Berlin (dpa) - Der mutmaßliche deutsche Komplize des spanischen Doping-Arztes Eufemiano Fuentes hat offensichtlich mit dem Versand lebensgefährlicher Substanzen sein Geld verdient.
«Die Substanzen in den Medikamenten sind im höchsten Maße gefährlich, so dass ich nie gedacht hätte, dass man damit dopen würde», erklärte der Heidelberger Molekular-Biologe Werner Franke in der «Bild»-Zeitung. Aus Abhörprotokollen der spanischen Ermittler geht hervor, dass der deutsche Arzt aus dem niedersächsischen Bad Sachsa unter anderem die Medikamente Synacthen und Actovegin an Fuentes geliefert hatte.
«Es hat sich in der Vergangenheit gezeigt, dass diese Dinge zum Tode führen können oder schwerste Gesundheitsschäden zur Folge haben wie Störungen des Immunsystems und Herzversagen. Einen gesunden Menschen damit zu behandeln verstößt nicht nur gegen das Arzneimittelgesetz, es ist Körperverletzung», kritisierte Franke.
Synacthen dient der Behandlung Multipler Sklerose, darf nur stationär eingesetzt werden. Nach der Injektion muss der Arzt 30 Minuten beim Patienten verbleiben, da die Gefahr einer Schockreaktion besteht. Das Mittel kann im Körper die Produktion von Cortison anregen und steht deshalb auf der Verbotsliste der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA. Actovegin wird aus Körperblut hergestellt und dient eigentlich der Behandlung von Muskelverletzungen. Es kann aber auch als Blutverdünner eingesetzt werden, zum Beispiel nach Verabreichung von EPO für das Eigenblutdoping. Das Produkt steht aber derzeit nicht auf der Liste der verbotenen Präparate.
Die «Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung» hatte von 13 ungeklärten Todesfällen im Radsport in den zurückliegenden drei Jahren berichtet. «Die Todesfälle sind sehr oft durch Schockzustände entstanden», erklärte Franke. Auslöser könnten somit zu hoch dosierte Doping-Präparate gewesen sein. Unter anderem ist die Todesursache des Franzosen Fabrice Salanson vor dem Start der Deutschland-Tour 2003 bis heute ungeklärt.