Karlsruhe/Pforzheim (dpa) - Mehrere hunderttausend Radsportfans haben die Stippvisite der Tour de France nach Deutschland zum Gänsehaut-Erlebnis gemacht und Lob von höchster Stelle erhalten. «Jedes Mal, wenn die Tour in Deutschland ist, war es eine Riesenfreude.
Das Besondere hier ist das Publikum», sagte Tour- Direktor Jean-Marie Leblanc. Im nächsten Jahr müssen sie sich allerdings mit weniger zufrieden geben, wie der scheidende Chef der Großen Schleife ankündigte: «Wir werden keine ganze Etappe in Deutschland machen», sagte er.
Am Streckenrand der Etappen mit Ziel in Karlsruhe und Start in Pforzheim drängten sich die Massen schon Stunden vor der manchmal nur Sekunden dauernden Durchfahrt. Sperrstunden wurden aufgehoben, an größeren Plätzen feierten die Fans friedlich in eigens eingerichteten Biergärten. Überall lagen Rennräder der Hobby- Pedaleure, an den Anstiegen hatten sich die Fans rechtzeitig mit Wohnmobilen einen guten Platz gesichert, und die Straßen waren mit den Namenszügen von Ullrich & Co beschriftet. Von Aggressionen wie sie vor einem Jahr noch beim Bergzeitfahren in Alpe d'Huez vor allem Lance Armstrong (USA) und der Berliner Jens Voigt hatten erleben müssen, war nichts zu sehen, als die Fahrer die jubelnden Fans passierten.
«Es war abartig, wie viele Zuschauer da waren. Sie standen teilweise fast in 20er-Reihen. Es ist wunderschön», sagte Gerolsteiner-Fahrer Fabian Wegmann strahlend, nachdem er als erster bei der Etappe von Lunéville nach Karlsruhe die Grenze nach Deutschland passiert hatte. Publikumsliebling Jan Ullrich hatte nur ein Wort parat: «Gigantisch!» Und auch Rekordsieger Armstrong zollte den deutschen Radsport-Anhängern seine Hochachtung: «Die Zuschauer sind großartig.»
Trotz der Menschenmassen, die die Tour bei ihrem insgesamt elften Abstecher nach Deutschland mobilisierte, kam es zu keinen Zwischenfällen. «Alles ist so gelaufen, wie wir es geplant haben. Ich danke den zigtausend Besuchern an der Rennstrecke für ihr vorbildliches Verhalten», sagte ein Einsatzleiter der Polizei. Insgesamt zählten die Ordnungskräfte am Freitag rund eine halbe Million Zuschauer am Rand der Strecke, am Samstag rund 200 000.
Ganz auf die Tour müssen die deutschen Radsport-Fans im kommenden Jahr allerdings nicht verzichten, auch wenn es wegen der Fußball-WM (9. Juni bis 9. Juli) keinen Start oder keine Zielankunft in Deutschland geben wird. Denn, so kündigte Leblanc an, die Tour wird eine kleine Schleife von Straßburg aus, wo die Rundfahrt am 1. Juli 2006 startet, nach Deutschland machen. Sicher ist schon jetzt: Die Fans werden die Faszination der Tour wieder lebendig machen.