Gera (rad-net) - Hanka Kupfernagel plant ihr Karriereende. Das teilte die 42-Jährige Ausnahmeathletin heute mit. Am 30. Juli wird sie im Rahmen der «Apres Tour Gera» ihr Abschiedsrennen geben, um langsam vom aktiven Radsport zurückzutreten. «Ich werde in diesem Jahr zwar noch ein paar Straßenrennen fahren und es ist derzeit offen, ob ich auch noch ein paar Cross- oder Mountainbikerennen bestreite, aber das Rennen in Gera soll mein offizieller Abschied von der Straße sein», erklärte die achtfache Weltmeisterin gegenüber rad-net.
In ihrer erfolgreichen Karriere hat Kupfernagel zahlreiche nationale und internationale Medaillen angesammelt - so viele, dass sie gar nicht spontan darauf zu antworten weiß, wie viele es tatsächlich sind. «Ich habe eben mal nachgezählt. Es sind 18 WM-Medaillen, einmal Olympia-Silber und rund 35 DM-Titel», sagt sie nicht ohne Stolz. Zu den 18 WM-Medaillen gehören acht goldene: Viermal war sie Cross-Weltmeisterin, einmal Weltmeisterin im Einzelzeitfahren und dreimal stand Kupfernagel schon als Juniorin auf dem höchsten WM-Podest.
«Eigentlich wollte ich am Ende des letzten Jahres schon aufhören, nachdem ich da noch einmal eine richtig gute Saison hatte, was aber - wie ich finde - nicht belohnt wurde», spielt Kupfernagel auf ihre Nicht-Nominierung für die Straßen-Weltmeisterschaften durch den Bund Deutscher Radfahrer (BDR) an.
«Aber Vera Hohlfeld von meinem Team Maxx-Solar hat mich überzeugt, noch ein Jahr für die Mannschaft zu fahren und die DM in Erfurt war auch noch ein kleiner Anreiz», so Kupfernagel. Im Team Maxx-Solar ist es Kupfernagels Hauptaufgabe, die jungen Fahrerinnen anzuleiten. «Das macht Spaß ist aber auch eine Herausforderung. Am Schönsten ist es zu sehen, wenn die Mädels von meiner Erfahrung profitieren können. Das ist auch eine Motivation, warum ich immer noch im Sattel sitze.» Deshalb werden auch die Rennen der «Müller – Die lila Logistik Rad-Bundesliga» zu den wenigen Straßenrennen gehören, die Kupernagel auch noch nach ihrem Abschied fahren wird, denn das Team Maxx-Solar hat sich bei der Rennserie den erneuten Gesamtsieg vorgenommen.
Neben der Deutschen Straßenmeisterschaft in Erfurt (26. Juni) wird Hanka Kupfernagel unter anderem auch bei der Thüringen-Rundfahrt (UCI 2.1), ihrer Heimatrundfahrt, vom 15. bis 21. Juli im Einsatz sein.
«Es ist ja bekannt, dass mit der Zeit und dem Alter nicht alles einfacher wird. Regeneration ist enorm wichtig und natürlich, dass man gesund bleibt. Nach dem Bundesligarennen in Cadolzburg hatte ich zum Beispiel eine Magen-Darm-Grippe. Danach fängt man wieder bei Null an. Ehrlich gesagt, fiel mir das als hoffnungsvolle 25-Jährige noch leichter», erklärt sie mit einem Lächeln. «Radsport ist ein schwerer Sport mit vielen Trainingskilometern, das Schwierigste an einer langen erfolgreichen Karriere ist die tägliche Motivation und natürlich zuverlässige Sponsoren», erklärt Kupfernagel. «Es muss schon alles stimmen und 'gut laufen', damit man Spaß am harten Training und im Wettkampf hat.»
Für das Rennen in Gera entschied sich Hanka Kupfernagel aus mehreren Gründen. Zum einen stammt sie gebürtig aus Gera, ging dort auf die Sportschule und machte ihre ersten Schritte in Sachen Radsport. «Ich denke so schließt sich der Kreis ganz gut», sagt die 42-Jährige. Auf der anderen Seite überzeugte sie im vergangenen Jahr die Erstaustragung des Nachtourkriteriums, bei der sie als Zuschauerin an der Strecke stand. «Das Rennen lief vor rund 8000 Zuschauern mit Fahrern wie André Greipel oder John Degenkolb, die auch mal für den SSV Gera gefahren sind, sehr gut an», so Kupfernagel.
Ein richtiges Rennen soll der Abschied von Hanka Kupfernagel aber nicht werden. «Es soll im Rahmen des Promirennens stattfinden. Es wird ein gemixtes Rennen, bei dem die Zuschauer Spaß haben sollen. In all den Jahren habe ich ja meist mit Männern trainiert und habe dadurch viele Freunde, Berater und Begleiter kennengelernt. Ich hoffe, dass viele meiner Einladung folgen können. Denn es ist auch für den guten Zweck, die Radsport-Tradition Geras wieder zu beleben und den Nachwuchs des SSV Gera zu unterstützen», erklärt Kupfernagel. Radsportgrößen wie Olaf Ludwig, Udo Bölts, Michael Rich und Jens Voigt haben schon genauso zugesagt, wie etwa auch Kupfernagels Cape Epic-Partner Carsten Bresser und natürlich ihr Bruder Stefan, mit dem sie 1985 zusammen den Radsport beim RSV Motor Neustadt begann.
Genaue Pläne, ob sie nach ihrer aktiven Laufbahn weiter im Radsport bleiben will, hat Hanka Kupfernagel noch nicht: «Nun ja, ich habe den größten Teil meines bisherigen Lebens sehr intensiv in der Radsportwelt verbracht. Einerseits sehne ich mich nach einer Auszeit und nach neuen Impulsen, andererseits glaube ich - bei der Vielfalt, die dieser Sport bietet und den Kontakten, die über die Jahre entstanden sind -, dass ich wohl einigen Anfragen nachgeben und immer mal wieder involviert sein werde und hoffentlich die nützlichen meiner Erfahrungen weitergeben kann.»
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