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12.02.2003 18:13
Früher Saison-Auftakt im Bahnradsport 2003

BDR will schon beim ersten Weltcup am Wochenende für WM punkten

Frankfurt/Main (rad-press) Für die Bahnradsportler und Trainer des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR) beginnt am kommenden Wochenende nicht nur die neue Saison, sondern auch eine „neue Zeitrechnung“. Mit dem Weltcup in Moskau (14. bis 16. Februar) erfolgt der Saison-Start erstmals im Februar anstatt wie bisher im Mai, und auch der Saison-Höhepunkt, die Weltmeisterschaften im chinesischen Shenzhen, werden bereits Ende Juli (30. Juli bis 3. August) anstatt Ende September ausgetragen. Die Zeitverschiebung soll auch in den kommenden Jahren fortgesetzt werden: 2004 stehen die Welt-Titelkämpfe im australischen Melbourne bereits im Mai auf dem Programm, ab 2005 soll das Weltchampionat zum Saisonabschluss sogar schon regelmäßig im März ausgetragen werden und die Weltcup-Saison im November zuvor starten.

„Der Sommer ist mit den Highlights der Fraktion Straße und Mountainbike reich an radsportlichen Ereignissen. Deshalb sollen die Bahnradspezialisten künftig im Winter dominieren, damit es im Sommer nicht mehr so viel Konkurrenz in der eigenen Familie gibt“, erläutert BDR-Sportdirektor Burckhard Bremer (Berlin) die strategischen Überlegungen des internationalen Radsport-Weltverbandes UCI, die vornehmlich auf mehr TV-Präsenz und damit mehr Aufmerksamkeit bei Publikum und Werbewirtschaft zielen: „Die Termine sind nur ein erster Schritt. Damit muss einhergehen, die Veranstaltungen attraktiver zu machen. Die bessere Darstellung ist ein ganz wichtiges Thema bei der UCI.“

Kurzzeit: Beim Weltcup maximal punkten / Ziel: Anpassung an neue Saisonstruktur

Die Bundestrainer Bernd Dittert (Erfurt) und Detlef Uibel (Illmersdorf) reagierten umgehend auf den neuen Terminplan und zogen das erste Trainingslager auf Mallorca bereits auf Dezember 2002 vor. „Durch die Terminänderungen sind wir gezwungen, den bisherigen klassischen Saisonaufbau komplett umzustellen“, vermisst Uibel vor allem die Möglichkeit einer zentralen Grundlagen-Vorbereitung für den gesamten Kader als Basis für den Saisonstart. „Unser Kurzzeit-Kader für Olympia steht soweit. In diesem Jahr gilt es, die neue Terminplanung in eine sinnvolle und effektive Trainings- und Wettkampfgestaltung umzuwandeln und dies auch in der Olympia-Saison umzusetzen“, definiert er die wichtigsten Saisonziele.

So nimmt der BDR auch den ersten Weltcup nicht auf die leichte Schulter. „Wir können Moskau nicht als lockeren Testlauf betrachten, sondern müssen gezielt darauf hinarbeiten, in allen vier Weltcups die für die WM-Qualifikation nötigen Punkte einzufahren“, fordert Bundestrainer Uibel von allen teilnehmenden Sportlern Platzierungen unter den ersten Zehn des Endklassements. Kein leichtes Unterfangen, da der Weltcup in Moskau erstklassig besetzt sein wird. „Im Zuge der UCI-Reformen müssen alle Nationen künftig mit größeren und hochkarätigeren Teams an den Start gehen als bisher. Nur wenn sie diese Anforderungen erfüllen, können sie die entsprechenden WM-Startplätze erreichen“, erwartet Uibel ein deutlich höheres Niveau bei den einzelnen Weltcup-Stationen.

