La Punt (dpa) - Jan Ullrich hat bei seiner Generalprobe für die Tour de France seinen zweiten Sieg bei der Tour de Suisse dicht vor Augen.
Der 32-jährige T-Mobile-Kapitän rückte im Ziel der 6. Etappe in La Punt nach 212,2 Kilometern über drei harte Alpen- Anstiege auf Rang drei in der Gesamtwertung vor und machte seinem Teamchef Rudy Pevenage ein schönes Geschenk zum 52. Geburtstag. Als großen Trumpf hält Ullrich, der 16 Tage vor dem Tour-Start seiner Topform ziemlich nah scheint, das 30,7 Kilometer lange Zeitfahren zum Finale in Bern in den Händen.
Den Tagessieg sicherte sich auf dem als «Königsetappe» apostrophierten Streckenabschnitt der Spanier Koldo Gil mit 36 Sekunden Vorsprung vor dem Ansbacher Jörg Jaksche aus dem Problem-Team Würth, das seine Tour-Zulassung wegen der Verstrickung in die spanische Doping-Affäre noch nicht sicher hat. Ullrich, der die Fahrt durch seine Wahlheimat 2004 zum ersten Mal gewann, wurde vier Sekunden hinter Jaksche Dritter. Gil holte auch Gelb und liegt im Gesamtklassement 34 Sekunden vor Jaksche und 54 Sekunden vor Ullrich.
«Ich bin sehr glücklich. Das lief heute alles optimal und es war der richtige Tag, mal etwas auszuprobieren. Mein Team hat wie gestern wieder toll gearbeitet. Es war ein harter Tag für uns alle», meinte Ullrich, ohne Stellung zum Zeitfahren oder seinem möglichen zweiten Gesamtsieg zu nehmen. «Das wird am Sonntag nicht so einfach. Das ist kein Selbstgänger, auch wenn die Ausgangslage für Jan günstig ist. Aber es kommen noch zwei schwere Bergetappen und Jaksche und Gil sind im Zeitfahren auch stark», sagte Teamsprecher Luuc Eisenga, der die Aussichten auf Ullrichs zweiten Erfolg in der Schweiz etwas drosselte. Das Streckenprofil kommt dem Deutschen aber weiter entgegen: Die einzige Bergankunft liegt hinter den Fahrern, die noch ausstehenden Anstiege sind deutlich vor dem jeweiligen Ziel zu meistern.
Fast unmittelbar nach dem Start der 6. Etappe hatte sich eine sechsköpfige Spitzengruppe abgesetzt. Sie harmonierte bis zum Schlussanstieg 30 Kilomter vor dem Ziel. Die entscheidenden Kilometer nahm anfangs nur noch Michael Rasmussen als Solist in Angriff. Der dänische «Bergkönig» der vergangenen Tour de France hielt aber auch nicht durch und ging fünf Kilometer vor dem Gipfel unter. Die entscheidende Attacke setzte dann Gil. Dahinter bildeten Jaksche und sein früherer Teamchef Ullrich ein schnelles Tandem, das sich auf der knapp zehn Kilometer langen Abfahrt vom Albula-Pass erst kurz vor dem Ziel trennte.
Zudem gab es wieder erheblichen Ärger mit ungenügenden Sicherheitsmaßnahmen für die Profis. Anders als bei anderen großen Rundfahrten werden die Strecken in der Schweiz nicht komplett gesperrt für den Autoverkehr. Der Franzose Lilian Jegeou fuhr auf ein auf der Strecke parkendes Auto und verletzte sich schwer. Davor war der Schweizer Beat Zberg vom Team Gerolsteiner bei der Verpflegungsstelle gestürzt, konnte das Rennen im Gegensatz zu Jegeou aber fortsetzen.