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Katrin Meinke bei ihrer letzten Siegerehrung: Silber im Keirin bei der DM in Cottbus
24.08.2006 08:10
Interview mit Katrin Meinke: Sport sollte in erster Linie Spaß machen

Cottbus (rad-net) - Am Rande der Deutschen Meisterschaften im Bahnradsport erklärte Sprinterin Katrin Meinke ihren Rücktritt vom Leistungssport. 1997 feierte sie mit ihrer Goldmedaille im Sprint bei der Junioren Weltmeisterschaft in Kapstadt ihren ersten großen internationalen Erfolg, nachdem sie bereits im Jahr zuvor Silber gewann. Medaillen und vordere Platzierungen bei Weltmeisterschaften sowie Siege bei Weltcuprennen folgten. Zu den Olympischen Spielen 2004 in Athen erreichte sie ihren größten sportlichen Ruhm. Katrin Meinke belegte Platz sechs im Sprint und den achten Rang im Punktefahren. Morgen wird sie beim Grand Prix in Cottbus ihr letztes Rennen bestreiten. Im folgenden Interview spricht die 27-Jährige über die Gründe ihres Rücktritts.

Katrin, für viele kam Dein Abschied überraschend. War er so spontan?
Nein, der Entschluss war keine spontane Aktion, er ist über mehrere Wochen gereift. Die letzte Entscheidung fiel am vergangenen Donnerstag bei den Deutschen Meisterschaften nach der Sprintquali über die 200 Meter. Ich hatte die vom Bundestrainer vorgegebenen 11,7 Sekunden nicht erreicht und war mit mir selbst unzufrieden.

Was glaubst Du, warum es mit Dir im Sprint nicht mehr gehen sollte?
Ich habe bei den letzten Wettkämpfen gemerkt, dass ich es nicht mehr schaffe, ein hohes Niveau zu fahren. Man kann es jetzt auswerten und gern für andere Sportler entsprechende Rückschlüsse ziehen. Ich selbst brauche heute keine Analyse, habe gemerkt, dass es nicht mehr gehen will und Schluss gemacht.

Deine Pause nach den Olympischen Spielen wird heute kontrovers diskutiert. Es gibt Stimmen, die behaupten, Du hättest keine machen sollen. Andere meinen, sie war nicht konsequent genug. Wie beurteilst Du es heute selbst?
Ich weiß, dass es differente Meinungen zwischen Bundestrainer und meinem Heimtrainer gibt. Ich denke, ich hätte die Pause konsequenter nehmen sollen, sehe aber auch, wie schwer es war, nach einer Pause wieder zurück zu kommen. Ich war nach Athen einfach alle und habe meinen Entschluss zur Pause nicht bereut. An der ganzen Diskussion finde ich nur schade, dass der Standpunkt des Sportlers nicht akzeptiert wird. Wir sind erwachsene Menschen und kennen unseren Körper über die Jahre sehr gut. Wir sollten als Sportler mündiger behandelt werden.

Hätte es in den vergangenen Monaten Umstände geben können, unter denen Du darüber nachgedacht hättest, doch weiter Sport zu treiben?
Letztendlich nicht. Es ist doch so: Hast Du Erfolg, stehen alle an deiner Seite. Ich hätte mir bei der Bearbeitung meiner Probleme schon etwas mehr Aufmerksamkeit und Unterstützung gewünscht. Was soll alles um meine Person herum passiert ist, hat mich sehr nachdenklich gestimmt. Es ist auf alle Fälle nicht mehr so locker und freundlich wie früher. Ich bin froh, dass ich es hinter mir habe. Ich denke nicht, dass man mich hätte umstimmen können, doch all die Umstände habe meine Entscheidung, weiter zu machen, nicht gerade positiv beeinflusst.

Mit der Gründung des Team Brandenburg soll geholfen werden, den Bahnradsport in Brandenburg wie auch in Deutschland weiter zu entwickeln. Wie beurteilst Du die Perspektive für das Team?
Mit der Teamgründung ist das passiert, was ich mir schon seit Jahren gewünscht habe. Ich habe mich gefreut, dass das Team mir sein Vertrauen ausgesprochen hat und mich damit sehr unterstützt hat. Ich denke, dass für die Zukunft die richtigen Weichen gestellt sind und perspektivisch eine gute Arbeit erfolgen wird. Das wird schon bald auch den Brandenburger Jugendlichen und Junioren zugute kommen, die gerade bei der DM sehr gut abgeschnitten haben. Es ist schön, dass mit dem Team die Möglichkeiten vorhanden sind, die Jugend noch besser in ihrer leistungssportlichen Entwicklung einzubinden. Für mich hätte ich mir eine solche Konstellation früher gewünscht, aber egal, für die jungen Fahrer stellt das Team eine tolle Chance dar. Auf jeden Fall biete ich mich für das neue Team gern an, repräsentative Aufgaben zu übernehmen, um bei der Entwicklung mithelfen zu können.

Zurückblickend auf Deine Sportkarriere, was waren Deine schönsten Erlebnisse?
Auf alle Fälle stehen die Olympischen Spiele in Athen ganz oben an. Die Spiele bleiben unvergessen. Aber auch die Eindrücke von Weltmeisterschaften und Weltcups bleiben mir in ewiger Erinnerung. Wenn Du auf dem Treppchen stehst, entschädigt das für das lange harte Training. Es ist ein sehr schöner Ausgleich für die viele Quälerei. Unterm Strich, ob Olympia, WM oder nationale Meisterschaft, das Drumherum am Sport ist einfach unvergleichlich.

Welche Ratschläge kannst Du jungen Sportlern geben, die sich dem Leistungssport, speziell dem Bahnradsport, verschrieben haben?
Ratschläge kann man viele geben. Was man einmal begonnen hat, sollte man auch weiter konsequent verfolgen. Jeder sollte darauf achten, dass Sport in erster Linie Spaß machen muss. Dazu gehört neben den Hochs auch mal ein Tief. Genießt das Oben und zieht euch aus dem Tief wieder heraus, es lohnt sich. Junge Sportler sollten in Training und Wettkampf die Orientierung an den Großen nicht verlieren.

Wenn Du drei Wünsche frei hättest, die sich auf den Bahnradsport in Deutschland beziehen, welche wären das?
Ach Gott. Einmal sollte unser Sport publikumswirksamer werden, mehr Öffentlichkeit erfahren. Unser Sport sollte mehr gewürdigt werden. Mein zweiter Wunsch wäre, dass der Frauensport noch stärker gefördert wird. So habe ich immer davon geträumt, einmal bei einem Sechstagerennen mitfahren zu können. Tja und Drittens…..fällt mir spontan nichts ein.

Katrin, danke für das Interview. Wie geht es beruflich weiter bei Dir?
Ich habe erst einmal Urlaub und ab Oktober werde ich wie Millionen anderer Deutsche jeden Tag zur Arbeit gehen. Ich bin froh, dass ich im Leistungssportprojekt der Bundespolizei war und nun nahtlos einen sicheren Arbeitsplatz habe.

(Das Interview führte Rainer Jeschonek)


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