Freiburg (rad-net) - Durch die wirtschaftlichen Auswirkungen des Coronavirus auf viele Hauptsponsoren der professionellen Radsportteams, sehen sich einige Mannschaften mittlerweile in ihrer Existenz bedroht. CCC gehört zu den Teams, die bereits die Gehälter gekürzt haben. Der deutsche Profi Simon Geschke hat im Interview mit der «Frankfurter Rundschau» über die Auswirkungen auf Team und Fahrer berichtet.
«Es sind schwierige Zeiten», erzählte der 34-Jährige im Podcast «Die Wundersame Fahrradwelt». Während man einige der Mitarbeiter des Teams entlassen habe, seien die Athleten in eine Art Kurzarbeit geschickt worden. «Alle Mechaniker, die Sportlichen Leiter, Ärzte – es ist wirklich nicht viel übrig geblieben.»
Das polnische Kleidungsgeschäft CCC ist der Hauptsponsor des gleichnamigen Teams, bei dem auch Geschke unter Vertrag steht, doch durch die ausbleibenden Umsätze wegen der Geschäftsschließungen auf der ganzen Welt, muss das Unternehmen vor allem Geld einsparen. Diese Maßnahmen treffen die Mannschaften und besonders die Fahrer nun durch massive Lohnkürzungen. Zwar zahlen die Mannschaften den Fahrern weiterhin die vertraglich geregelten Mindestlöhne, doch sollte die Krise weiter andauern, werden einige Teams nicht überleben, weiß der Profi. Entscheidend könnte hier auch sein, ob die für den Radsport extrem wichtige Tour de France in diesem Sommer stattfindet.
«Wenn es so weitergeht, wird es noch viele Mannschaften treffen. Die Teams sind sehr fragil aufgebaut, was Sponsoren angeht», analysierte Geschke, der genau weiß, wie abhängig die Teams von den Geldern ihrer Hauptsponsoren sind.
Durch die Abhängigkeit von der Liquidität einzelner Firmen zeigen sich jetzt bereits große Unterschiede in der Zahlungsfähigkeit der Mannschaften. Während Teams wie Bora-hansgrohe und Ineos bisher noch gut dastehen, hat der Kampf um den Fortbestand des Teams bei CCC, Astana, Bahrain-McLaren, Lotto-Soudal und Mitchelton-Scott bereits begonnen und auch Sunweb, das von einem Reiseunternehmen gesponsert wird, könnte sich bald im Existenzkampf wiederfinden.
«Ich gehe schon davon aus, dass die Sponsoren ihre Verträge einhalten und auch leistungsfähig sind. Das sind ja gesunde Firmen», fällt die gegensätzliche Bewertung bei Bora-hansgrohe-Teamchef, Ralph Denk aus. Der 46-Jährige weiß aber auch, dass die Krise noch nachhallen könnte: «Die Anschlussverträge werden schwerer zu generieren sein. Es kann schon sein, dass sie gar nicht kommen. Oder, wenn sie kommen, dass sie kleiner ausfallen.» Insgesamt sei das deutsche Topteam jedoch bisher in der Lage, die Verluste durch Rennabsagen aufzufangen.
So oder so hoffen Sponsoren wie Fahrer auf ein baldiges Ende der Krise, damit Rennen wieder starten und Einnahmen generiert werden können. Geschke wünscht sich vor allem seinerseits, dass CCC wieder Umsätze durch geöffnete Geschäfte erwirtschaften kann, damit der Fortbestand der Mannschaft gesichert ist.