Hamburg (dpa) - Auch am Ende einer von Skandalen geprägten Tour de France thematisieren die internationalen Zeitungen mehr den auf der Tour liegenden Doping-Schatten als den sportlichen Ausgang der Rundfahrt.
FRANKREICH
«Libération»: «Vom Publikum ausgepfiffen, von den Medien beschimpft als eine Apotheke auf Rädern. Die unheilvolle Tour de France 2007 hat es geschafft, den Radsport zum Symbol des maroden Sports zu machen. Die Radfahrer verteidigen sich so gut sie können: Wir sind die Sündenböcke, weil wir am meisten von allen kontrolliert werden, sagen sie. In der Tat.»
«L'Equipe»: «Um aus dem Schlamassel herauszukommen, in das der Radsport so tief geraten ist, dass er darin umzukommen scheint, muss man sich von einigen Gewohnheiten und von all denen trennen, die im Schatten Ziele verfolgen, die nichts mit dem Sport zu tun haben. Die Rückkehr zu Nationalmannschaften, für die «L'Equipe» eintritt, wird das Problem des Dopings zwar auch nicht lösen, aber zumindest dazu beitragen, die Tour mit ihren Fans zu versöhnen. Man weiß nicht, ob Alberto Contador gestern auf den Champs Élysées ein Gewinner der Zukunft oder ein Sportler der Vergangenheit ist. Aber man muss an die Sportler seiner Generation und an die nachfolgenden denken.»
SPANIEN
«El País»: «Alberto Contador musste unglücklicherweise auf seinen schmalen Schultern die Last der Schuld der Ungeheuerlichkeiten tragen, die der Radsport in den vergangenen Jahren begangen hat. Er hat die Tour zum falschen Zeitpunkt gewonnen. Niemand sprach gestern in Frankreich von ihm. Er ist ein verurteilter Sieger in einer verurteilten Tour de France. Der Radsport verzichtet darauf, sich ein neues Gesicht zu geben. Außerhalb Spaniens hat die Tour des Siechtums gewonnen. Die Tour hat es abgelehnt, einen Sieger mit sauberem Blick und leichtem Antritt wie Alberto Contador in ihren Reihen aufzunehmen.»
«Marca»: «Contador wird Teil der Legende. Niemand hat ihm etwas geschenkt. Er hat bewiesen, dass er derzeit der beste Kletterer ist, und auch im Zeitfahren hat er einige seiner Rivalen hinter sich gelassen.»
«As»: «Alberto Contador ist der König der Hoffnung und das Symbol des neuen Radsports. Mit ihm beginnt eine neue Ära. Nach diesem Sieg sollte der Radsport wieder ein Sport ohne Verdächtigungen und ohne Chemie sein.»
«El Mundo»: «Ein Sieg der Hoffnung. Als fünfter spanischer Gewinner der Tour de France führt Contador einen neuen Radsport an, der sich von den ständigen Dopingskandalen lösen muss.»
ITALIEN
«La Gazzetta dello Sport»: «Die Tour des Giftes. Contadors Gelbes Trikot ist vom Verdacht befleckt. Contador auf diesem beschmutzten Siegerpodest in Paris macht uns traurig. Rennfahrer, hört auf zu lügen!»
«Tuttosport»: «Contador siegt, aber die Zweifel bleiben.»
«L'Unione Sarda»: «Das Dahinsiechen der Tour ist endlich zu Ende.»
«La Stampa»: «Das Image der Tour liegt in Scherben.»
«Il Secolo XIX»: «Arrivederci Tour - Du wirst uns nicht fehlen.»
«Il Piccolo di Trieste»: «Contador gewinnt eine verdammte Tour.»
«L'Unita»: «Contador im Paradies - die Tour in der Hölle. Das war das Ende einer von Skandalen erschütterten Tour.»
«La Repubblica»: «Addio, Du Tour der Skandale!»
DÄNEMARK
«Børsen»: «Viele Sponsoren bei dieser Tour haben sich wohl gewünscht, dass ihr Logo nie auf den TV-Bildern erschienen wäre.»
«Information»: «Contador war der richtige und würdige Tour-Sieger. Allerdings nur, wenn man den Zweitbesten als Sieger akzeptiert. Michael Rasmussen wurde einfach nur wegen eines Verdachts nach Hause geschickt.»
«Ekstra Bladet»: «Trotz der Abschlachtung von Rasmussen und des Doping-Schatten läuft die Tour glücklicherweise auch nächstes Jahr wieder. Diesmal diktierten Doping, Moral und Lügen den Verlauf.»
NIEDERLANDE
«Trouw»: «Die Illusion der Tour liegt in Scherben»
«Telegraaf»: «Toursieg mit schwarzem Rand. (...) In den vergangenen drei Wochen gab es auch prächtigen Sport zu sehen. Das darf bei dem ganzen Heckmeck über Doping nicht vergessen werden.»
BELGIEN
«Le Soir»: «Von höchster Dringlichkeit ist es, eine Lösung für das Doping zu finden. Die positiven Kontrollen von Winokurow und Moreni während des Rennens, die unerwarteten Kontrollen anderer Fahrer und das Ausscheiden von Rasmussen sind gute Nachrichten. Sie bedeuten, dass es die Betrüger immer noch gibt, aber dass man sie besser als bisher fassen kann. (...) Man braucht einen starken Mann an der Spitze der Tour. Einen, der integriert und entscheidet, der eine Verbindung darstellt zwischen den Fahrern und den anderen Beteiligten, darunter auch den Medien. Eine bessere Kommunikation hätte einige Skandale bei dieser Tour vermeiden können.»