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Georg Totschnig kann bei der Siegerehrung seinen Erfolg immer noch nicht fassen.
17.07.2005 13:26
Georg Totschnig feiert im Liegen

Ax-3-Domaine (dpa) - Die österreichischen Reporter hätten beim Jubeln die Decke erreicht, wäre das Zeltdach des Pressezentrums nicht 6 Meter hoch gewesen. Nach Georg Totschnigs Erfolg im Ziel der 14. Tour-Etappe in Ax-3-Domaine in den Pyrenäen lag die Alpenrepublik im Tour-Taumel.

Auch der Held des Tages verkraftete den ersten Etappensieg eines Österreichers seit Max Bullas Erfolg im Jahre 1931 nur schwer: Im Ziel brach Totschnig nach seinem eindrucksvollen Solo über fast 200 Kilometer völlig erschöpft zusammen. Der 34-jährige Profi aus dem Gerolsteiner-Team hatte sogar dem vehement nachsetzenden Lance Armstrong widerstanden.

«Auf dem letzten Kilometer hab ich ihm gesagt: Genieße den Erfolg - du kannst nicht mehr eingeholt werden. Aber Georg hat gar nichts mehr gehört», erzählte Team-Manager Hans-Michael Holczer, der sich im dritten Tour-Jahr nach dem ersten Etappensieg für sein Team endlich ernst genommen fühlt. «Das war emotional sicher der größte Erfolg für uns», befand der frühere Realschul-Lehrer aus Herrenberg, 2004 auch Regisseur des sagenhaften Dreifach-Erfolges von Davide Rebellin bei den Frühjahrs-Klassikern Amstel Gold Race, Lüttich-Bastogne-Lüttich und Flèche Wallonne.

Totschnig, im Vorjahr in Paris Siebter, war im Ziel von der Anstrengung und Freude so überwältigt, dass er schluchzend zusammenbrach und immer wieder seiner Familie dankte. Sogar sein sonst recht fließendes französisch war dem Tiroler offenbar entfallen, als ihn das Fernsehen interviewte. Dass er vergessen hatte, bei 35 Grad vor der weltweiten TV-Öffentlichkeit sein Trikot zu schließen, um den Sponsor-Namen sichtbar zu machen, konnten die Geldgeber aus Gerolstein an diesem Tag sicher verschmerzen. «Ich habe am Schluss kaum noch etwas mitbekommen. Ich wusste nur, die kommen näher und habe alles gegeben», sagte Totschnig, dessen «Lebenstraum» 56 Sekunden vor Armstrong in Erfüllung ging.

Dabei hätte es diesen hoch verdienten Freudentag für den zurückhaltenden Österreicher aus Ramsau, der vor 2001 bei Telekom zum simplen Ullrich-Helfer degradiert war, beinahe nicht gegeben. «Nach der ersten Woche wollte ich nach Hause fahren. Bei mir lief nichts mehr», berichtete Totschnig, der nach der Tour-Vorbereitung Tour de Suisse vier Tage mit einer fiebrigen Erkältung im Bett lag. Seit dem Team-Zeitfahren klagt er über ein Furunkel an der Innenseite eines Oberschenkels und in seinem Blut wurden Bakterien gefunden, die schweres Unwohlsein und Schwäche hervorrufen können. «Ich musste auf ihn wie auf einen halb toten Ochsen einreden, damit er weiter macht», erzählte sein Team-Kollege und Landsmann Peter Wrolich. Die besondere Motivationsarbeit lohnte sich.


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