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Radfahrer starten 2006 in Hamburg zu den Vattenfall Cyclassics.
26.07.2007 17:54
Große Ungewissheit um deutsche Rad-Profirennen

Hamburg (dpa) - Die deutschen Profirennen drohen im Doping-Sumpf des Radsports unterzugehen. Nach den Enthüllungen bei der Tour de France wachsen die Zweifel an der Austragung der Cyclassics in Hamburg und der Deutschland-Tour.

Die veranstaltende Agentur Upsolut aus Hamburg wollte keine Prognose zu Form und Starterfeld für die Rennen im August abgeben. Bei der derzeit laufenden Sachsen-Tour fürchten die Organisatoren ähnliche Doping-Enthüllungen wie bei der Frankreich-Rundfahrt. In Esslingen wurde ein für den 2. September geplantes internationales Profiradrennen bereits abgesagt.

Aufatmen konnten vorerst die Organisatoren der Weltmeisterschaft in Stuttgart im September: Kurz vor Ablauf der angeblich von der Bundesregierung gesetzten Frist unterschrieb der Rad-Weltverband UCI die ausgehandelte Anti-Doping-Vereinbarung. Allerdings hat die Stadt Stuttgart die Zahlungen an den Bund Deutscher Radfahrer für die WM eingefroren. «Es geht um die zweite Rate der insgesamt 150 000 Euro», sagte Oliver Willikonsky, Sprecher von Sportbürgermeisterin und Organisationschefin Susanne Eisenmann (CDU). «Wenn wir das nicht tun, tragen wir das Risiko.»

Unsicherheitsfaktor für alle großen Rennen bleibt die ausstehende Entscheidung von ARD und ZDF über ihre weitere Radsport-Berichterstattung und die damit verbundenen TV-Gelder. Schon jetzt überdenken mehrere Städte im Südwesten ihre Pläne für eine Bewerbung als Etappenort der Tour de France in den kommenden Jahren.

Mit Blick auf die Cyclassics sagte Upsolut-Geschäftsführer Frank Bertling: «Wie das Rennen aussehen wird und in welcher Besetzung, das steht in den Sternen.» Das Hamburger Rennen soll am 19. August ausgetragen werden. Bertling kritisierte besonders die UCI, der sich trotz mehrerer Nachfragen bislang nicht bei der Hamburger Sport-Agentur gemeldet habe. «Das ist kein Krisenmanagement», sagte Bertling. Cyclassics-Sponsor Vattenfall ist sogar bereit, auf den ProTour-Status des Rennens zu verzichten, wenn im Gegenzug sauberer Sport geboten wird. «Der Radsport bekommt viel Geld von uns. Wir erwarten ein entsprechendes Umfeld, eine glaubwürdige Umkehr», forderte Vattenfall-Pressesprecher Peter Poppe.

Bertling forderte die UCI auf, den Veranstaltern von ProTour-Rennen Freiräume zu gewähren. «Wir wollen entscheiden, welche Teams und welche Fahrer in Hamburg starten.» Dies sei bislang nicht möglich. Im Notfall wolle der Veranstalter eigenmächtig dopingverdächtige Radprofis von der Teilnahme ausschließen.

Ebenso wie für die Cyclassics ist auch für die im August geplante Deutschland-Tour und die Rad-WM im September in Stuttgart die TV-Übertragung noch nicht gesichert. Von der Skandal-Tour wollen Sat.1 und Eurosport zwar bis zum Ende berichten. Doch in welchem Umfang es künftig weiter Live-Bilder vom Radsport geben wird, ist unklar. ZDF-Chefredakteur Nikolaus Brender übte scharfe Kritik an Teams, Tour-Organisatoren und UCI. «Offensichtlich sind alle Beteiligten nicht in der Lage, zu einem fairen Sportereignis beizutragen», sagte Brender.

Bei beiden Sendern werde noch über das weitere Vorgehen diskutiert, hieß es. «Nach Abschluss der Tour de France ist der Zeitpunkt, sich darüber Gedanken zu machen», sagte Burchard Röver, Sprecher der ARD-Programmdirektion. Die Cyclassics-Organisatoren signalisierten bereits, dass sie ohne die eingeplanten TV-Gelder das Budget nicht halten könnten.

Wegen der Doping-Enthüllungen bei der Frankreich-Rundfahrt lässt Freiburg seine Bewerbung als Tour-Etappenort 2008 ruhen. «Die Vertrauensbasis ist nicht mehr gegeben», sagte der Freiburger Wirtschaftsförderer Bernd Dallmann der dpa. Konstanz hatte sich bereits 2004 als Tour-Station beworben, die Bewerbung werde jedoch nicht mehr aktiv betrieben, hieß es aus dem Rathaus. Auch Mannheim will sein mehrfach signalisiertes Interesse als Etappenort neu diskutieren, berichtete eine Sprecherin.

Auch bei der derzeit laufenden 23. Internationale Sachsen-Tour, bei der die in den Tour-Skandal verwickelten Teams von Astana und Rabobank am Start sind, wächst angesichts der Entwicklungen die Unruhe. «Ich bete inständig, dass wir von solch ähnlichem Skandal wie bei der Tour de France verschont bleiben», sagt Tour-Direktor Wolfgang Friedemann. «Als Veranstalter steht man dem Problem machtlos gegenüber.»


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