Verona (dpa) - Judith Arndt ist die vierte deutsche Weltmeisterin im Straßenradsport. Die 28-jährige Leipzigerin holte in Verona nach 132,7 km im Alleingang den Titel im Straßenrennen der Frauen.
Damit machte die Olympia-Zweite ihren peinlichen Auftritt von Athen vergessen, als sie mit ausgestrecktem Mittelfinger über die Ziellinie gefahren war, um gegen die Nominierungs-Kriterien des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR) zu protestieren. Ute Enzenauer aus Ludwigshafen hatte 1981 in Prag das letzte WM-Gold für den BDR geholt. Trixi Worrack (Cottbus) rundete das deutsche Top- Ergebnis auf Platz vier ab.
«Das ist ein wunderschönes Gefühl. Unsere Taktik, bis zur letzten Runde zu warten, ist voll aufgegangen. Das ist ein großer Tag für den deutschen Frauen-Radsport und ich hoffe, das bringt uns ein bisschen mehr Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit, die uns nicht so würdigt, wie wir das verdient hätten. Gut, dass das Rennen im Fernsehen übertragen wurde», sagte Judith Arndt, die sich bei der Siegerehrung nicht auf die Nationalhymne konzentrieren konnte, weil «ich mir die Tränen verkneifen musste». «So eine starke Mannschaft hatten wir lange nicht bei einer WM», hatte Bundestrainer Jochen Dornbusch vor dem Rennen geschwärmt - und Recht behalten.
Die Entscheidung des Rennens über den anspruchsvollen Kurs mit einer 3,5 km langen Steigung fiel in der letzten von neun Runden. Sechs Kilometer vor dem Ziel fasste sich Judith Arndt ein Herz und setzte sich von einer sechsköpfigen Spitzengruppe mit allen Favoritinnen ab. Zuvor hatte ihre Team-Kollegin Worrack, die vor der WM die schwere Toskana-Rundfahrt gewonnen hatte, Tempo gemacht. Arndt, die vor drei Tagen WM-Silber im Zeitfahren holte, rettete zehn Sekunden Vorsprung vor der Italienerin Titiana Guderzo ins Ziel. Die Bronzemedaille sicherte sich Anita Valen aus Norwegen.
Das Junioren-Ergebnis vor dem Gold-Coup von Arndt sprach nicht unbedingt für im Moment erfolgreiche Nachwuchs-Arbeit im BDR. Mathias Belka aus Cottbus auf Rang 26 war im Junioren-Rennen über 132,7 km bester Deutscher. Die Goldmedaille sicherte sich in einem engagierten Rennen der Vize-Weltmeister im Zeitfahren, Roman Kreuziger aus der Tschechischen Republik. Silber fiel sensationell an den in der Schweiz trainierenden Tunesier Rafaa Chtioui, die Bronzemedaille holte sich Simon Spilak (Slowenien). Die favorisierten Italiener gingen leer aus.