Angliru (dpa) - Roberto Heras hat die Spanien-Rundfahrt auf den Kopf gestellt und eine Woche vor Vuelta-Ende eine Vorentscheidung zu seinen Gunsten erzwungen. Auf der schwersten Bergetappe auf den 1560 Meter hohen Angliru in Asturien, mit Recht als kompliziertester Anstieg im Radsport gefürchtet, musste der bisherige Spitzenreiter Oscar Sevilla (Spanien) seine Führung in der Gesamtwertung an seinen Landsmann Heras abgeben.
Der Vuelta-Gewinner des Jahres 2000 war der Mann des Tages: Er gewann die 15. Etappe über 176 Km von Gijon auf den Angliru, der bis zu 23 Steigungs-Prozente aufwies, in Lance-Armstrong-Manier. Heras, bei der Tour de France wertvollster Helfer des vierfachen Gewinners aus Texas, hatte sechs Kilometer vor dem Ziel bei strömendem Regen und Nebel auf dem Schlussanstieg angegriffen. Keiner seiner Konkurrenten hatte der mutigen Attacke des US Postal-Fahrers bei katastrophalen Witterungsverhältnissen etwas entgegenzusetzen. Einige Fahrer schoben ihre Räder an den steilsten Stellen. Zweiter hinter dem Solisten Heras wurde sein Landsmann Joseba Beloki mit 1:36 Minuten Rückstand. Sevilla verlor 2:49 Minuten.
Erik Zabel (Unna) stand erwartungsgemäß nicht im Mittelpunkt des Geschehens, obwohl er zeitweise in einer zweiten Spitzengruppe fuhr. Sein großes Zeil für die letzte Vuelta-Woche ist die Verteidigung des rot-weißen Trikots des Punktbesten. Ob ihm noch der ersehnte Etappensieg gelingt, erscheint fraglich. Der gebürtige Berliner, der jetzt vielleicht doch Tribut zahlen muss für seinen stressigen Dauereinsatz seit Februar, musste sich im Sprint des Hauptfeldes im Kampf um Platz drei dem Italiener Angelo Furlan beugen.
Den Etappensieg im Ziel der 14. Etappe nach 190 km hatte sich der Russe Sergej Smetanin in Gijon mit einer Solo-Fahrt gesichert. Aber Zabel konnte mit Alessandro Petacchi (Italien) seinen ärgsten Konkurrenten im Kampf um den Punktsieg, den er bei der vergangenen Tour de France in Paris zum ersten Mal in sieben Jahren verloren hatte, auf den fünften Platz verweisen.
Die Etappe wurde von einem Massensturz 35 Kilometer vor dem Ziel überschattet, als ein Begleit-Motorrad einen Gepäckkasten verloren hatte. 40 Fahrer stürzten, mehrere Radprofis wurden ins Krankenhaus gebracht. Aufgeben mussten unter anderen die Spanier Fernando Escartin vom Coast-Team mit einem Rippenbruch und Igor Gonzalez de Galdeano. Der Fünfte der diesjährigen Tour de France brach sich nach ersten Informationen den Ellbogen.
Am Sonntag hatte das Telekom-Team nach Alexander Winokurow und Sergej Jakowlew (Kasachstan) mit Andreas Klöden (Cottbus) den dritten Ausfall zu beklagen. Der vor zwei Jahren wohl etwas vorschnell als neuer Rundfahr-Star gefeierte Klöden stieg entkräftet vom Rad und gab auf. Montag steht der zweite Ruhetag der Vuelta auf dem Programm.
Rang | Name | Zeit |
1. | Roberto Heras (Spanien) | 5:01:02 Std. |
2. | Joseba Beloki (Spanien) | + 1:35 Min. |
3. | Francesco Casagrande (Italien) | + 1:41 |
4. | Iban Mayo (Spanien) | + 1:54 |
5. | Aitor Gonzalez (Spanien) | + 2:16 |
6. | Danilo Di Luca (Italien) | gleiche Zeit |
7. | Gilberto Simoni (Italien) | gleiche Zeit |
8. | Angel Casero (Spanien) | + 2:22 |
Gesamtwertung:
Rang | Name | Zeit |
1. | Roberto Heras (Spanien) | 55:14:08 Std. |
2. | Aitor Gonzalez (Spanien) | + 0:35 Min. |
3. | Oscar Sevilla (Spanien) | + 1:08 |
4. | Joseba Beloki (Spanien) | + 1:57 |
5. | Iban Mayo (Spanien) | + 2:16 |
6. | Francesco Casagrande (Italien) | + 3:56 |
7. | Garcia Casas (Spanien) | + 4:05 |
8. | Gilberto Simoni (Italien) | + 4:55 |
... | | |
11. | Jörg Jaksche (Ansbach) | + 5:27 |