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16.07.2003 12:23
Horror-Tour für Giro- und Spanien-Experten

Marseille (dpa) - Für die Experten des Giro d'Italia und der Spanien-Rundfahrt ist es eine Horror-Tour - sie fahren hinterher oder nach Hause. Stefano Garzelli, Gilberto Simoni, Alessando Petacchi (alle Italien) und der Spanier Aitor Gonzalez hatten sich die Reise durch Frankreich völlig anders vorgestellt.

Garzelli, Zweiter der Italien-Rundfahrt, trat zur 10. Etappe der 90. Tour de France in Gap wegen einer Halsentzündung nicht mehr an. Sein italienischer Landsmann, Giro-Gewinner Simoni, will auch nach Hause, darf aber (noch) nicht.

Simoni, der nach seinem Sieg im Juni den Mund im Hinblick auf die Tour ziemlich voll genommen hatte, fährt seit dem Mannschafts- Zeitfahren hinterher. In den Bergen, seinem eigentlich bevorzugten Terrain, war Simoni sogar auf Rücksichtnahme seines Team-Kollegen Jörg Ludewig angewiesen. Gegen seinen Willen, auf dringendes Anraten seiner Teamleitung, fährt er weiter. «Ohne Beine», wie Simoni sagt.

Vuelta-Sieger Aitor Gonzalez (Spanien) ist nach einer Infektion längst zu Hause. Ein Magen- und Darm-Virus sei Schuld am vorzeitigen Abtritt gewesen, hieß es. Der hatte auch den sechsfachen Giro- und vierfachen Tour-Etappensieger Alessandro Petacchi aus dem Sattel befördert. Am ersten nennenswerten Tour-Berg machte er den «Cipollini» und gab wie der Weltmeister bei jedem seiner Auftritte die Tour auf.

An nicht vorhandenen «deutschen Tugenden», wie sie ein Journalist in den ersten Tourtagen im multinationalen Team Telekom angemahnt hatte, kann es nicht liegen, dass Simoni, Garzelli, Gonzalez und Co. bei der Tour den Tritt nicht fanden. Der vierfache Toursieger Lance Armstrong (USA), der zumindest die Spanien-Rundfahrt bestens kennt, nannte den Grund: «Die Vuelta ist ein völlig anderes Rennen als die Tour, und der Giro ist ein völlig anderes Rennen als die Tour».

Simoni hätte die Tour unterschätzt, sagte Armstrong, der die Kampfansage des Italieners, der beim Giro 2002 nach einem Kokain- Nachweis disqualifiziert worden war, ohnehin nicht besonders ernst genommen hatte. «Die Tour fing für Gilberto beim Prolog gut an. Das Mannschafts-Zeitfahren ging daneben und nach der ersten Alpen-Etappe war seine Motivation weg», meinte Debütant Ludewig, der trotzdem bald ohne seinen Chef in Frankreich unterwegs sein könnte. Die Alpen verließ Simoni mit 52:08 Minuten Rückstand auf Armstrong auf Rang 70.

Zum letzten Mal gelang 1998 seinem Landsmann Marco Pantani, vor der Tour aus der Nerven-Klinik entlassen, das Double Giro/Tour und der Beweis, dass beides geht. «Simoni immer weiter unten», schrieb die «Gazzetta dello Sport», das Zentralorgan der Radsport-Nation Italien. «Giro und Tour zusammen auf hohem Niveau zu fahren, ist unmöglich», stellte Simonis Teamkollege Danilo di Luca fest, der nach schwacher erster Woche langsam besser in Tritt kommt.


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