Madrid/Berlin (dpa) - Roberto Heras hat das Steuer in einem dramatischen Endspurt noch herumgerissen und zum zweiten Mal nach 2000 die Spanien-Rundfahrt gewonnen.
Der zweifache Etappengewinner Erik Zabel (Unna) holte wie im Vorjahr das Trikot des Punktbesten. Völlig unerwartet blieb Isidro Nozal, den das besondere Vuelta-Gesetz der Serie ereilte, in der Gesamtwertung noch auf der Strecke. Wie in den vergangenen beiden Jahren wurde die drittwichtigste Rundfahrt im Schlussspurt auf den Kopf gestellt. Dem Überraschungs-Spitzenreiter aus Kantabrien, seit der 4. Etappe an der Spitze, ging beim Zeitfahren am vorletzten Tag doch noch die Puste aus.
Sein Landsmann Heras holte sich von dem 25-jährigen Once-Fahrer Nozal, dessen Teamchef Manolo Saiz ausgerastet und von den Organisatoren ausgeschlossen worden war, das Gelbe Trikot. Für solche Last-Minute-Entscheidungen nach fast drei Wochen ist die Vuelta neuerdings berüchtigt: Angel Casero fing Oscar Sevilla 2001 buchstäblich auf den letzten Metern ab wie Aitor Gonzalez Heras im Vorjahr. Wie erwartet war die Vuelta eine fast ausschließlich spanische Angelegenheit: Acht der zehn besten Fahrer kamen aus dem Gastgeberland. Heras siegte mit 28 Sekunden vor Nozal.
Der US Postal-Kapitän, maßgeblich an den vergangenen drei Tour de France-Siegen seines Chefs Lance Armstrong beteiligt, nahm beim 11,2 km langen Bergzeitfahren als Schnellster Nozal die entscheidenden 2:23 Minuten ab und ging mit 28 Sekunden in Führung auf die abschließende Ehrenrunde nach Madrid. Hier feierte der überragende Sprinter Alessandro Petacchi (Italien) nach 146 km den letzten und seinen insgesamt fünften Tagessieg. Zabel wurde Zweiter.
«Ich hätte nicht gedacht, dass ich das noch schaffe. Ich wusste vor dem Zeitfahren, dass jeder Meter zählt. Pro Kilometer musste ich Nozal zehn Sekunden abnehmen», sagte Heras, der noch nie die schon oft versprochene Hilfe Armstrongs bei der Vuelta in Anspruch nehmen konnte. Dafür hat der 30-Jährige aber Verständnis: «Auch im nächsten Jahr wird Lance nicht in Spanien fahren. Die Tour braucht all seine Kraft.»
Als Heras durchs Ziel gefahren war, verschwand er sofort im Mannschaftsbus und verfolgte Nozals letzte Kilometer im Fernsehen. Danach brach Heras, der im Mannschafts-Zeitfahren zum Vuelta-Auftakt besonders von seinem starken Team profitierte und in den Bergen wie Armstrong während der Tour auf Manuel Beltran als treuesten Begleiter setzen konnte, in Tränen aus: «Das ist ein großer und bewegender Moment für mich.» Nozal zeigte sich als fairer Verlierer: «Roberto hat zu Recht gewonnen. Der 2. Platz ist ein Sieg für mich, auch wenn ich jetzt traurig bin.»
So einsichtigt zeigte sich sein Chef Saiz nicht. Auf der letzten Steigung der Vuelta rastete der kleine Mann, außerhalb des Rennens ein Gentleman vom Scheitel bis zur Sohle, aus. Trotz Verbots der Rennleitung fuhr er mit seinem Begleitwagen zur Spitze, um den schwächelnden Nozal zu versorgen. Außerdem versperrte er einem Fernseh-Motorrad die Weiterfahrt und belegte den Piloten mit wüsten Beschimpfungen. Saiz wurde vom Rennen suspendiert, musste sich das Zeitfahren am Bildschirm anschauen und sieht einer möglichen dreimonatigen Sperre durch den Weltverband entgegen.
Telekom-Kapitän Zabel holte sich das Punkte-Trikot vom Spanier Alejandro Valverde zurück. Sein 2. Platz im Zeitfahren hatte dem Kelme-Fahrer vorübergehend das Trikot beschert. Schon am ersten Zwischensprint hatte sich Zabel, der bei der WM am 12. Oktober in Hamilton/Kanada eine Medaille im Visier hat, im Finale wieder an die Spitze gesetzt und hielt sie bis ins Ziel der 21. Etappe.
Nach der 21. Etappe:
Rang | Name | Zeit |
1. | Roberto Heras (Spanien) | 69:31:52 Std. |
2. | Isidro Nozal (Spanien) | + 0:28 Min. |
3. | Alejandro Valverde (Spanien) | + 2:25 |
4. | Igor Gonzalez de Galdeano (Spanien) | + 3:27 |
5. | Francisco Mancebo (Spanien) | + 4:47 |
6. | Manuel Beltran (Spanien) | + 5:51 |
... | | |
27. | Christian Werner (Bad Schwalbach) | + 1:00:48 Std. |
72. | Erik Zabel (Unna) | + 2:19:28 |
73. | Patrik Sinkewitz (Fulda) | + 2:21:36 |
75. | Torsten Hiekmann (Berlin) | + 2:24:32 |
88. | Bert Grabsch (Wittenberg) | + 2:40:40 |
101. | Stephan Schreck (Erfurt) | + 2:54:35 |
104. | Raphael Schweda (Groß Lindow) | + 2:55:57 |
110. | Steffen Wesemann (Küttigen/Schweiz) | + 3:04:28 |
129. | Jörg Jaksche (Ansbach) | + 3:24:13 |
142. | Thorsten Rund (Lübben) | + 3:35:43 |
Madrid - Madrid (130 km):
Rang | Name | Zeit |
1. | Alessandro Petacchi (Italien) | 3:51:19 Std. |
2. | Erik Zabel (Unna) | gleiche Zeit |
3. | Joaquin Rodriguez (Spanien) | gleiche Zeit |
4. | Alexandre Usow (Weißrussland) | gleiche Zeit |
5. | Angel Edo (Spanien) | gleiche Zeit |
6. | Miguel Martin Perdiguero (Spanien) | gleiche Zeit |
... | | |
16. | Patrik Sinkewitz (Fulda) | gleiche Zeit |
55. | Christian Werner (Bad Schwalbach) | gleiche Zeit |
56. | Bert Grabsch (Wittenberg) | gleiche Zeit |
59. | Steffen Wesemann (Küttigen/Schweiz) | gleiche Zeit |
71. | Jörg Jaksche (Ansbach) | gleiche Zeit |
108. | Stephan Schreck (Erfurt) | gleiche Zeit |
127. | Raphael Schweda (Groß Lindow) | gleiche Zeit |
154. | Torsten Hiekmann (Berlin) | + 0:37 Min. |
159. | Thorsten Rund (Lübben) | + 1:22 |