Gap (dpa) - Fahrersprecher Jens Voigt hat sich für einen Gentest aller Radprofis ausgesprochen. «Was vielleicht wirklich helfen würde, wäre, wenn man sagt, wir frieren am 1. Januar 2007 von jedem eine Blut- und Haarprobe ein», sagte der Tour-Etappensieger von Montélimar.
Gleichzeitig erklärte der 34-Jährige Voigt am zweiten Ruhetag in Gap seinen langsamen Rückzug aus dem Radsport. «Ein Jahr habe ich noch einen Vertrag. Danach werde ich das Rad an die Wand hängen und zwei Jahre nicht anrühren. Es sollen sich Spinnenweben darüber legen», sagte Voigt vor Journalisten. «Ich möchte mich von den Strapazen des Leistungssports erholen und würde am liebsten ein Café mit Buchladen in Berlin-Charlottenburg aufmachen. Ich wäre dort mein bester Kunde», betonte Voigt.
«Jeder Fahrer, der eine Lizenz hat, müsste seinen genetischen Fingerabdruck abgeben. Und der wird dann zehn Jahre aufbewahrt und im Zweifelsfall, wie jetzt bei dieser Affäre in Spanien, machen wir einen Abgleich. Oder man sagt, drei Jahre später: Hört zu, wir haben jetzt neue Tests, wir werden jetzt euer Blut nachträglich auf die neuen Sachen kontrollieren», erklärte Voigt in einem Interview mit der «Süddeutschen Zeitung» .
Voigt, Vorsitzender der Fahrer-Gewerkschaft und in Bjarne Riis' CSC-Mannschaft angestellt, die vor der Tour ihren Kapitän Ivan Basso wegen Doping-Verdachts suspendierte, hat persönlich in Doping-Fragen ein reines Gewissen: «Ich trainiere nur hart, ich weiß, was ich mache, und meine Frau Steffi würde mir den Kopf abschlagen, wenn ich mit so einem Scheiß ankommen würde.» Der Wahlberliner aus Mecklenburg kritisiert die Haltung vieler Berufskollegen, auch die des ebenfalls suspendierten Jan Ullrich: «Ich, der mit Doping überhaupt nichts zu tun hat und völlig unschuldig ist, muss dazu jetzt immer reden und die, die uns diese ganze Kacke eingebrockt haben, verstecken sich», sagte er in dem Interview weiter.
«Die Zeit für halbe Aktionen ist jedenfalls vorbei, man muss jetzt wirklich mit offenen Karten spielen und auch mal einen schmerzhaften Schnitt hinnehmen. Und wer wirklich zweifelsfrei schuldig ist, der muss dafür bezahlen. Ich dachte wirklich, dass es seit dem Skandal 1998 besser geworden ist. Ich dachte wirklich, sie hätten damals ein Krebsgeschwür rausgeschnitten», sagte Voigt, der 1998 bei seiner ersten Tour de France Journalisten bei der Doping-Recherche attestierte, einem «Schweinejob» nachzugehen und die Radprofis in großen Teilen ungerechtfertigt pauschal zu verurteilen.
Bevor die Suspendierung seines Kapitäns Basso, der in Italien wieder trainiert und erklärte, an der Vuelta ab 26. August teilnehmen zu wollen, offiziell bekannt wurde, hatte Voigt eine ungewöhnliche Strafe für Doper gefordert: «Alle auf den Scheiterhaufen».
CSC-Teamchef Riis widersprach einem Bericht der Zeitung «L'Equipe», wonach Giro-Gewinner Basso angeblich mit dem Team des zurückgetretenen Seriensiegers Lance Armstrong, Discovery Channel, in Vertragsverhandlungen stehe. Gleichzeitig lehnte er eine Stellungnahme zu den Doping-Vorwürfen gegen Basso im Zusammenhang mit dem spanischen Netzwerk um die Ärzte Fuentes und Bartres ab. «Ich werde mir die Dokumente der Guardia Civil nach der Tour de France durchlesen, danach Ivan Bassos Meinung einholen und erst dann öffentlich Stellung abgeben», sagte der Tour-Sieger von 1996, der in seiner aktiven Zeit ebenfalls des Dopings verdächtigt wurde.