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26.09.2002 23:19
Knappstes 1000-m-Resultat der WM-Geschichte: Chris Hoy vor Titelverteidiger Tournant

Viel Dramatik gab es am Donnerstagabend bei den Wettbewerben der Bahn-Weltmeisterschaften in der Siemens Arena in Ballerup bei Kopenhagen. Im letzten Wettbewerb des Tages, dem neuartigen Scratch-Wettbewerb, waren die Kommissäre des Weltverbandes UCI von der Situation überfordert, dass vier Athleten in dem 15-km-Rennen einen Vorstoß mit einem Rundengewinn abgeschlossen hatten. Zuerst wurde das gesamte Teilnehmerfeld gestoppt, dann konnten nach minutenlanger Pause die vier Top-Akteure zu einem 5-Runden-Spurt um den Titel ansetzen. Erfreulich aus deutscher Sicht, dass neben dem Eidgenossen Franco Marvulli, dem Briten Tony Gibb und dem Ukrainer Wolodymyr Rybin auch Stefan Steinweg für seine aktive Fahrweise belohnt wurde. Der einstige Olympiasieger und Weltmeister suchte mutig seine Chance in diesem Quartett in der Flucht, gewann bei seinem Antritt etwa vier Radlängen. Aber es reichte dennoch nicht zum Titel. Kurz vor dem Ziel waren die andern heran und schossen vorbei. Der Ukrainer Rybin sogar unterhalb des Teppichs, so dass er am Ende distanziert wurde und Stefan Steinweg zum Gewinn der Bronzemedaille kam.
Gewinner dieser WM-Premiere wurde der Schweizer Franco Marvulli, eines der großen Talente des internationalen Radsports. Er hatte zwar nach dem hart erkämpften Rundengewinn einen Durchhänger, leistete aber dann im Endspurt die meiste Arbeit auf der Verfolgung Stefan Steinwegs und kreuzte verdientermaßen als Erster vor Tony Gibb die Ziellinie. Ein überglücklicher Sieger, der sich bei der Brandenburg-Rundfahrt vorbereitet hatte, aber nach einem Sturz in Luckenwalde, bei dem er sich das Handgelenk verletzte, um seinen WM-Start noch zittern musste. Strahlend auch sein deutscher Trainer Markus Nagel, der gegenüber seinen früheren Kollegen mit der Goldmedaille gegenüber dreimal Bronze für den BDR in Front gezogen ist...

Vor diesem im Reglement bzw. seiner Anwendung noch unübersichtlichen Spektakel hatte es im 1000 m Zeitfahren ein Finale mit Wimpernschlag gegeben. Denn am Ende entschied eine Tausendstelsekunde über den Titel!
Der überglückliche Gewinner hieß Chris Hoy, der traurige Verlierer Arnaud Tournant, der nach vier Weltmeistertiteln im Kilometerrennen, mit denen er den Rekord des Cottbusers Lothar Thoms eingestellt hatte, diese Bestleistung vorerst nicht überbieten konnte.
Vor der einmaligen Entscheidung in dieser WM-Disziplin hatte der dreimalige Weltmeister im 1000-m-Zeitfahren, der Australier Sean Kelly, der in den Jahren 1995 bis 1997 das Regenbogentrikot gewann, in der Siemens Arena von Ballerup für ein tolles come back gesorgt. Mit der starken Zeit von 1:02,128 Minuten stellte er als achter von insgesamt 24 Startern eine Marke auf, an der viele Kontrahenten scheiterten. Erst der Brite Chris Hoy, der als 19. ins Rennen ging, verbuchte schnellere Zwischenzeiten. Und er hatte die Kraft, die vier Runden durchzustehen. Seine 1:01,893 Minuten wurden zum Maßstab, an dem auch der deutsche Champion Sören Lausberg scheiterte. Der Berliner war in guter Form, ging verhältnismäßig schnell in die vier Runden und lag nach drei Bahnlängen nur um eine Zehntelsekunde hinter dem führenden Briten. Doch in der letzten Runde trat Sören, der mit 53 x 14 einen sehr hohen „Gang“ bewegte, nicht mehr so rund, und verlor das Rennen, in dem er so gern auf einen Medaillenplatz gefahren wäre. Als vorletzter Starter war er zwar noch Dritter, bevor der Titelverteidiger Arnaud Tournant loslegte, aber mit dessen Stärke war von vornherein zu rechnen.
Der vierte (!) Franzose in dieser Konkurrenz begann schneller noch als Sören Lausberg, lag nach der Hälfte mit Chris Hoy gleichauf und hatte bei 750 Metern sogar ein kleines Plus auf den Briten. Dieses hohe Tempo hielt Arnaud durch, und doch verlor er um eine Tausendstelsekunde. Hier wären wohl zwei Goldmedaillen angebracht gewesen! Denn rein rechnerisch machte diese Tausendstel nur 1,6 Zentimeter - weniger als eine Reifenstärke - aus...
Als zweiter Starter für den BDR war der Heidenauer Carsten Bergewann im Wettbewerb. Mit seiner Zeit von 1:04,601 Minuten bewies er ein solides Niveau, war aber von den Besten dieser Disziplin weit entfernt. Seine Stärke liegt im Team Sprint, in dem er schon zweimal Europameister wurde.

