Frankfurt (dpa) - Überraschungssieger Stefano Garzelli hat der deutschen ProTour-Elite T-Mobile und Gerolsteiner beim einheimischen Klassiker «Rund um den Henninger Turm» einen Strich durch die Rechnung gemacht.
Einziger kleiner Trost der Fans beim Heimspiel in Frankfurt: Der erst 19-jährige deutsche Meister Gerald Ciolek (Pulheim) wurde nach 190 Kilometern hinter dem italienischen Giro-Gewinner von 2000 Zweiter vor dem Doping- belasteten Danilo Hondo (Cottbus/Ascona).
Garzelli durchkreuzte den Plan von Erik Zabel, der seinen vierten Sieg im Taunus perfekt machen wollte. Damit wartet der gebürtige Berliner vom Milram-Team, der sich auf Mallorca extra auf «sein» Frankfurter Rennen vorbereitete hatte, weiter auf seinen ersten Erfolg im Jahr 2006. Nach der Zieldurchfahrt verließ Zabel stocksauer und blitzschnell die von zehntausenden Zuschauern gesäumte Szenerie auf der Darmstädter Landstraße.
Die Sprint-Vorbereitung für ihn durch Supersprinter Alessandro Petacchi (Italien) war im Finale an der Spitze einer etwa 40 köpfigen Spitzengruppe etwas halbherzig. Zabel hatte sich im Schlussspurt das Hinterrad von Hondo gewählt und wurde in der Endabrechnung nur Vierter. «Wenn mich im Schlussspurt Stefano nicht eingeklemmt hätte, hätte es anders ausgesehen. Aber eigentlich hatten Sinkewitz oder Voigt den Sieg verdient», meinte Hondo. Die beiden mutigen Ausreißer wurden nach einer 110 Kilometer langen Alleinfahrt erst 3500 Meter vor dem Ziel gestellt.
Schon vier Kilometer nachdem Verbandspräsident Rudolf Scharping bei der 45. Auflage des Rennens 163 Fahrer auf die Reise geschickt hatte, attackierten der Tscheche Lubomir Tesar vom Team Wiesenhof- Akud und Jens Mouris (Niederlande). Doch die Erfolg versprechendere Ausreißergruppe bildete sich beim Anstieg auf die Billtalhöhe nach 76 Kilometern: Die T-Mobile-Profis Patrik Sinkewitz (Künzell) und Steffen Wesemann (Schweiz) setzten sich zusammen mit dem kampferprobten Berliner Jens Voigt vom Team CSC ab.
Nach 20 Kilometern gemeinsamer Fahrt fiel Wesemann nach einem Defekt aber zurück. Kurz danach auf der 19 Prozent-Steigung des Mommolshainer Berges holte das Tandem Voigt/Sinkewitz 85 Kilometer vor dem Ziel Tesar ein. Aber ein Durchkommen der beiden ehrgeizigen Ausreißer wurde immer unwahrscheinlicher - die etwas ungestüme Attacke kam zu früh, auch wenn es am Schluss noch sehr spannend wurde. «Ich bin traurig. Ich war jetzt schon vier Mal nah dran an meinem ersten Sieg für T-Mobile», sagte Sinkewitz nach dem Ritt durch den Taunus. Der Tour-Kandidat macht jetzt Pause bis zur Bayern- Rundfahrt.
Hondo konnte an seine Leistungen von 2004 anknüpfen, als er in Frankfurt Zweiter geworden war. Durch eine Einstweilige Verfügung des Obersten Schweizer Kantonsgericht von Waadt ist der zuvor wegen Dopings gesperrte 32-Jährige seit 17. März wieder startberechtigt. Vor drei Wochen schloss sich Hondo dem Drittliga- Team Lamonta an.