Münster (rad-net) - Der Sparkassen Münsterland Giro.2016 wird zum Gipfeltreffen der Sprinter: Mit André Greipel, Marcel Kittel, John Degenkolb sowie Nikias Arndt sind eine Woche vor den Weltmeisterschaften in Doha die besten deutschen Sprinter im Münsterland zu Gast - und treffen bei der letzten Generalprobe mit Mark Cavendish auf einen weiteren Anwärter auf den Titel bei den Titelkämpfen in der Wüste.
«Es ist immer schwer, die Qualität eines Starterfeldes zu vergleichen, aber mit dieser Besetzung erfüllt sich sicher ein Traum. Das ist eine absolute Top-Besetzung und eine schöne Belohnung für langjährige Arbeit», so Rainer Bergmann, Organisationsleiter des Rennens. «Damit dürften es die Ausreißer in diesem Jahr ganz besonders schwer haben.»
Die elfte Austragung des «Radsport-Feiertages» im Münsterland beginnt für die Profis diesmal in Gronau. Vor dem «rock'n'popmuseum» geht es auf die Strecke, insgesamt 215,8 Kilometer stehen diesmal bis zum Ziel am Schlossplatz in Münster auf dem Programm. Genug, um aber zumindest alles zu versuchen, den Sprintern das Leben schwer zu machen.
Große Ambitionen hat hier einmal mehr Fabian Wegmann. Der Münsteraner, neben Linus Gerdemann (ebenfalls Münster), Daniel Westmattelmann (Münster/Ahlen), Phil Bauhaus (Gronau) und Marcel Sieberg (Bocholt) einer der Lokalmatadoren im Rennen der Profis, geht mit großen Ambitionen in das Rennen. «Natürlich, ich will gewinnen, endlich einmal in Münster am Schlossplatz vorne sein - was sonst? Aber das wird nicht nur bei dieser Besetzung ganz, ganz schwer und es muss alles passen. Ich muss einfach eine perfekte Gruppe erwischen und wir müssen gemeinsam die perfekte Taktik für ein perfektes Finale finden. Aber warum nicht? Jens Voigt hat mal gesagt, man muss manchmal auf sein Glück einprügeln. Das werde ich sicher machen am 3. Oktober. Ich bin kein Sprinter, also habe ich nichts zu verlieren. Und sonst halte ich doch im Finale mal wieder mit rein - Platz sechs beim Sieg von Marcel Kittel 2011 war ja auch kein ganz schlechtes Ergebnis.» Immerhin einmal schaffte Wegmann auch schon den Sprung aufs Podium, als er gleich bei der Premiere die Sprintwertung gewann. Das Gleiche gelang im vergangenen Jahr auch Daniel Westmattelmann.
So oder so wird das Augenmerk auf den Sprintern liegen. «Klar, bei dieser Besetzung», so Bergmann, der bereits seit dem vergangenen Jahr die Zusage von André Greipel in der Schublade hatte. Der Sprinter aus Hürth, inzwischen elffacher Etappensieger bei der Tour und zuletzt erneut auf dem Champs-Elysees erfolgreich, hat im Münsterland bereits in den Jahren 2008 und 2014 gewonnen und macht aus seinen Ambitionen, als erster Fahrer das Triple zu schaffen, keinen Hehl.
Auch Mark Cavendish steht schon länger auf der Liste. «Sein Fahrplan für die Weltmeisterschaften führt über Münster, so hatten wir es frühzeitig mit dem Team abgestimmt», erklärt Bergmann. «Allerdings spricht hier auch British Cycling, der britische Verband, noch ein Wort mit und die Umstellung von der Bahn, wo Cavendish in Rio noch Silber geholt hat, auf die Straße, ist sehr komplex. Aber wir gehen jetzt einfach mal davon, dass er auch bei uns fährt.»
Sicher ist dagegen der Start von Marcel Kittel, der in diesem Jahr an alte Erfolge anschließen konnte und als inzwischen neunfacher Etappensieger der Tour de France nach Münster kommt. Dass auch Kittel das Rennen liegt, hat er bereits bewiesen. Wie Greipel war auch Kittel in Münster schon zweifach erfolgreich und 2011 und 2012 der Schnellste.
Als letzter Top-Sprinter rückte zuletzt John Degenkolb auf die Startliste für den 3. Oktober. Im vergangenen Jahr war er Sieger bei Mailand-Sanremo und Paris-Roubaix, in Münster hat er dagegen noch nie gewonnen. Zweimal war es zumindest sehr knapp: In den Jahren 2011 und 2014 war inzwischen 27-Jährige jeweils Zweiter, einmal von Kittel, einmal von Greipel geschlagen. Sein Team Giant-Alpecin kann gleichzeitig auch auf Nikias Arndt bauen. Der 24-Jährige gewann in diesem Jahr die Finaletappe des Giro d'Italia und verpasste einen Etappensieg bei der Vuelta zweimal nur knapp.
Für Bergmann ist das eine Konstellation, die sichtlich Spaß macht: «Natürlich muss nicht Weltmeister werden, wer bei uns gewinnt - aber beim Blick auf unsere Siegerlisten der vergangenen Jahre und die Charakteristik des Kurses in Katar kann man wohl sagen, dass die, die hier gewinnen, nicht unbedingt Außenseiter sein müssen für die Weltmeisterschaften.»
Trotzdem gibt sich auch Fabian Wegmann angesichts dieser Übermacht noch nicht geschlagen. Auch wenn ihm ein Sieg in seiner Heimat in seinen Palmarés bisher noch fehlt, der Sparkassen Münsterland Giro gehört zu den absoluten Lieblingsrennen des Gewinners des Bergtrikots des Giro d‘Italia. «Ob ein Rennen mein Lieblingsrennen ist, definiert sich sicher nicht nur über das Ergebnis. Die Strecke im Münsterland ist leider nicht so auf Ausreißer zugeschnitten wie andere, die Anfahrt nach Münster ist - egal durch welche Berge es vorher geht - einfach noch sehr, sehr lang. Aber ich werde alles geben. Das sind die Straßen, auf denen ich schon als Kind trainiert habe.»
Beim Sparkassen Münsterland Giro.2016 gehen im Rennen der Profis insgesamt 22 Teams an den Start. Neben den Mannschaften Etixx-Quick Step, Lotto-Soudal, Giant-Alpecin und Dimension Data aus der WorldTour sind die ProContinental-Mannschaften Bora-Argon 18 und Stölting aus Deutschland sowie Topsport Vlaanderen-Baloise, Wanty-Groupe Gobert, One Pro Cycling, CCC, Verva-ActiveJet, Roth und Novo Nordisk gemeldet. Komplettiert wird das Feld durch die deutschen Continental-Teams rad-net ROSE mit dem Deutschen U23-Meister Pascal Ackermann, Bike Aid, Christina Jewelry, Heizomat, Kuota-Lotto, Sauerland, LKT Brandenburg sowie Crelan-Vastgoedservice und Metec aus Belgien und den Niederlanden.
«Eine gesunde Mischung, die auch schon vor dem Sprint für ein abwechslungsreiches Rennen sorgen wird», ist sich Bergmann sicher. Ähnlich sieht es auch Wegmann: «Es wird sicher spannend, aber wenn ich ganz realistisch einen Tipp abgeben sollte, dann gewinnen am Ende die Sprinter. Ich werde aber natürlich alles daran setzen, ihnen einen Strich durch die Rechnung zu machen.»