Ohne die Weltrekordlerin Yonghua Jiang (China) traten 18 Starterinnen zum 2-Runden-Kampf auf dem 250 Meter langen Lattenoval aus Nordischer Fichte an. Als vierte Fahrerin ging Natalia Tsylinskaja, die unter ihrem Mädchennamen Markownitschenko im Jahr 2000 in Manchester Weltmeisterin war, an den Ablauf und sorgte mit der exakt genauen Siegerzeit wie in Manchester für eine Bestzeit, an der sich alle nachfolgenden Frauen die Zähne ausbissen. Auch Kathrin Freitag, seit August neue Deutsche Rekordhalterin über diese Distanz, blieb dahinter zurück. Die Australierin Kerrie Meares, nach der ersten Runde noch schneller als die Belorussin, schien auf der Siegerstrasse. Aber am Ende lag sie doch klarer zurück, hielt aber mit der zweitbesten Zeit alles offen. Ihr Ergebnis bedeutete letztlich den gewinn von Bronze, weil sich Titelverteidigerin Nancy Contreras (Mexiko) erneut von ihrer besten Seite zeigte und eine tolle Zeit erzielte, die ihr den Ehrenplatz sicherte.
Die Vorjahrsdritte Katrin Meinke verpasste diesmal das Siegerpodest als Vierte knapp. Für Bundestrainer Detlef Uibel wie auch für seine Schützlinge blieb deshalb deutlich: Wer aufs Siegerpodest will, muss unter 35,0 Sekunden fahren. Mit dem Deutschen Rekord, den Kathrin Freitag im August beim Weltcup im chinesischen Kunming mit 34,711 Sekunden erzielt hatte, hätte es sogar Gold gegeben!

1.000 Meter - Zeitfahren (Männer)

1. Chris Hoy (GB) 1:01,893 Min.
2. Arnaud Tournant (Fra) 1:01,894
3. Shane Kelly (Aus) 1:02,128
4. Sören Lausberg (BDR-Nationalmannschaft) 1:02,164
5. Jamie Staff (GB) 1:02,780
6. Ben Kersten (Aus) 1:02,831
7. Theo Bos (Nie) 1:02,959
8. Matthieu Mandard (Fra) 1:03,587
9. Grzegorz Krejner (Pol) 1:03,600
10. Arnaud Duble (Fra) 1:03,809
11. Hervé Gane (Fra) 1:03,976
12. Teun Mulder (Nie) 1:04,041
13. Ahmed Lopez Naranjo (Cub) 1:04,156
14. Masaki Inoue (Jap) 1:04,353
15. Keiichi Omori (Jap) 1:04,500
16. David Cabrero (Spa) 1:04,568
17. Carsten Bergemann (BDR-Nationalmannschaft) 1:04,601
18. Grzegorz Trebski (Pol) 1:04,869
19. Rubén Donet Gregori (Spa) 1:05,106
20. Wilson Meneses (Kol) 1:05,357
21. Athanasios Mantzouranis (Gri) 1:05,648
22. Benjamin Martinez (Bol) 1:05,747
23. Maximiliano Richeze (Arg) 1:06,158
24. Andriy Vynokurov (Ukr) 1:06,537

