Hamburg (dpa) - Jürgen Kindervater hat in seiner Zeit als Kommunikationschef der Deutschen Telekom nach eigenen Angaben Doping im Telekom-Team für möglich gehalten.
«Ich habe nie geglaubt, dass es keine einzelnen schwarzen Schafe geben kann», sagte der 61-Jährige der Wochenzeitung «Die Zeit». «Natürlich war man sich bei dem einen oder anderen Fahrer nicht sicher. Aber wir waren der festen Überzeugung, dass nicht das ganze Team dopt.»
Kindervater, als Kommunikationschef von 1990 bis 2002 für die großen Erfolge der Bonner Radprofis mitverantwortlich, räumte ein, dass Doping für ihn kein großes Thema gewesen sei. «Ich habe mich nicht intensiv mit Doping beschäftigt. Ich habe aber im Auftrag des Vorstandes in der Freiburger Sportklinik, die das Team betreute, danach gefragt. Die Mediziner sagten, alles ist wasserdicht. Ich habe denen voll vertraut», sagte Kindervater. Zu der Motivation der inzwischen entlassenen Freiburger Ärzte des Telekom-Teams, Lothar Heinrich und Andreas Schmid, meinte Kindervater: «Vielleicht hat sie mehr die Sorge um Gesundheit getrieben als um fehlende Leistungsfähigkeit.»
Kindervater bestreitet in der «Zeit», dass der Sponsor Telekom von seinem Radrenn-Stall Erfolge gefordert hat. «Es hat nie eine Aussage gegeben, dass sich das Team platzieren muss. Aber es gehört natürlich zum Prinzip des Sponsoring, dass ein Team auch erfolgreich ist.»
Über Jan Ullrich, der 2001 Amphetamine im Blut damit erklärte, er habe in einer Discothek eine Ecstasy-Pille geschluckt, sagt Kindervater: «Die Ecstasy-Geschichte habe ich ihm nicht hundertprozentig geglaubt.» Dem Tour-de-Franche-Sieger von 1997 empfiehlt er: «Falls er gedopt hat wie viele andere, dann sollte er das jetzt öffentlich machen.»