Valkenburg (dpa) - Trotz des Etappensieges von Matthias Kessler ist Doping das große Thema rund um das T-Mobile-Team. Team-Manager Olaf Ludwig steht der Deutschen Presse-Agentur (dpa) im Interview Rede und Antwort.
dpa: Der neue Fall Jörg Ludewig lässt die Doping-Diskussion in ihrem Team nicht abreißen - Wann haben Sie davon erfahren?
Olaf Ludwig: «Am Montag erhielten wir ein Fax, aus dem hervorgeht, dass sich Ludewig 1998 Doping-Mittel besorgen wollte. Wie in Spanien kann ich zu den Inhalten nichts sagen. Ich habe Ludewig im letzten Jahr verpflichtet. Es ist nirgends etwas Auffälliges aufgetaucht, es gab keinerlei Anzeichen für Doping. Andere Fahrer haben sich positiv über ihn und seine angriffslustige Fahrweise geäußert. Wenn man Fahrer wie zum Beispiel Sergej Gontschar holt, erkundigen wir uns doch und lassen uns Blutwerte zeigen.»
dpa: Gibt es im Team ein gemeinsames Vorgehen zwischen dem Sponsor und der sportlichen Leitung in den aktuell drängenden Doping-Fragen?
Olaf Ludwig: «Das Gute am Radsport ist ja eigentlich, dass der Name des Sponsors mit dem Namen des Fahrers zusammenhängt. Bei Bayern München sagt man Michael Ballack und nicht Michael Ballack T-Com. Bei uns heißt es immer: T-Mobile-Profi oder der Fahrer von Gerolsteiner. Der Sponsor ist also unmittelbar betroffen. Dass wir an einem Punkt sind, wo über T-Mobile gesprochen wird, ist doch klar. Die Entscheidung am Freitag ist ein deutliches Zeichen, dass wir gut zusammenarbeiten.»
dpa: Setzen Sie vor dem Hintergrund der Diskussionen um die umstrittenen Mediziner und Trainings-Analytiker Michele Ferrari und Luigi Cecchini noch das Recht der freien Arztwahl um?
Olaf Ludwig: «Wenn sich ein Fahrer einen Fuß bricht, kann er das natürlich zu Hause behandeln lassen und schickt die Unterlagen dann in die Uniklinik Freiburg. Ich zweifle nicht an diesem System. Beim Training können wir darüber reden, wie es wird, mit diesen Leuten zusammen zu arbeiten. Ich wusste auch über Ullrichs Kontakte zu Cecchini. Da sehe ich nach wie vor kein Problem. Warum ist nicht zu akzeptieren, dass er möglicherweise gute Trainingspläne erstellt. Es sei denn, man muss jetzt jeden, der mit Italienern kooperiert, genau untersuchen. Aber wir überlegen, solche Sachen einzuschränken oder Vorgaben zu machen. Wenn ich sage, alle gehen nur noch zu einem Arzt, dann werde ich den einen oder anderen Fahrer nicht kriegen.»
dpa: Gibt es Neues im Fall des vorerst freigestellten Ullrich?
Olaf Ludwig: «Wenn sich eine neue Situation ergibt, werden wir uns zusammensetzen. Es war ja ein Wochenende dazwischen, und das kann die Bearbeitung durch die Anwälte länger dauern. Jans Manager Wolfgang Strohband hat mich noch nicht einmal angerufen seit der Suspendierung. Er war kurz in Blaesheim, wo wir zum Tourstart wohnten. Er weiß, was vorliegt. Wenn man was will, dann soll er es sagen. Er hat meine Handynummer. Ich habe noch ein bisschen Zeit bis zur nächsten Zahlung für Ullrich. Aber warum wird immer nur von uns gesprochen. Wir sind nicht die einzigen, die betroffen sind.»
dpa: Wer ist in Ihrem Team jetzt der Kapitän?
Olaf Ludwig: «Wir haben uns nicht festgelegt. Wir haben mit Andreas Klöden, Rogers und Gontschar drei sehr gute Zeitfahrer dabei. Wir müssen aber auch sehen, was die Konkurrenz macht. Diese Tour wird so überraschend verlaufen, da kann eine Dreierspitze nur von Vorteil sein.»