Saint-Quentin (dpa) - Überschwängliche Freude über den Etappensieg, der wie ein Befreiungsschlag hätte wirken sollen, war im T-Mobile-Mannschaftshotel «Hove Malpertus» im belgischen Riemst kaum zu spüren.
Stattdessen: Eher lange Gesichter und nur gedämpfter Jubel nach dem Etappensieg von Matthias Kessler auf der 3. Etappe der Tour de France in Valkenburg. Das lag sicher kaum am Ausgang des gemeinsam vor dem Fernseher erlebten Fußballabends. Die Auswirkung der aktuellen Dopingdiskussion liegen Fahrern und Betreuern weiter schwer im Magen.
«Die ersten Tage waren nicht einfach für uns. Wir waren alle ein bisschen durcheinander», bekannte Kessler nach seinem ersten Etappensieg bei der Tour. Der 27 Jahre alte Franke hatte in beeindruckender Manier den steilen Cauberg, im Frühjahr Schlussanstieg des Amstel Gold Race, als Erster bezwungen. Die französische Sportzeitung L'Equipe nannte den Freund von Jan Ullrich «l'homme de fer», wörtlich übersetzt «Mann aus Eisen».
«Wir waren natürlich etwas verunsichert. Der Sieg ist jetzt das Beste für uns», sagte Kessler, der den größten Erfolg seiner Karriere unter anderen ausdrücklich dem suspendierten Ullrich widmete. Eine Trotzreaktion sei sein Tageserfolg jedoch nicht gewesen, sagte der Fünfte des Amstel Gold Race aus dem Jahr 2003.
«Das gibt der Mannschaft Moral. Jetzt können wir in der ersten Woche relativ unbelastet fahren», sagte Teammanager Olaf Ludwig und wirkte dabei angesichts des Trubels um seine T-Mobile-Mannschaft noch immer relativ angespannt. «Kessler möchte immer einen von den Klassikern gewinnen. Amstel Gold Race oder Lüttich-Bastogne-Lüttich. Das hat nie geklappt und ärgert ihn gewaltig», sagte Ludwig und fügte hinzu: «Matthias wusste am Cauberg genau wo er antreten musste. Es hat einfach alles gepasst.»
Nach der Suspendierung von Jan Ullrich und Oscar Sevilla hatte Kessler eine offensive Fahrweise zuvor angekündigt: «Wir wollen weiterhin die Tour gewinnen.» Die Tourtaktik wollte der «Pitbull», wie Kessler von Fahrerkollegen genannt wird, indes nicht verraten: «Wir werden in Paris sehen, für wen wir fahren.»
Auch Ludwig freute sich nach den Negativschlagzeilen der letzten Tage über die geschlossene Mannschaftsleistung seines Teams. Gleich sechs Fahrer aus dem Team in Magenta waren nach der dritten Etappe unter den besten Zwanzig des Gesamtklassements. «Wir haben uns nicht festgelegt, wer der Kapitän ist und haben mit Andreas Klöden, Michael Rogers und Sergej Gontschar drei sehr gute Zeitfahrer dabei. Eine Dreierspitze kann nur von Vorteil sein», sagte Ludwig.