Paris (dpa) - Radsport-Legende Eddy Merckx ist sich sicher: «Er wird die Tour de France wieder gewinnen». Mit seiner fantastischen Aufholjagd hat sich der Sieger der 93. Frankreich-Rundfahrt, Floyd Landis, bereits jetzt einen Platz in der Tour-Geschichte gesichert.
«Er ist gut in den Bergen und im Zeitfahren», bescheinigte der «Radsport-Papst» aus Belgien dem Amerikaner die Qualitäten eines Allround-Fahrers. «Es ist seine Tour» würdigte die französische Sportzeitung «L'Equipe» den Triumph des Amerikaners in Paris. Der 30- Jährige aus Pennsylvania, der sich mit seinem sensationellen Husarenritt in den Alpen und dem Sprint gegen die Uhr den Weg zum Gelben Trikot bahnte und drei Mal während des Rennens die Spitzenposition zurückeroberte, gab nach den Doping-Ausschlüssen der Favoriten wie Jan Ullrich oder Ivan Basso der Tour wieder ein Gesicht.
«Mich hat das Gefühl getragen, etwas Großes zu vollbringen», brachte Landis den Grund für seinen Erfolg auf den Punkt. Der Sprössling einer Mennoniten-Familie aus Pennsylvania, tief im Glauben verwurzelt, sieht den Radsport auch als «Kampf um Werte». Als er vor zehn Jahren nach Europa gekommen sei, habe er sich gefühlt «wie auf dem Mars». Doch er fasste schnell Tritt und diente seinem Landsmann Lance Armstrong als Helfer. Mit dem Triumph in Paris ist Landis nun in Armstrongs Fußstapfen getreten - und hat sich zugleich vom Schatten seines einstigen Patrons gelöst.
An den Rundfahrt-Siegen von 2002 bis 2004 seines Lehrmeisters war Landis als Team-Kollege beteiligt. Allerdings galt Landis, der im vergangenen Jahr Tour-Neunter wurde, nicht als engster Verbündeter des siebenmaligen Rekordsiegers. «Von mir hast Du nichts zu befürchten, ich trete zurück. Aber meine Mannschaft wird Dich nie in Ruhe lassen», gab der Seriensieger vor seinem Rückzug dem Phonak- Kapitän mit auf den Weg. Während einer Stippvisite in den Alpen lenkte Armstrong, der als geheilter Krebspatient ganz besonders eindrucksvolle Tour-Kapitel schrieb, ein: «Floyd ist der Favorit».
Doch trotz des Riesenerfolgs steht Landis' sportliche Zukunft auf wackligen Beinen. Auch er hat eine Krankengeschichte: «Vor anderthalb Jahren wurde mir bewusst, dass meine Karriere nicht so weiter gehen kann». Eine schlecht auskurierte Hüftverletzung nach einem Sturz im Januar 2003 hinterließ bleibende Schäden und hat seitdem zu einem rapiden Knochenschwund geführt. Schon Ende des Jahres will sich der rotblonde Amerikaner einer Operation unterziehen. «Es wird meine letzte Tour mit eigener Hüfte sein».
Schmerzen begleiten Landis auf Schritt und Tritt. Ob er auf das Rad steigt, sich streckt oder wieder absteigt - «es ist eine langsame, schleichende Krankheit, kein katastrophaler Einschnitt». Fachleute können sich einen Radprofi mit künstlicher Hüfte vorstellen, vorausgesetzt bei dem Eingriff in Gelenke und Muskeln werden die besonderen Bedürfnisse eines Radprofis berücksichtigt. «Ich kenne keinen Radprofi mit Hüftprothese, aber vielleicht ist es möglich», meinte T-Mobile-Teamarzt Lothar Heinrich.