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Christian Henn (l) ist wie früher bei Gerolsteiner Teamchef im Team von Hans-Michael Holczer. Foto: Harald Tittel
04.05.2012 12:22
Giro startet: «Made in Germany» in Italien begehrt

Herning (dpa) - «Made in Germany» steht beim am Samstag startenden 95. Giro hoch im Kurs. Sogar das sportlich nicht unbedingt überzeugende Team NetApp wurde vom neuen Renndirektor Michele Acquarone ins Teilnehmerfeld gehievt.

Hinter den Kulissen und beim technischen Ablauf der nach der Tour de France bedeutendsten Rundfahrt wird auf besondere Wertarbeit aus Deutschland gesetzt. In Hans-Michael Holczers Katusha-Team, das in dem Spanier Joaquim Rodriguez einen Mitfavoriten an den Start bringt, spricht die Führungsebene deutsch. Teamchef ist Christian Henn, ihm zur Seite steht Trainer Sebastian Weber. Michael Rich ist für das Equipement im Zeitfahren verantwortlich. Der Sponsor des einzigen deutschen Teilnehmer-Teams stellt dem Verlagshaus des Veranstalters «Gazzetta dello Sport» Software für sein Zahlenmanagement zur Verfügung.

Acquarone überraschte nicht nur seine Landsleute bei der Vergabe der Wildcards im Januar mit dem Zuschlag an den Zweit-Divisonär NetApp. Marketinggründe waren wohl verantwortlich dafür. Auch jenseits der Grenzen soll der Giro, oft als inneritalienische Angelegenheit mit schwerer Doping-Belastung verschrien, mehr Beachtung finden - auch in Deutschland. Deshalb versprach der smarte Giro-Chef gleich schon mal einen möglichen Start hierzulande ab 2020 etwa.

Diesmal ist der Giro in Herning/Dänemark zu Gast. Er beginnt am Samstag mit einem 8,7 Kilometer langen Prolog und nicht nur zum Auftakt scheint den lediglich drei deutschen Startern die Statistenrolle zuzufallen. Timon Seubert (Frankfurt/Oder) und Andreas Schillinger (Amberg) stehen wie ihr NetApp-Team vor dem Giro-Debüt und damit vor einer eher ungewissen Zukunft. Grischa Niermann (Hannover) vom niederländischen Rabobank-Team ist zwar ein alter Hase. Seine sportlichen Akzente wird der 36-jährige Super-Domestik im Dienst für seine Kapitäne aber eher wieder im Stillen setzen.

Italien lässt die deutsche Elite kalt. Der gerade von seinem schweren Sturz genesene Zeitfahr-Weltmeister Tony Martin hat als weit wichtigere Termine die Tour und die Olympischen Spiele unbeirrt im Visier. Der Top-Sprinter André Greipel ist zunächst total auf Frankreich fixiert, genau wie Marcel Kittel, dessen niederländisches Argos-Shimano-Team im übrigen gar nicht zum Giro eingeladen worden war. Deshalb kommt auch John Degenkolb nicht in Bedrängnis, der sogar die Tour auslassen will, um in London im olympischen Straßenrennen aufzutrumpfen.

Für die besonderen Farbtupfer beim Giro, der seine Siegeslisten in den vergangenen Jahren nach Doping-Urteilen immer wieder neu schreiben musste, soll die Sprinterelite sorgen. Sie wird angeführt von Weltmeister Mark Cavendish (Großbritannien), Mark Renshaw, Matthew Goss (beide Australien), Theo Bos (Niederlande) und Tyler Farrar (USA).

Erster Kandidat auf den Gesamtsieg über die 3504 Kilometer-Tour dürfte mit Michele Scarponi ein Einheimischer bleiben. Der ehemalige Kunde des mutmaßlichen spanischen Doping-Arztes Eufemiano Fuentes will beweisen, dass er den Giro auch auf sportlichem Weg gewinnen kann. Dem Zweiten von 2011 wurde das Rosa Trikot nachträglich überreicht, nachdem Alberto Contador im Januar sein Doping-Urteil erhalten hatte.


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