15 km Scratch Race


1.Franco Marvulli (Sui)
2.Tony Gipp (GB)
3.Stefan Steinweg (BDR-Nationalmannschaft)
4. Volodymyr Rubin (Ukr)

500 Meter - Zeitfahren (Frauen)

1. Natalia Tsylinskaya (Belo) 34,838 s
2. Nancy Contreras Reyes (Mex) 34,898 s
3. Kerrie Meares (Aus) 35,946 s
4. Katrin Meinke (BDR-Nationalmannschaft) 35,180 s
5. Tanya Lindenmuth (USA) 35,185 s
6. Kathrin Freitag (BDR-Nationalmannschaft) 35,365 s
7. Julie Paulding (GB) 35,542 s
8. Tamilla Abbassova (Rus) 35,556 s
9. Céline Nivert (Fra) 35,590 s
10. Anna Meares (Aus) 35,610 s
11. Iryna Yanovich (Ukr) 36,025 s
12.Yvonne Hijgenaar (Nie) 36,048 s
13.Tatiana Malianova (Rus) 36,109 s
14. Rebecca Conzelman (USA) 36,230 s
15.Yumari Gonzalez (Cub) 36,391 s
16.Tatiana Makarowa (Rus) 36,668 s
17. Szilvia Szabolcsi (Ung) 36.776 s
18.Laura Yoisten (Kan) 38,187 s

3000 m Einerverfolgung (Frauen)

Qualifikation (Die schnellsten 8 in 1.Runde)

1. Leontien Zijlaard-van Moorsel (Nie) 3:31.944 Min.(50,956 km/h)
2. Olga Sloussareva (Rus) 3:35.683
3. Katherine Bates (Aus) 3:35.969
4. Emma Davies (GBR) 3:38.148
5. Maria Luisa Calle (Kol) 3:38.728
6. Elena Tchalykh (Rus) 3:38.853
7. Erin Mirabella (USA) 3:40.667
8. Sara Symington (GB) 3:41.256
weitere Plazierungen:
9. Cathy Moncassin (Fra) 3:41.672
10. Anouska Van der Zee (Nie) 3:41.783
11. Vera Koedooder (PBS) 3:43.524
12. Christina Becker (All) 3:43.990
13. Lada Kozlikova (Tch) 3:44.930
14. Gema Pascual (Esp) 3:46.084
15. Pernille Jakobsen (Dan) 3:49.952
16. Rasa Mazeikyte (Lit) 3:50.817
17. Vera Carrara (Ita) 3:51.697
18. Evelyn Garcia (Sal) 3:56.928

1. Serie

1. Lauf:
1.Emma Davies (GB) 3:38,530 Min.
2. Maria Luisa Calle (Kol)

2. Lauf:
1. Katherine Bates (Aus) 3:35,857 Min.
2. Elena Tschalych (Rus)

3. Lauf:
1. Olga Slussarewa (Rus) 3:35,669 Min.
2. Erin Mirabella (USA)

4. Lauf:
1. Leontien Zijlaard-van Moorsel (Nie) 3:32,365 Min.
2. Sara Symington (GB)

Die Finals in der Einzelverfolgung (am Freitagabend):

Endlauf um Platz 1 und 2:
Leontien Zijland-van Moorsel (Nie) gegen Olga Sloussarewa (Rus)

Endlauf um Platz 3 und 4:
Emma Davis (GB) gegen Katerine Bates (Aus)

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