Hannover (dpa) - Radprofi Andreas Klöden hat seinem Freund und Team-Kollegen Jan Ullrich erneut die Show gestohlen. Bei der «Nacht von Hannover» trug sich der Tour de France-Zweite kurz vor Mitternacht als Nachfolger von T-Mobile-Kapitän Ullrich in die Siegerliste ein.
Der 29 Jahre alte Klöden befindet sich auch nach der Kräfte zehrenden Frankreich-Rundfahrt in bestechender Form. Seinem Antritt zwei Runden vor Schluss des Kriteriums über 100 Runden konnte selbst der ausgeruhte Weltmeister Igor Astarloa aus Spanien nicht folgen.
«Der Kopf wird müde, die Beine sind etwas schwer. Doch die Begeisterung der Leute am Straßenrand ist die Belohnung für drei Wochen harte Arbeit», sagte Klöden. Als der deutsche Meister mit hoch gerissenen Händen über den Zielstrich fuhr, brandete der Jubel der rund 50 000 Fans auf wie bei Erik Zabel und Jan Ullrich. Die beiden Radsport-Idole hatten die Nachtschicht im Scheinwerferlicht rund um die Markthalle Hannover in den vergangenen Jahren zusammen sechs Mal gewonnen. Diesmal landeten sie auf den Rängen vier und sieben - nur in der Gunst der Autogrammjäger rangierten sie noch ganz knapp vor Klöden.
«Ich fühle mich nicht wie eine Mischung aus Ullrich und Zabel. Ich will meine eigene Person bleiben», erklärte die Tour-Überraschung. Durch seine couragierte Fahrweise, sein bescheidenes Auftreten und die sportlichen Erfolge erlebt Klöden einen Popularitäts-Schub. Das Handy des Familienvaters klingelte nach dem Tour-Ende fast pausenlos. «Deshalb habe ich jetzt eine neue Telefonnummer. Die kennen nur meine engsten Freunde», berichtete der Olympia-Dritte.
Auch Jan Ullrich genoss vor dem Weltcuprennen in Hamburg und der Aussprache mit Team-Manager Walter Godefroot auf dem 620 Meter langen Rundkurs das Bad in der Menge. «Dieser enge Kessel ist immer etwas Besonderes. Solche Rennen betrachte ich als Genuss», sagte der Olympiasieger. In gut zwei Wochen will das Duo Ullrich/Klöden in Athen versuchen, den doppelten Medaillengewinn von Sydney zu wiederholen. «Eine spezielle Vorbereitung für Olympia gibt es nicht. Ich hoffe aber, dass die Form reicht», meinte Ullrich.
Ergebnis: 1. Andreas Klöden (T-Mobile) 1:19:48 Stunden; 2. Igor Astarloa (Spanien/Lampre) 4 Sekunden zurück; 3. Danilo Hondo (Gerolsteiner) 6: 4. Erik Zabel (T-Mobile Team); 5. Torsten Wilhelms (Team Sparkasse); 6. Ashley Hutchinson (Comnet) alle gleiche Zeit; 7. Jan Ullrich (T-Mobile) 7; 8. Grischa Niermann (Rabobank) gleiche Zeit