Finhaut-Emosson (dpa) - Chris Froome lächelte bei der Siegerehrung fast verlegen und presste den Stofflöwen des Sponsors ganz fest an sich. Auf der ersten von vier Alpenetappen hatte er die Zweifel an seinem dritten Toursieg seit 2013 weiter erheblich verringert.
Seiner Dominanz ist kein Konkurrent gewachsen. Nach der Zieleinfahrt auf 1960 Metern Meereshöhe auf dem Staudamm in Finhaut-Emosson in der Schweiz hatte der Brite seinen Vorsprung im Gesamtklassement auf die Herausforderer weiter vergrößert - alles ohne sichtbare Anstrengung und mit äußerster Contenance.
Froome geht mit 2:27 Minuten Vorsprung auf den Niederländer Bauke Molleme und 2:53 Minuten Vorsprung auf den außerordentlichen Newcomer Adam Yates in das 17 Kilometer lange Bergzeitfahren am Donnerstag. «Die Jungs haben einen fantastischen Job gemacht. Sie haben das Tempo ständig hochgehalten, niemand kam weg. Es kommen noch drei richtig harte Etappen, das Zeitfahren wird auch entscheidend sein», sagte Froome nach dem Rennen und lobte seine Super-Equipe.
Den Tagessieg nach 184,5 Kilometern sicherte sich Ilnur Sakarin und machte den ersten Erfolg eines russischen Radprofis perfekt. Der Fahrer aus dem Katusha-Team gewann die 17. Etappe mit 55 Sekunden Vorsprung auf den Kolumbianer Jarlinson Pantano. Der 26 Jahre alte Sakarin hatte sich im Schlussanstieg auf den Staudamm am Lac d'Emosson als Stärkster einer zuletzt drei Fahrer starken Ausreißergruppe erwiesen. Sein Tagessieg war die Krönung seiner Tour-Premiere.
«Ich bin glücklich. Ich möchte meinen Teamkollegen danken. Ich habe heute alles gegeben», sagte Sakarin. «Es ist keine Überraschung, ich habe es schon in der ersten Woche versucht. Nach meinem Sturz beim Giro hab ich mich auf den Abfahrten ein wenig zurückgehalten, aber heute lief alles perfekt.»
Froome vergrößerte seinen Vorsprung auf dem Weg von Bern nach Finhaut-Emosson wie selbstverständlich. Die Leichtigkeit des designierten Toursiegers von 2016 bringt die Konkurrenz immer mehr zur Verzweiflung und machte so manchen Beobachter am Mittwoch bei der «Tour de Suisse» im Rahmen der Frankreich-Rundfahrt sprachlos. «Es war heute sehr schwer und sehr heiß, aber mein Team war phänomenal. Ich fühle mich in der dritten Woche besser als im Vorjahr», erklärte Froome weiter.
Sein bisheriges Erfolg-Rezept für anspruchsvolle Bergetappen funktionierte auch im Schatten des Montblanc: Seine Teamkollegen, vor allem Wouter Poels oder Mikel Nieve, parierten im Finale alle zaghaften Angriffe der Kontrahenten ohne sichtliche Schwierigkeiten. Mister Tour musste persönlich erst im Finale eingreifen und machte im Stakkato-Tritt den entscheiden Unterschied.
Der als scheinbar aussichtsreichster Konkurrent gestartete Nairo Quintana verlor weitere 28 Sekunden auf Froome, der die Tour 2015 gegen den Kolumbianer im Finale fast noch verloren hätte. Ein solches Szenario erscheint in der Ausgabe 2016 ausgeschlossen.
Auf der ersten Alpenetappe lag das Stundenmittel in der ersten Rennstunde bei unglaublichen 51 Stundenkilometern. Am ersten der vier Anstiege des Tages hatte sich eine Spitzengruppe ohne deutsche Teilnehmer stabilisiert. An ihrer Spitze fuhr Weltmeister Sagan, der auf fast jedem Terrain Weltklasseleistungen bringen kann.
Der deutsche Ex-Meister Emanuel Buchmann kann mit seiner Tour-Vorstellung weiter zufrieden sein. Er belegt im Gesamtklassement als bester deutscher Profi Rang 22. Am Mittwoch rollte er als 34. ins Ziel. «Am Anfang waren meine Beine nicht so gut, im Laufe des Tages sind sie immer besser geworden», sagte Buchmann. Für den erträumten Etappensieg fehlt aber wohl noch ein bisschen.