Bei den Sprintern übernimmt der Schweriner Stefan Nimke in Moskau die „Leader-Funktion“ im deutschen Team, nachdem Jens Fiedler (Chemnitz) wegen Anzeichen auf einen Muskelfaserriss nicht voll belastbar ist. Nach der Weltcup-Absage regeneriert und trainiert der zweimalige Sprint-Olympiasieger stattdessen derzeit auf Mallorca. Nimke, in Sydney 2000 Silbermedaillengewinner im Zeitfahren, wird nach längerer Verletzungspause in Moskau im Zeitfahren und Sprint starten. Im Keirin ist der BDR durch den Erfurter René Wolff, WM-Dritter 2002, vertreten. Sören Lausberg (Berlin), Matthias John (Erfurt) und Jan van Eijden (Dudenhofen) gehen beim zweiten Weltcup in Aguascalientes/Mexiko (21. bis 23. März) an den Start, Carsten Bergemann (Heidenau) kommt in Kapstadt (11. bis 13. April) zum Einsatz. Jens Fiedler und René Wolff, die beide ab April die Keirin-Tournee bestreiten, werden Mitte Mai direkt von Japan zum letzten Weltcup in Sydney (16. bis 18. Mai) fahren.

Mit Katrin Meinke und Susan Panzer kann Uibel in Moskau zwar seine stärksten Sprinterinnen aufbieten, bleibt jedoch vorsichtig, ob die Cottbuserinnen dort schon an ihr Leistungsniveau vom Vorjahr anknüpfen können: „Beide leiden derzeit unter einem leichten Infekt und haben noch Probleme, die permanenten Wetterumschwünge zu verkraften. Zudem ist Katrin Meinke bis Ende April noch mit ihrer Ausbildung beim Bundesgrenzschutz beschäftigt, kann sich daher sicher noch nicht voll auf die Saison konzentrieren.“ Kathrin Freitag (Frankfurt/Oder), bei der WM 2002 im Sprint von Meinke im Kampf um Bronze knapp geschlagen, muss wegen beruflicher Aufgaben auf den ersten Weltcup verzichten, wird dafür in Mexiko starten. In Moskau rechnet Uibel im Kurzzeit-Bereich vor allem mit den wieder erstarkten Fahrerinnen aus Ost-Europa.

Ausdauer: Start aus Sechstage-Saison heraus / Moskau Standortbestimmung

Für die Fahrer von Ausdauer-Bundestrainer Bernd Dittert erfolgt der Start in die Weltcup-Saison quasi direkt aus der Sixdays-Saison heraus. Jens Lehmann, Guido Fulst und Andreas Müller bestritten im Januar noch alle drei deutschen Sechstagerennen in Stuttgart, Bremen und Berlin, trainierten und regenerierten dann anschließend noch eine Woche bei angenehmen Temperaturen auf Mallorca, bevor am vergangenen Montag die direkte Weltcup-Vorbereitung in Frankfurt/Oder begann. „Mal sehen, wie der Saisoneinstieg gelingt. Moskau ist für uns eine Standortbestimmung. Vielleicht stellt sich ja heraus, dass die Sechstagerennen ein ganz gutes Sprungbrett zum Weltcup sind“, gibt sich Dittert, der auch beim Weltcup in Kapstadt noch einmal eine größere Mannschaft an den Start bringt, erwartungsvoll. Noch nicht klar ist derzeit, ob und wenn ja, auf welche hochkarätigen Gegner der BDR-Bahnvierer in der russischen Hauptstadt treffen wird.

In Sachen Olympiavorbereitung liegt Dittert mit seinen Verfolgern gut im Plan. Platz zwei für den Vierer hinter den derzeit dominierenden Australiern und Rang drei für Einerverfolger Jens Lehmann bei der WM 2002 waren eine gute Basis, auf die in diesem Jahr aufgebaut werden soll: „Ich hoffe vor allem bei den Zeiten auf eine Steigerung.“ Dazu kommt, dass gerade die Konkurrenz in den eigenen Reihen schon zu einem hohen Leistungsniveau führen könnte. Neben den „Routiniers“ Jens Lehmann und Guido Fulst sowie den inzwischen etablierten „Youngstern“ Sebastian Siedler und Christian Bach hat Ende Januar auch der zum niederländischen Straßenteam Rabobank gewechselte Robert Bartko (Potsdam) sein Interesse an einer Olympia-Teilnahme erklärt. „Ein Start von Bartko wäre - die sportliche Qualifikation vorausgesetzt - sowohl in Einer- als auch Mannschaftsverfolgung denkbar“, erläutert Dittert, dem erfreulicherweise auch noch Interessensbekundungen von Daniel Becke (Team Coast) und Olaf Pollack (Gerolsteiner) vorliegen. „Eine mögliche Entscheidung über eine WM-Nominierung könnte frühestens nach den Deutschen Meisterschaften in Stuttgart Anfang Juni fallen.“

