Montpellier (dpa) - Chris Froome hat bei der Tour de France wieder in die Trickkiste gegriffen. Der Mann im Gelben Trikot attackierte auf der scheinbar den Sprintern vorbehaltenen Flachetappe nach Montpellier 12 Kilometer vor dem Ziel und nahm seinen Konkurrenten um den Toursieg zwölf Sekunden ab.
Den Tagessieg nach 162,2 Kilometern sicherte sich Peter Sagan. Der Slowake hatte die Attacke initiiert. Der Weltmeister im Grünen Trikot feierte seinen zweiten Tagessieg und seinen insgesamt sechsten bei der Frankreich-Rundfahrt. Froome, der nicht nur die anderen Topfavoriten sondern auch die versammelte Sprinter-Elite um Mark Cavendish, Marcel Kittel oder André Greipel genarrt hatte, wurde Zweiter.
Der schlaue Brite hatte schon in der vergangenen Woche bei der Abfahrt vom Peyresourde in den Pyrenäen mit einem Angriff überrascht und 23 Sekunden auf den zweifachen Tour-Zweiten und mutmaßlich härtesten Widersacher Nairo Quintana gutgemacht. Froome geht jetzt mit 28 Sekunden Vorsprung auf seine zweitplatzierten Landsmann Adam Yates auf die womöglich vorentscheidenden Etappen auf den Mont Ventoux und das Zeitfahren am Freitag über 37,5 Kilometer.
Die großen Verlierer in Montpellier waren neben Quintana, der die Attacke verschlief, die Sprinter. Kittel und Greipel versuchten wenigstens noch, den Schaden zu begrenzen. Sie hätten die Ausreißer fast noch gestellt. Am Ende fehlten sechs Sekunden. Der Dreifach-Sieger Mark Cavendish spielte diesmal gar keine Rolle. Er fiel schon mehrere Kilometer vor dem Ziel aus der Verfolgergruppe mit Greipel und Kittel an der Spitze zurück.
«Es war ein echt krasser Tag. Wir sind richtig schnell gefahren auf der Windkante. Es war wahnsinnig viel Nervosität im Feld und am Ende hat es richtig viel Körner gekostet. Wir haben uns als Mannschaft nicht gefunden», sagte ein enttäuschter Marcel Kittel im Ziel. «Ich weiß nicht, welches Rad ich im Finale verloren habe», ärgerte sich der weiter sieglose Greipel. Er hatte bisher bei jedem seiner Tour-Start seit 2011 mindestens einmal triumphiert.
Froome als genialer Abfahrer, Froome als Sprinter - der Brite ist in diesem Jahr für Überraschungen am Fließband gut. Am Donnerstag und Freitag will er in seinen eigentlichen Parade-Disziplinen seinen Vorsprung weiter ausbauen. «Froome hat mich gar nicht so überrascht. Er war heute den ganzen Tag immer vorne. Er ist sehr stark. Gut, wie es gelaufen ist - ich freue mich sehr, dass ich die Etappe gewinnen konnte», sagte Sagan.