Le Mans (dpa) - Das neue Team tut ihm sichtbar gut. Radprofi Andreas Klöden, der nach acht Jahren in Bonner Diensten in dieser Saison für das neu gegründete Astana-Team fährt, träumt nach seinem zweiten Rundfahrt-Sieg in diesem Jahr wieder vom ersten Triumph bei der Tour de France.
Nach seinem Erfolg bei Tirreno-Adriatico im März, als er als erster Deutscher in der 42- jährigen Geschichte der italienischen Fernfahrt gewann, siegte der 31-jährige Wahlschweizer aus Cottbus in Westfrankreich beim Circuit de la Sarthe. «Ich bin auf dem richtigen Weg für die Tour de France», sagte Klöden nach seinem Erfolg in Frankreich.
«Wenn ich nicht dieses Jahr gewechselt wäre, hätte ich das nie mehr getan. Ich fühle mich in meinem neuen Team sehr wohl. Astana hat gutes Material und eine gute Organisation. Es ist eine Top-Adresse», schwärmte Klöden und fügte hinzu: «Alles ist jetzt lockerer als früher. Bei T-Mobile waren zum Beispiel Interviews straff organisiert.»
Auch das Verhältnis zu seinen neuen Teamkollegen lobte er überschwänglich. «Winokurow, Kessler und Jakowlew kannte ich schon von T-Mobile. Die anderen habe ich bei Tirreno-Adriatico besser kennen gelernt. Wir haben eine Superstimmung», berichtete Klöden, der nach dem belgischen Klassiker Flèche Wallonne am 25. April eine etwa vierwöchige Pause einlegen wird. Über die direkte Tour-Vorbereitung soll noch entschieden werden.
Bei Telekom und T-Mobile stand jahrelang sein Freund Jan Ullrich als deutscher Hoffnungsträger im Mittelpunkt - mit Ausnahme der Tour 2006, bei der Klöden mit Rang drei zum zweiten Mal nach 2004 (Platz zwei) den Sprung auf das Podium schaffte. In seinem neuen Astana- Team, benannt nach der Hauptstadt Kasachstans, hat Klöden formal Alexander Winokurow als Kapitän vor sich. Trotzdem hat der in Kreuzlingen/Schweiz lebende Profi seinen ersten Tour-Sieg durchaus im Visier.
Die Mannschaft wird großzügig von den fünf Wirtschafts-Riesen Kasachstans gesponsert. Der große Geldsegen lockte den Wahlschweizer, der sich auch in schwersten Zeiten immer zu Ullrich bekannte, und weitere ehemalige T-Mobile-Aktivisten wie Winokurow, Kessler, Manager Walter Godefroot und Teamchef Mario Kummer. Aber nicht nur finanziell, auch sportlich steht Astana in vorderster Reihe.
Bei der Frage nach den möglichen Toursiegern 2007 fallen die Namen Winokurow und Klöden ziemlich früh. «Die Tour ist für beide der absolute Saisonhöhepunkt und sie werden als Doppelspitze gut funktionieren. Wir hatten ja damals mit Ullrich und Riis an der Spitze auch nie Schwierigkeiten», meinte Godefroot, der 1997 als Telekom-Manager auch hinter Ullrichs Toursieg stand.
Für den 64-jährigen Belgier ist der körperlich fragile Klöden, der in seiner Karriere oft gesundheitlich zurückgeworfen wurde, «in der Form von 2000». Damals gewann er Paris-Nizza und die Baskenland- Rundfahrt und wurde von der «L'Équipe» als «Ullrichs Bruder im Geiste» hochgejubelt. Allerdings konnte der gute Kletterer und starke Zeitfahrer, bei Hochform 63 Kilo leicht bei 1,83 Meter Körpergröße, danach die hohen Erwartungen selten erfüllen.