Stelvio (dpa) - Ryder Hesjedal bleibt trotz weiteren Zeitverlusts auf Spitzenreiter Joaquim Rodriguez zuversichtlich, als erster Kanadier den Giro d'Italia zu gewinnen. «Das reicht Rodriguez nicht», sagte Hesjedal im Ziel der 20. und vorletzten Etappe auf 2757 Meter Höhe auf dem Stilfser Joch.
Vor dem entscheidenden Zeitfahren am Sonntag in Mailand über 30 Kilometer führt der Spanier Rodriguez mit 31 Sekunden vor Hesjedal: Der Kanadier gilt aber als der weitaus bessere Zeitfahrer.
Im Ziel der «Königsetappe» hatten Hesjedals Betreuer ihren Schützling nach 219 Kilometern schon so gefeiert, als sei der Gesamtsieg perfekt. Aber von Katusha-Profi Rodriguez droht Gefahr. Auch weil er in Hans-Michael Holczers Team vom vermutlich weltbesten Stab in Sachen Zeitfahren betreut wird: In der russischen Mannschaft tüfteln die ehemaligen Weltklasse-Zeitfahrer Uwe Peschel und Michael Rich am Material.
Die Entscheidung um den Etappensieg am Samstag fiel auf der 23 Kilometer Schlusssteigung auf das Stilfser Joch. Am schnellsten kämpfte sich Thomas de Gendt durch die Schneemauern rechts und links der Straße. Der Belgier siegte im Alleingang vor dem Italiener Damiano Cunego (+55). Auf den letzten 400 Metern hatte Rodriguez attackiert und war Hesjedal davongefahren. Er nahm dem Kanadier 14 Sekunden ab und machte das Rennen um den Gesamtsieg wieder offener.
Für Andrea Guardini fand der Giro am Samstag ein unrühmliches Ende. Der italienische Sprinter hatte sich beim Aufstieg auf den Teglio-Pass, dem dritten von fünf Bergwertungen, am Wagen seines Teamleiters festgehalten und wurde ausgeschlossen. Zwei Tage zuvor war Guardini mit seinem ersten Giro-Etappensieg, bei dem er Weltmeister Mark Cavendish in Vedelago spektakulär geschlagen hatte, ins Rampenlicht gefahren.