Während der BDR in der Verfolgung über ein „starkes Gerüst“ verfügt und sich auch das Duo Guido Fulst/Andreas Müller im Zweier-Mannschaftsfahren in die vorderen Ränge vorgearbeitet hat (WM-Vierte 2002), ist im Punktefahren und Scratch noch keine optimale Lösung in Sicht. „In Moskau wird Andreas Müller ins Rennen gehen“, hofft Dittert auch in dieser Disziplin auf eine Annäherung an die Spitze. Beim zweiten Weltcup in Mexiko werden Stefan Steinweg/Erik Weispfennig (Friesenheim/Waghäusel) den BDR im Zweier-Mannschaftsfahren vertreten, so dass auch hier personelle Alternativen zur Verfügung stehen. Auch bei den Ausdauerfrauen von Bundestrainer Hans-Joachim Hartnick (Cottbus) gilt es, den Anschluss an die Weltspitze wiederherzustellen und eine Steigerung gegenüber dem Vorjahr zu erreichen. Mit der Deutschen Verfolgungs-Meisterin Christina Becker und ihrer Schwester Charlotte (2002 EM-Fünfte bei der U23 in Einerverfolgung und Punktefahren) schickt der BDR Fahrerinnen in den Weltcup, die langfristig die Lücke nach dem Wechsel von Judith Arndt auf die Straße schließen sollen.

Ausdauer-Coach Dittert verhehlt nicht, dass von der neuen Termingestaltung vor allem die Nationen der Südhalbkugel profitieren, die sich bei ihren klimatischen Verhältnissen im Winter hervorragend zuhause vorbereiten können. „Für uns Europäer wird es schwierig, das Leistungsniveau in den Wintermonaten über Rundfahrten zu erlangen“, will Dittert dennoch am bisherigen Erfolgsrezept der deutschen Ausdauerfahrer, die Vorbereitung auf der Straße zu suchen, festhalten. Dabei sollen im Sommer so hoffnungsvolle Nachwuchsfahrer wie Robert Bengsch, Sven Krauß, Christoph Meschenmoser und Christian Müller in die Maßnahmen des Elite-Kaders eingebaut werden. „Nach Athen 2004 wird man sicher über einen Umbruch nachdenken müssen“, hofft Dittert bei den nächsten Olympischen Spielen auf entsprechende Erfolge der Ausdauerfahrer, die eine „ordentliche Fortsetzung der Arbeit mit den jungen Fahrern“ ermöglichen könnten.

BDR-Aufgebot für den Bahn-Weltcup in Moskau

Bahn-Kurzzeit, Männer:
Nimke, Stefan (RSC Sprintteam Schwerin)
Wolff, René (RSC Turbine Erfurt)

Bahn-Kurzzeit, Frauen:
Meinke, Katrin (RSC Cottbus)
Panzer, Susan (RSC Cottbus)

Bahn-Ausdauer, Männer:
Bach, Christian (RSC Turbine Erfurt)
Fulst, Guido (Marzahner RSC 94)
Lehmann, Jens (Leipzig/Engelsdorf)
Müller, Andreas (TSC Berlin)
Siedler, Sebastian (SSV Gera)

Bahn-Ausdauer, Frauen:
Becker, Christina (RC 90 Frankfurt/Oder)
Becker, Charlotte (RSV Unna)

Zeitplan....

Meldungen zum Bahn-Welt-Cup:

15.02.2003, Tickermeldung: Weitere Platzierungen für BDR - Vierer auf Platz 2
15.02.2003, Tickermeldung: BDR führt Nationenwertung an
14.02.2003, Tickermeldung: Lehmann holt Silbermedaille beim Bahn Welt-Cup in Moskau
14.02.2003, Tickermeldung: Bahnradsport-Weltcup Moskau-Jens Lehmann im Finale
14.02.2003, Tickermeldung: Früher Saison-Auftakt im Bahnradsport 2003


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