Zürich (dpa) - Rad-Olympiasieger Paolo Bettini ist nach seinem Triumph in Athen weiter in Topform und hat einen Doppelschlag im Weltcup nur knapp verpasst.
Bei der 91. Meisterschaft von Zürich, die Jan Ullrich nur als Zuschauer erlebte, musste sich Bettini im Sprint einer Spitzengruppe nur dem Spanier Juan Antonio Flecha geschlagen geben. Bei einem Erfolg hätte der Weltcupsieger der vergangenen beiden Jahre zudem seinen italienischen Landsmann Davide Rebellin von der Spitze verdrängt.
Der bei Olympia nicht gestartete Profi vom Team Gerolsteiner wurde Sechster und nimmt nach seinem starken Frühjahr nur noch einen hauchdünnen Vorsprung von sechs Punkten mit in die beiden letzten Weltcuprennen im Oktober.
Ullrich hatte seinen fest eingeplanten Start beim achten Weltcuprennen der Saison am Tag vor dem Wettkampf abgesagt. Als Grund gab der 30-Jährige sein wund gescheuertes Gesäß an. Auslöser sei möglicherweise die ungewohnte Hose der Nationalmannschaft bei den Olympia-Rennen von Athen gewesen. «Ich kann mich im Moment buchstäblich nicht auf meinen vier Buchstaben niederlassen.», erklärte Ullrich. «Ausgerechnet bei einem meiner Lieblingsrennen, noch dazu vor meiner Haustür, muss ich passen.»
Ullrich, der in Athen mit Rang 19 im Straßenrennen und Rang sieben im Zeitfahren enttäuschte, hatte sich in Zürich nach vier zweiten Plätzen Siegchancen ausgerechnet. «Auf seine WM-Pläne hat die Absage keine Auswirkungen. Nach einer Pause mit intensivem Training wird er sich endgültig entscheiden, ob er mit Chancen nach Italien fahren kann. Im Moment gehen wir weiter von seinem WM-Start im Oktober aus», meinte T-Mobile-Teamchef Mario Kummer.
Ullrich hatte sich auch Kritik von Manfred von Richthofen, dem Chef des Deutschen Sportbundes (DSB), anhören müssen. Zu Ullrichs Zitat, für ihn gebe es Wichtigeres als Olympische Spiele, sagte von Richthofen im «DeutschlandRadio Berlin»: «So jemand soll sagen, dass er woanders mehr Geld verdient und auf einen Start bei Olympia verzichten. Ich muss verlangen, dass derjenige, der an den Start geht, mit vollem Einsatz und auch mit dem Wunsch nach einer Medaille an den Start geht.» Boulevard-Zeitungen hatten Ullrich während seines Athen-Aufenthaltes Alkohol-Eskapaden und einen heftigen Flirt mit der ehemaligen Sportgymnastin Magdalena Brzeska unterstellt.
Am Rande des Rennens in Zürich verlängerte der Österreicher Georg Totschnig seinen Vertrag beim Team Gerolsteiner um zwei Jahre. Der 33 Jahre alte Kapitän, früher auch beim Team Telekom war in diesem Jahr Siebter bei der Tour de France.