Collado de la Cruz de Caravaca (rad-net) - Mit einem starken Solo hat sich Lennard Kämna gestern den Tagessieg bei der Vuelta a España gesichert. Damit hat der Bora-hansgrohe-Profi nun Etappensiege bei allen drei großen Landesrundfahrten auf seinem Konto.
Mit bisher neun Profisiegen in seinen Palmares - bei so prestigeträchtigen Rennen wie der Volta Ciclista a Catalunya, dem Criterium du Dauphiné, den Deutschen Meisterschaften sowie den drei Grand Tours - sagte Kämna, dass seine Siege immer von einem Faktor abhängig waren: Er muss alleine ins Ziel kommen. «Ich versuche immer, es alleine zu schaffen, weil ich in den Sprints nicht so schnell bin, also ist es besser für mich», sagte er im Ziel. «Tatsächlich glaube ich nicht, dass ich jemals einen Sprint gewonnen habe.»
Auch hinauf nach Caravaca de la Cruz setzte er sich als Solist durch, nachdem er rund vier Kilometer vor dem Ziel mit Matteo Sobrero (Jayco-AlUla) seinen letzten Mitstreiter abschütteln konnte und 13 Sekunden vor dem Italiener den Zielstrich überquerte. Einfach sei es jedoch nicht gewesen, den richtigen Zeitpunkt abzuwarten. «Der Moment kommt manchmal einfach, man versucht, die Situation zu spüren. Ich habe gesehen, dass ich in einer Linkskurve eine kleine Lücke hatte, und habe dann direkt nach der Kurve Vollgas gegeben, um mir einen Vorsprung zu verschaffen. Danach habe ich zwei Minuten lang versucht, mein Limit völlig zu überschreiten, und dann war es nur noch ein Kampf bis zum Schluss.»
Kämna genießt bei seinen Teamkollegen einen wohlverdienten Ruf für seine Fähigkeit, ein Rennen zu lesen. Der 26-Jährige erzählte, sein Bauchgefühl habe ihm gesagt, dass der erste Teil der 184,5 Kilometer langen Etappe zwar mit Windstaffeln gespickt sein würde, er aber immer das Gefühl gehabt habe, dass sich das Rennen wieder beruhigen und dann eine Gruppe gehen würde. «Ich habe versucht, so gut wie möglich durch die Windstaffeln zu kommen und so viel Energie wie möglich zu sparen, weil ich immer geglaubt habe, dass es beim Aufstieg wieder zusammenlaufen würde», erklärte er.
Als er den Sprung in die Ausreißergruppe geschafft hatte, war für Kämna klar, dass er an diesem Tag gute Beine hatte. «Ich hatte das Gefühl, dass ich noch viel Kraft in meinem Tank hatte, aber es war schwer, den Moment zu finden, die anderen abzuhängen, weil der Anstieg immer auf und ab ging.»
Nachdem er nun Etappensiege bei allen drei Grand Tours vorweisen kann, sei sein nächstes Ziel die Rückkehr zu seinen Klassementsambitionen, die er erstmals im Mai dieses Jahres beim Giro d'Italia verfolgte. Am Ende wurde er in Italien starker Neunter. «Der Giro war ziemlich hart für mich. Es hat nicht wirklich perfekt funktioniert, weil ich in der letzten Woche ziemlich krank geworden bin und ums Überleben gekämpft habe. Es war also kein Traumszenario, aber ich hoffe, dass ich diese Erfahrung in Zukunft in besserer Verfassung wiederholen kann», so Kämna. «Ich möchte es auf jeden Fall noch einmal versuchen.»