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Hat Tour-de-France-Sieger Alberto Contador auch Blutdoping betrieben?
07.10.2010 16:43
Madrid: Spanien ist kein Doping-Paradies

Madrid (dpa) - Spanien will kein Doping-Paradies sein. Nach dem «Fall Contador» wies Madrid energisch den Vorwurf zurück, im Kampf gegen das Doping allzu lasch zu Werke zu gehen.

«Das Doping-Problem in Spanien ist nicht größer und nicht kleiner als das in anderen Ländern», betonte der für Sport zuständige Staatssekretär Jaime Lissavetzky in Madrid. Er räumte aber ein, dass die Verwicklung spanischer Spitzensportler in Dopingaffären dem Image des Landes Schaden zugefügt habe.

«Spanien steht seit dem Dopingfall des Skifahrers Johann Mühlegg unter Verdacht.» Der damals für Spanien startende Allgäuer war bei den Olympischen Winterspielen 2002 in Salt Lake City des Dopings überführt worden und hatte seine drei Goldmedaillen im Langlauf zurückgeben müssen.

«Seither betrachtet man uns mit der Lupe», sagte der Madrider Politiker. «Damit will ich aber nicht sagen, dass es eine Verschwörung gegen Spanien gebe.» Bei Alberto Contador könne man nicht von einem Dopingfall sprechen. Die positive Clenbuterol-Dopingprobe bei dem dreifachen Toursieger sei ein «widriges Ergebnis», aber man müsse die Entscheidung des Weltradsportverbandes UCI abwarten. Lissavetzky gilt als Radsport-Fan und stellte sich beispielsweise mehrfach öffentlich vor den - inzwischen wegen Dopings gesperrten - Alejandro Valverde.

Der renommierte spanische Dopingexperte Jordi Segura wies derweil darauf hin, dass die Nachweismethode, die bei Contador einen Verdacht auf Blutdoping nahelegen soll, offiziell noch nicht anerkannt sei. «Die Methode zum Nachweis von Plastikrückständen im Blut befindet sich noch in der Phase der Erprobung, sie ist noch nicht ausgereift», sagte der Leiter des Anti-Doping-Labors in Barcelona dem spanischen Sportblatt «Marca». Segura hat dieses Verfahren selbst entwickelt.

Gleichzeitig gab aber David Howman, Generalsekretär der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA zu bedenken: «In der Lebensmittelindustrie ist die Testmethode seit Jahren üblich und anerkannt.» Im Anti-Doping-Kampf der Sportbehörden sei der Nachweis allerdings erst «teilweise anerkannt», sagte Howman der Nachrichtenagentur AP. Er kündigte an, die Methode könnte bald die Palette der Doping-Tests bei den Athleten erweitern und bereits jetzt als Nachweis bei möglichen Prozessen vor dem Internationalen Sportgerichtshof CAS dienen.

Diese Bemerkung könnte als Fingerzeig in Richtung Contador gewertet werden. Sie könnte bedeuten, dass die WADA vor den CAS ziehen könnte, falls die UCI ein - ihrer Meinung nach - zu mildes Urteil fällt. Angeblich ist eine Sperre für drei Monate bis November wegen Clenbuterol-Dopings im Gespräch. Unabhängig vom Verdacht des Blutdopings ist der Nachweis des Kälbermastmittels bei Contador unstrittig, auch wenn die gefundene Menge in seinem Urin verschwindend gering war.

Nach Berichten der ARD, der «L'Équipe» und der «New York Times» waren während der diesjährigen Tour de France bei Contador auch Kunststoffrückstände (Plasticiser) gefunden worden. Die Rückstände könnten von den Plastikbeuteln für Blutkonserven stammen und legten laut Medienberichten den Verdacht des Eigenblutdopings nahe.

Dazu betonte Segura: «Das Verfahren ist noch nicht dazu geeignet, einen Sportler des Dopings anzuklagen.» Es sei zwar erwiesen, dass eine Bluttransfusion eine deutliche Erhöhung der Plasticiser-Werte zur Folge habe. Aber man wisse noch nicht genau, ob eine erhöhte Menge von Plastikrückständen auch andere Ursachen haben könne. Der Wissenschaftler bemängelte, dass sein Labor nicht über die angeblichen Plasticiser-Proben informiert wurde. «Wir haben das Verfahren entwickelt, und da sollten wir auch die ersten sein, die es anwenden», sagte der Wissenschaftler.


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