Berlin (dpa) - Topfavorit André Greipel ist seinem Anspruch gerecht geworden und hat das 2. Berliner ProRace gewonnen. Nach 186 Kilometern konnte ihm keiner der 118 Konkurrenten das Wasser reichen.
Greipel machte seinen 13. Saisonsieg perfekt und präsentierte sich 20 Tage vor dem Start der Tour de France in Superform. Auf Rang zwei landete überraschend Lokalmatador Rüdiger Selig vom Team Katusha, der seine erste Profisaison absolviert. Vorjahressieger Marcel Kittel war in der Hauptstadt nicht am Start. Er macht ein gezieltes Training für seine Tour-Premiere.
Der gebürtige Rostocker Greipel hatte sich von seinem Sprinterzug auf der Zielgeraden auf der Straße des 17. Juni unweit der EM-Fußball-Fanmeile in Position fahren lasseN. «Wir haben die Jungs, die die letzten drei Kilometer die schnellste Zeit auf der Welt fahren können», unterstrich der Tagessieger. «Ich bin optimistisch für die Tour und will mindestens eine Etappe gewinnen.» Ex-Profi Erik Zabel lobte: «Er ist zur Zeit der kompletteste deutsche Sprinter.»
Nach 27 Kilometern musste Greipel eine Schrecksekunde überstehen: Er stürzte, fand danach aber gleich wieder Anschluss ans Feld, das bereits zwei Ausreißer jagte. In der Fluchtgruppe war bis zum Schluss der deutsche Crossmeister Christoph Pfingsten aktiv. Aber fünf Kilometer vor dem Ziel war sein Ausflug schließlich beendet.
Greipel und seine Kollegen vom belgischen Lotto-Team hatten an der Spitze der Verfolger die Lage immer im Griff und konnten sich beim Nachsetzen sogar ein fast moderates Tempo leisten. Auf der letzten von insgesamt acht Runden durch die Berliner Innenstadt schnappten sie aber die Ausreißer. Im Finale kam es zum Massensprint und Greipel, der im Vorjahr seine erste Tour-de-France-Etappe gewonnen hatte, bereitete sich auf seinen großen Einsatz vor. Diesmal machte er es besser als 2011, als er unter ferner liefen landete.
Überschattet wurde die Radsport-Breitensportveranstaltung Velothon im ProRace-Rahmen von einem Todesfall. Ein 82-jähriger Mann erlitt einen tödlichen Herzinfarkt. Wie der Veranstalter mitteilte, starb der Radfahrer neun Kilometer nach dem Start auf dem Spandauer Damm. Der Verstorbene hatte mit 6800 weiteren Fahrern die 60 Kilometer angegangen und galt als geübter Fahrer.
Auch im nächsten Jahr wird das 3. ProRace wieder in der zweiten Juni-Woche stattfinden und damit wieder in Konkurrenz zur Tour de Suisse stehen. Die Überschneidung dieser Termine war diesmal wohl der Hauptgrund dafür, dass sich die Attraktivität des Fahrerfeldes in Berlin in Grenzen hielt.