Hamburg (dpa) - Die unabhängige Anti-Doping-Kommission des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR) stellt nach Informationen der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» ihre Tätigkeit ein.
Das Gremium, das erst Anfang Juli zur Untersuchung von Dopingangelegenheiten im deutschen Radsport eingesetzt worden war, sehe «offenbar endgültig keine Basis mehr für eine Zusammenarbeit mit dem Verband», schreibt die «FAZ». «Die Entscheidung ist gefallen. Ich kann diesen Bericht nicht dementieren», sagte Professor Fritz Sörgel, Leiter des Instituts für Biomedizinische und Pharmazeutische Forschung (IBMP) in Nürnberg, der Deutschen Presse Agentur dpa. Sörgel gehört dem dreiköpfigen Gremium an.
Der Mediziner bat gleichzeitig um Verständnis dafür, dass innerhalb der Kommission vereinbart wurde, erst am Montag eine offizielle Stellungnahme abzugeben. Zuletzt hatte sich das Gremium mehrfach kritisch über die Kooperation mit dem BDR geäußert. Nach Angaben der «FAZ» habe der BDR keine genaue Beschreibung des Auftrages geben können - zudem soll es sehr schwierig gewesen sein, die Kommission zu finanzieren. Sörgels Partner im Gremium sind Stephan Netzle, Richter am Internationalen Sportgerichtshof CAS in Lausanne, und der ehemalige Schwimm-Olympiasieger Michael Groß.
Für den BDR-Präsidenten Rudolf Scharping, der sich derzeit in China aufhält, wäre die Auflösung der Gruppe ein schwerer Rückschlag im Anti-Doping-Kampf. «Wir müssen herausfinden, was wir zur Anti- Doping-Politik noch hinzufügen können», hatte er Anfang Juli gesagt und ergänzt: «Ich hoffe sehr, dass die Kommission Erkenntnisse sammelt, die in gerichtlichen Verfahren eine Rolle spielen.»
Doch knapp drei Wochen vor der Rad-WM in Stuttgart wächst der Druck auf den BDR und dessen Präsidenten. Zuletzt hatten WM-Titelaspirant Stefan Schumacher, Gerolsteiner-Chef Hans-Michael Holczer, der zurückgetretene BDR-Vize Dieter Kühnle und die Stuttgarter Sportbürgermeisterin Susanne Eisenmann offen ihren Unmut über den Umgang mit dem heiklen Doping-Thema geäußert. Auch aus den Reihen des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) und des Bundesinnenministeriums war zumindest leise Kritik zu hören.