Frankfurt (rad-net) - Bundestrainer Jochen Dornbusch will erneut nach dem
Weltmeistertitel greifen. Der Coach der Nationalmannschaft der Frauen legt
für die Heim-WM damit die Messlatte hoch. In einem Interview äußerte sich Dornbusch zu den Zielen seines Teams für das Zeitfahren am 26. September und
das Straßenrennen am 29. September:
Frage: Langsam wird es ernst, wie sind die vergangenen Wochen verlaufen?
Jochen Dornbusch: "Wir konnten gute Resultate bei den Weltcups einfahren und
ein Höhepunkt war sicher der Sieg von Judith Arndt bei der
Thüringen-Rundfahrt. Auch bei der Tour de l¹Aude haben wir uns gut in Szene
gesetzt, wobei gerade die Jüngeren einen großen Schritt nach vorne gemacht
haben."
Frage: Die Doping-Diskussion tangiert den Frauenbereich bisher nicht?
Jochen Dornbusch: "Nein, das ist toi, toi, toi nicht geschehen. Ich lege
auch für alle meine Mädels die Hand ins Feuer, dass sie clean sind. Das hat
ethische wie finanzielle Gründe. Die Sportlerinnen können sich nicht
vorstellen, zu betrügen."
2004 und 2005 hat das Aufgebot des Bund Deutscher Radfahrer die
Weltmeisterin gestellt, im vergangenen Jahr gab es Silber. Haben diese
Erfolge den Bekanntheitsgrad des Frauenradsports gesteigert?
Jochen Dornbusch: "Man muss klar sehen, dass die Zuschauer eher wegen einem
Fahrer wie Jens Voigt an der Strecke stehen aber die Frauen-Teams besitzen
mittlerweile professionelle Strukturen, die man sich vor zehn Jahren nicht
vorstellen konnte."
Welche Bedeutung hat die Weltmeisterschaft, gerade im Hinblick auf die
Olympischen Spiele im kommenden Jahr? Ist Stuttgart eigentlich nur
Zwischenstopp auf der Reise nach Peking?
Jochen Dornbusch: "Nein, es ist der Höhepunkt. Bei den Olympischen Spielen
dürfen wir nur mit drei Athletinnen starten, die Teilnahme ist für viele
also reine Illusion. Jetzt richten sich die Blicke auf uns. Das beinhaltet
natürlich auch das Risiko, am Pranger zu stehen, wenn man einen schlechten Tag erwischt. Aber wir rechnen mit einer Medaille. Was sag ich: Das Ziel ist das WM-Trikot."
Dabei ist die Weltmeisterschafts-Mannschaft mit sechs Starterinnen im Straßenrennen und zwei im Zeitfahren fast völlig neu zusammengesetzt.
Jochen Dornbusch: "Aus dem letzten WM-Kader sind vier nicht mehr dabei, aber
unser Plus ist dennoch die Teamarbeit. Wir können viele Optionen ziehen."
Hanka Kupfernagel feierte ein bemerkenswertes Comeback. Funktionierte die Integration reibungslos?
Jochen Dornbusch: "Natürlich gibt es mal Reibereien. Warum nicht? Aber ich
traue es mir schon zu, eine eingeschworene Truppe an den Start zu schicken."
Ihre Einschätzung zum Weltmeisterschaftskurs?
Jochen Dornbusch: "Im Frühjahr bin ich die Runde mit dem Auto abgefahren.
Technisch anspruchsvoll, schwer, nichts für Sprinter. Da darf man die
bekannten Favoritinnen vorne erwarten. Wie Titelverteidigerin Vos, Noemi
Cantele oder Judith Arndt."