sein «Kronprinz», doch auch Markus Kaufmann (Centurion-Vaude) und Sascha Weber (BQ Cycling) sind gut drauf. Bei den Damen führt der Weg zum Meisterjersey nur über Silke Ulrich (Herzlichst Zypern).
Karl Platt hat die Premiere des dreitägigen Engadin Bike Giro genutzt, um sich auf die DM vorzubereiten. Nachdem sich Sascha Weber in Gesamtführung liegend am dritten Tag durch einen Sturz und irreparablen Defekt aus dem Rennen verabschieden musste, holte sich der Bulls-Fahrer den Gesamtsieg vor den beiden BiXS-Pro-Team-Fahrer Hansueli Stauffer und Jeremy Huguenin.
«Ich fühle mich ganz gut», bestätigte Karl Platt. «Ich glaube, dass ich bei der DM auf jeden Fall vorne mitmische.» Bei der Titelverteidigung hat er es im Sauerland mit einem 108 Kilometer langen Kurs zu tun, der nach einer zehn Kilometer langen «Einführungsrunde» mit einem Fünf-Kilometer-Anstieg in zwei 49-Kilometer-Runden führt, die jeweils einen etwa sieben Kilometer langen Berg beinhalten (insgesamt 2920 Höhenmeter). Der Rest ist ein permanentes Auf und Ab.
Daher geht Markus Kaufmann davon aus, dass es ein taktisches Rennen geben wird. «Das Team Bulls wird sicher seine Mannschaftsstärke wieder ausspielen», meint Kaufmann im Vorfeld. «Leider gibt es bei den Meisterschaften keine wirklich selektiven Strecken mehr in den letzten Jahren», meint Kaufmann im Vorfeld, ohne allerdings den Kurs in Augenschein genommen zu haben. Er bringt aber mit Matthias Pfrommer und Jochen Käß auch zwei starke Teamkollegen mit. Jochen Käß ist einer, den man ebenfalls als Meisterschaftsaspiranten handeln muss. Käß ist mit drei Titeln Marathon-Rekordmeister, auch wenn der letzte Sieg aus dem Jahr 2010 datiert.
Karl Platt konnte sich das Jersey zweimal überstreifen, könnte also gleichziehen. Er hat mit Simon Stiebjahn und Tim Bulls zwei starke Fahrer an seiner Seite. Das Ungleichgewicht ist also nicht übergroß. Viel hängt davon ab, wie sich die Spitzengruppe formieren wird.
Markus Kaufmann kommt mit der Empfehlung des Sieges bei der Zillertal Bike Challenge, wo er den WM-Dritten Kristian Hynek hinter sich lassen konnte. «Die Form sollte für die DM passen», meint Kaufmann.
Stiebjahn: Ziel ist der Titel, aber...
Simon Stiebjahn gehört als Vize-Meister des Vorjahres mit zu den Kandidaten. Er ist im Team Bulls gewissermaßen zum «Kronprinzen» avanciert und wurde in Furtwangen nur im Sprint von Platt geschlagen. Nach einem starken Auftritt beim Bike Four Peaks war er krank, musste die Marathon-WM sausen lassen und bereitete sich seither mit Karl Platt in der Höhe auf die DM vor.
Beim Engadin Bike Giro belegte er Gesamtrang vier. «Im Moment fühle ich mich noch nicht so gut, aber das kann auch an der Höhe liegen. In der Vergangenheit war das schon ähnlich, als es dann auf Normalhöhe gut ging», sagt Stiebjahn. Zum Beispiel 2013, als er direkt danach in Münsingen Dritter der Marathon-DM wurde oder 2014, als er aus der Höhe kommend Deutscher Sprint-Meister wurde. In Saalhausen übrigens.
Nach Platz zwei bei der DM in Furtwangen hat er sich dieses Jahr, fast logisch noch mehr vorgenommen. «Es wäre schön den Medaillensatz komplett zu machen. Mein Ziel ist der Titel, aber mir ist auch klar, dass wenn man an dem Tag nicht bei 105 Prozent ist, kann es schnell auch nur Platz fünf bis sieben sein», meint Simon Stiebjahn.
Da gibt es ja auch noch Sascha Weber. Wenn der endlich mal ohne Defekt und Sturz durchkommt, wird es schwer ihn zu schlagen. Im Engadin bewies der eigentliche Cross-Spezialist erneut, dass er in prächtiger Form ist.
Wenn Tim Böhme einen guten Tag erwischt, gehört auch er zu den Medaillenkandidaten. Vielleicht muss man auch auf Peter Hermann (Firebike-Drössiger) acht geben, der in den vergangenen Wochen auf sich aufmerksam gemacht hat. Unter anderem mit einem Sieg in Willingen - auch im Sauerland.
Und dann mag es noch den einen oder anderen geben, der sich die DM als Highlight auserkoren hat und eher unerwartet in der Spitzengruppe auftaucht. Ein solcher Kandidat ist Matthias Bettinger (Lexware Mountainbike Team). Der Hochschwarzwälder war voriges Jahr Vierter und hatte dabei in der Spitzengruppe fahrend Material-Pech. «Das hat mir gezeigt, dass ich vorne mithalten kann, wenn ich mich gut und konzentriert vorbereite. Andererseits weiß ich auch, dass man auch Glück haben muss», sagt Bettinger, der als Ziel die «Top Fünf» ausgibt.
Damen: Silke Ulrich vor drittem Titel?
Bei den Damen darf man die Vorjahres-Zweite zur Titelkandidatin Nummer eins erheben. Weil am gleichen Wochenende im Schweizer Lenzerheide um Weltcup-Punkte gefahren wird, fehlt Titelverteidigerin Sabine Spitz und auch Elisabeth Brandau hat sich für einen Weltcup-Start entschieden.
«Wie gut ich drauf bin, kann ich nicht so ganz einschätzen, aber die letzten Rennen waren ja nicht so schlecht. Im Rahmen meiner Möglichkeiten bin ich also fit», meint die voll berufstätige Silke Ulrich, die unter ihrem Mädchennamen Schmidt schon zweimal Deutsche Marathon-Meisterin war (2013 und 2014).
«Jessica Lambracht sollte man vielleicht nicht unterschätzen, aber ich freue mich drauf und habe dieses Jahr nichts zu verlieren», meint Silke Ulrich. Die angesprochene Jessica Lambracht (Stevens Racing) ist Cyclo-Cross-Spezialistin, Deutsche Meisterin 2015 sowie Vizemeisterin 2016, und versucht sich hier und da mal auf dem Mountainbike.
Dann ist da auch noch Stefanie Dohrn (Pschick Racing Group), die 22. der Marathon-Weltmeisterschaften. Sie hat auf den 88 Kilometern der Damen durchaus Medaillen-Chancen.
Die Damen fahren die gleiche Einführungsrunde, dann die 49 Kilometer und zum Schluss eine verkürzte Runde von 29 Kilometern.
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