Grenoble/Berlin (dpa) - Levi Leipheimer ist gerüstet. Der 32- jährige Radprofi aus den USA vom Team Gerolsteiner hat die traditionsreiche Rundfahrt Dauphiné Libéré gewonnen und damit Tour de France-Form unter Beweis gestellt.
«Er hat ein unheimliches Pfund am Berg drauf», lobte sein Teamchef Christian Henn den Kalifornier, der am liebsten seinem ehemaligen Kapitän Lance Armstrong nacheifern würde, der die Dauphiné 2002 und 2003 gewann und im Anschluss die Tour. Aber Leipheimer wird jetzt nach seinem ersten Dauphiné-Sieg nicht übermütig: «In Paris will ich am 23. Juli auf dem Podest stehen», sagte der zierliche Mann mit dem schütteren Haar, der die Tour nie zusammen an der Seite des Rekordsiegers fuhr.
Leipheimer hatte mit Rang drei am berüchtigten Mont Ventoux den Grundstein für seinen Erfolg gelegt. Dabei blieben viele Profis auf der Strecke, die in drei Wochen in Frankreich zu den Mitfvoriten zählen. Ob die Rückstande der Winokurow, Valverde, Mancebo (am Vortag gestürzt) und Landis allerdings auf Formschwäche deuten oder der Taktik geschuldet sind, bleibt offen. Außerdem warnte auch Leipheimer: «Viele, die hier vorne waren, werden bei der Tour untergehen.» Er wird versuchen, dass das nicht auf ihn zutrifft.
Nach seinem Coup, den er mit 1:48 Minuten vor dem wieder erstarkten Franzosen Christophe Moreau und dem starken T- Mobile-Profi Bernhard Kohl (Österreich) feiern konnte, rückt die Tour endgültig in Leipheimers Focus. Am 12. Juni inspiziert er den Anstieg nach L'Alpe d'Huez und die Folgeetappe. Danach steht Training in seinem Europa-Domizil in Gerona/Spanien auf dem Programm.
Im Juli will er sich auf jeden Fall den Ärger von der Seele fahren, für den im Vorjahr auf der Schlussetappe auf den Champs Elysées Alexander Winokurow verantwortlich war, als der ihn noch von Rang fünf verdrängte. Seither hat sich der eher stille Amerikaner kontinuierlich verbessert, was nicht nur sein eindrucksvoller Sieg bei der Deutschland-Tour vor Jan Ullrich gleich im Tour-Anschluss belegte. «Sein Sieg bei der Dauphiné - unser 18. Saisonerfolg - hat mich ein wenig überrascht, weil er vor dem Start ein bisschen nervös war», meinte Teammanager Hans-Michael Holczer, der in dieser Saison mit seiner Mannschaft immer wieder Überraschendes aus dem Hut zaubert.
Die 7. und letzte Etappe der Dauphiné gewann nach 131 Kilometern in Grenoble der Norweger Thor Hushovd. Leipheimer rollte im Feld über die Ziellinie. Am Vortag feierte der Baske Iban Mayo mit seinem Erfolg in La Toussuire eine Art Wiedergeburt: «Das war mein erster Sieg seit zwei Jahren und macht Mut für die Tour.»