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Hanka Kupfernagel steht bei den Olympischen Spielen enttäuscht im Zielraum des Straßenrennens.
04.09.2008 13:10
Kupfernagel rechnet mit Bundestrainer ab

Münster (dpa) ­ Knapp drei Wochen vor der Rad-WM im italienischen Varese hat Zeitfahr-Weltmeisterin Hanka Kupfernagel Bundestrainer Jochen Dornbusch scharf kritisiert. Schon lange schwelt der Konflikt im Lager der deutschen Frauen-Nationalmannschaft, doch nun verschärft sich der Ton.

«Ich bin persönlich enttäuscht von Bundestrainer Dornbusch», sagte die 34-Jährige der Deutschen Presse-Agentur dpa und beschrieb die Zusammenarbeit bei den Olympischen Spielen als «schwach». Die amtierende Cross-Weltmeisterin, die in Peking wie ihre Kolleginnen enttäuschte, warf dem zum Jahresende scheidenden Dornbusch «Versagen» vor. Verbands-Sportdirektor Burckhard Bremer wertete die Wortmeldung als «Nachkarten».

Kupfernagel fühlt sich ungerecht behandelt, da sie sowohl in Peking als auch bei der WM in Stuttgart vor einem Jahr «die Kohlen am Anfang aus dem Feuer holen» musste. Jüngere Fahrerinnen ohne jede WM- Erfahrung wären der fünffachen Weltmeisterin beim Straßenrennen in Stuttgart vorgezogen worden. Bei der Heim-WM nahm sie die Degradierung drei Tage nach ihrem Triumph im Zeitfahren noch zähneknirschend hin. «Aber das wird mir nicht noch mal passieren», sagte die Thüringerin, die im Schwarzwald mit ihrem Trainer und Lebenspartner Mike Kluge zusammenlebt.

Die Zusammenarbeit zwischen Kupfernagel und Dornbusch gilt schon länger als belastet. Doch spätestens in Peking offenbarte sich, wie tief der Riss in der deutschen Nationalmannschaft ist. Kupfernagel fühlte sich durch öffentlich geäußerte Zweifel an ihrer Leistung einen Tag vor dem Straßenrennen ohne Rückhalt im Nationalteam. «Danach wurde mir wieder unterstellt, dass ich nicht teamfähig wäre. Das ist ein schlechter Witz», sagte sie. «Jeder sollte zuerst bei sich selbst schauen. Das hört sich wie Nachkarten nach ausgebliebenem Erfolg an», sagte Bremer, der Kupfernagel nur einen WM-Platz im Zeitfahren garantierte: «Das Straßenteam wird nach dem Weltcup in Nürnberg nominiert».

Für Dornbusch, der im Winter zur Équipe Nürnberger wechselt, ist es die letzte Weltmeisterschaft als Bundestrainer. Sein Abschiedseinsatz steht unter keinem guten Stern, denn auch im Team gibt es Querelen. Trixi Worrack und Judith Arndt wechseln kaum ein Wort mit Kupfernagel und greifen sich stattdessen öffentlich an. Zu einer Aussprache zwischen den drei aktuell erfolgreichsten deutschen Radsportlerinnen kam es nach Aussage von Kupfernagel bisher nicht.

Kupfernagel betonte zwar die gute Zusammenarbeit mit Dornbusch in der Vergangenheit, die mit ihrem WM-Titel und weiteren Erfolgen im Nationaltrikot auch Früchte getragen habe. Doch mittlerweile wirken Kupfernagel und der ehemalige Cross-Weltmeister Kluge wie ein Team im Team. Nach Peking reiste der Berliner mit einer Akkreditierung des luxemburgischen Verbandes.

«Ich bin es gewohnt, viele Dinge allein zu machen», sagte Kupfernagel, die sich ohne ihre Teamkolleginnen auf die Titelkämpfe in Varese vorbereitet. Wie im Vorjahr will sie sich auf dem Mountainbike den letzten Schliff für ihre WM-Form holen. In das Zeitfahren geht sie trotz ihres enttäuschenden elften Ranges von Peking als Mitfavoritin.

An das Karriereende denkt Kupfernagel noch nicht. Sie startet nach der Straßen-WM als amtierende Titelträgerin im Cross in die Querfeldein-Saison und will anschließend mit ihren Sponsoren Gespräche führen. «Vielleicht fahre ich noch bis 2012, aber so lange wie die Französin Jeannie Longo, die im Oktober 50 wird, werde ich sicher nicht im Sattel sitzen.»


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