Dortmund (dpa) - Die deutschen Stars Jan Ullrich, Erik Zabel und Rolf Aldag haben beim Stelldichein der internationalen Elite im Ruhrgebiet neue Begeisterung für den Radsport geweckt.
Bei Rennen in Dortmund und Bochum triumphierten die Lokalmatadore Zabel und Aldag und wurden von insgesamt 380 000 Zuschauern euphorisch bejubelt. «Eigentlich habe ich vier Runden vor Schluss noch ans Aufgeben gedacht. Doch dann habe ich mich an das Durchhaltevermögen von Jan Ullrich bei der Tour de France erinnert», sagte der gebürtige Beckumer Aldag nach seiner Siegfahrt in Bochum.
Nur wenige Stunden nach dem schnellen Rennen in Dortmund nutzte der Vorzeige-Profi des Teams Telekom auf der 175,2 km langen Strecke des «Sparkassen Giro» in Bochum eine Unachtsamkeit der beiden Mit-Ausreißer Rene Jorgensen (Dänemark) und Lubor Tesar (Tschechien) und setzte sich rund einen Kilometer vor dem Ziel mit einem Zwischenspurt vorentscheidend ab. Zabel (Team Telekom) und Ullrich (Team Bianchi) kamen 14 Sekunden später mit dem Hauptfeld ins Ziel und mussten sich mit den Plätzen 4 und 5 begnügen.
Einen Tag zuvor hatten sich Zabel und Ullrich beim «Versatel Classic» in Dortmund einen Zweikampf der Extraklasse geliefert. Auf dem 105,6 km langen Innenstadtkurs konnten die Weltklasse-Sprinter Alessandro Petacchi (Italien), Baden Cooke und Robbie McEwen (beide Australien) dem hohen Tempo der beiden prominentesten deutschen Rad-Profis nicht standhalten. Vor 100 000 Fans setzte der in der Dortmunder Nachbarstadt Unna lebende Zabel nicht auf seine Sprintqualitäten, sondern attackierte den allein mit ihm an der Spitze fahrenden Ullrich bereits zwei Runden vor Schluss.
Das machte sich bezahlt: Der deutsche Straßenmeister Zabel rettete fünf Meter Vorsprung ins Ziel und wiederholte damit seinen Vorjahreserfolg. «Ich musste es einfach vorher versuchen, sonst hätte mich Jan auf der Ziellinie noch überfahren», begründete Zabel seinen unerwarteten Vorstoß. Dritter wurde der Russe Juri Mitluschenko, Andreas Beikirch (Büttgen) vom Team Westfalen sicherte sich die Sprintwertung.
Nicht nur für seinen sportlichen Auftritt bekam Ullrich Applaus. Aus den Händen von Hans-Joachim Klein, dem Präsidenten der Deutschen Olympischen Gesellschaft (DOG), erhielt der Tour-Zweite die Fair-Play-Plakette der DOG überreicht. Damit ehrte die Organisation den Wahl-Schweizer für seine faire Geste auf der 15. Etappe der Tour de France: Wenige Kilometer vor dem Ende des wohl spektakulärsten Rennens der vergangenen Jahre hatte der 29-Jährige nach einem Sturz von Lance Amstrong gewartet, bis sein Rivale wieder aufgeschlossen hatte.