Erfurt (dpa) - Das strahlende Lachen ist wieder da. «Ich bin happy - ich bin in meinem neuen Team angekommen, hatte einen super Einstieg», sagte Topsprinter Marcel Kittel in Erfurt.
Sechs Saisonerfolge, zuletzt der Etappensieg bei der De Panne-Rundfahrt in Belgien, können sich nach dem dunklen Frust-Jahr 2015 sehen lassen.
Und die Perspektiven sind vielversprechend. «Ich will mich nicht festlegen, wieviele Siege ich anstrebe, aber mein voller Fokus wird jetzt dem Giro d'Italia und dann der Tour gelten», erklärte der 27 Jahre alte Radprofi, der die Frankreich-Rundfahrt 2013 und 2014 - zumindest in seiner Parade-Disziplin - mit insgesamt acht Etappensiegen und zwei Gelben Trikots aus den Angeln gehoben hatte.
Kittel hatte 2015 das «schlimmste Jahr» seiner Karriere zu überstehen. Eine verschleppte Virus-Infektion und die Folgen sorgten für jede Menge Frust und die geringe Ausbeute von nur einem zählbaren Erfolg bei der Polen-Rundfahrt. Davor lag das vom Team verordnete Aus für die Tour de France wegen mangelnder Form. Zum Jahresende zog der Thüringer die Konsequenzen, drehte dem einzigen deutschen WorldTour-Team Giant-Alpecin den Rücken. Seit Saisonbeginn fährt er an der Seite seines Kumpels Tony Martin beim Konkurrenten Etixx-Quick Step. Der Erfolg kehrte zurück.
«Wir sind in dieser Saison acht Sprints zusammengefahren und haben fünf oder sechs davon gewonnen. Wir haben uns als Gruppe schnell gefunden. Ich verstehe mich super mit den Jungs», sagte Kittel. Im Juni hat er in Erfurt die Chance, zum ersten Mal deutscher Straßenmeister zu werden. «Das ist ein Sprinterkurs. Das wäre Wahnsinn, wenn ich den Titel holen könnte und ein Jahr im Trikot mit Schwarz-Rot-Gold fahren könnte», erklärte Kittel.
Sein Neubeginn im Winter begann mit einem zeitweiligen Umzug zum Training in eine Ferienwohnung nach Girona in Spanien. «Ich konnte da drei Monate optimal trainieren, vielleicht mit ein Grund für den gelungenen Start ins Jahr 2016», meinte das neue Aushängeschild der Etixx-Mannschaft.
Kittel forderte nach den tragischen Ereignissen zu Ostern, als die belgischen Profis Daan Myngheer und Antoin Demoitié gestorben sind, mehr Sicherheit auf den Straßen bei großen Rennen. Weniger Motorräder auf der Strecke, besser geschulte Begleiter, entschärfte Streckenabschnitte, Ausweichrouten für die Teamfahrzeuge an neuralgischen Punkten: Der Weltverband UCI kündigte an, bis Mai ein neues Sicherheitskonzept anzubieten. Ingo Rees, Chef-Kommissär bei der Tour 2014, sieht allerdings nicht viel Chancen für Optimierung: «Das Problem ist der rollende Sport. Weniger Motorräder kann auch bedeuten: Weniger Sicherheit an Gefahrenstellen.»
«Es passiert da zurzeit viel hinter den Kulissen. Viele Fahrer haben wie ich auch konkrete Vorschläge gemacht und UCI-Präsident Brian Cookson hat ja schon Veränderungen angekündigt. Jetzt müssen wir abwarten», bemerkte Kittel, der sich am Montag in der Sparkasse Thüringen auch zu den Doping-Enthüllungen in London äußerte: «Es ist sicher kein gutes Zeichen, wenn es stimmt, dass die nationale britische Anti-Doping-Behörde Untersuchungen unterdrückt hat. Wir müssen sehen, was da jetzt noch rauskommt.»